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Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)

Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)

Titel: Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)
Autoren: Emily Bold
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Kapitel 1
     
    London
     
    D ein Vorschlag ist viel zu riskant!“, wehrte Amelie ab und vergrub ihr tränennasses Gesicht im Kopfkissen. „Ich bin verloren! Nichts und niemand wird mich retten!“, war ihr Schluchzen, gedämpft durch die Daunen, zu vernehmen.
    Goldene Strähnen hatten sich aus ihrer Frisur gelöst, als sie sich in ihrer Verzweiflung aufs Bett geworfen hatte. Ihre Augen waren gerötet und die Nase vom vielen Schnäuzen schon ganz wund.
    „Darum musst du dich selbst retten! Wenn du nur endlich aufhören würdest, dich zu bemitleiden, dann könnten wir uns an die Arbeit machen“, schimpfte Fiona und stemmte ihre Fäuste in die Hüften. Energisch drückte sie ihren Busen heraus und wippte ungeduldig mit dem Fuß. „Wir müssen uns beeilen, Amelie. Wenn Vincent zurückkommt, wird er darauf drängen, sofort nach Hause zu fahren. Ich musste ihn regelrecht anflehen, mir den Besuch bei dir zu gestatten.“
    Ein trauriger Ausdruck lag auf Fionas hübschem Gesicht. Sie schüttelte den Kopf, und ihre schwarzen Locken wippten.
    Sogleich vergaß Amelie ihre eigenen Sorgen und umarmte ihre liebste Freundin.
    „Du Arme! Es ist eine Schande, dass wir Frauen bei der Wahl unserer Ehemänner nicht gefragt werden. Du hättest doch niemals freiwillig einer Ehe mit Kingsley, diesem Griesgram, zugestimmt! Wie erträgst du das nur? Ich würde sterben!“
    „Weißt du, seit Neuestem hält sich Vincent eine Mätresse in London und belästigt mich im Ehebett nicht mehr so oft“, versuchte Fiona, ihre Freundin zu beruhigen.
    „Eine Mätresse? Um Himmels willen, Fiona! Das ist ja entsetzlich. Wie kannst du so etwas nur gutheißen?“ Amelies veilchenblaue Augen waren vor Schreck weit aufgerissen, und eine verlegene Röte überzog ihre Wangen.
    „Wenn du erst mit Lord Ansley verheiratet bist, wirst du wissen, warum ich froh darüber bin, dass er sich anderswo ertüchtigt. Männer sind ekelhaft, wenn sie ihre Lust befriedigen! Vincent röchelt dabei so, dass ich meine, ihn trifft jeden Moment der Schlag. Und das Schlimmste, meine Liebe, ist: Ich wünschte, es wäre so, denn dann könnte ich seinen verschwitzten Leib von mir stoßen!“
    Ein Blick in Fionas Augen zeigte Amelie, dass ihre Freundin jedes Wort ernst meinte.
    Amelie wich einen Schritt zurück und sank erneut auf das Bett. Wenn Fiona schon so empfand, wie sollte es ihr da erst ergehen? Schon immer war ihre Freundin viel mutiger und willensstärker gewesen als sie selbst. Fiona hatte sie oft beschützt und sich sogar einmal mit einem älteren Jungen gerauft, weil der Amelies Kleid beschmutzt hatte. Sie selbst neigte eher dazu, in Tränen auszubrechen und mit ihrem Schicksal zu hadern, als mutig einen Weg einzuschlagen, der sich als mühevoll erweisen könnte. Wie sie einem Mann im Ehebett gewachsen sein sollte, wagte sie sich nicht einmal vorzustellen.
    „Du hast recht! Wenn ich mir ausmale, wie Lord Ansley …“
    Amelie schüttelte es, und sie presste sich ein Kissen vor den Bauch. „Er ist achtundvierzig! Stell dir nur vor! Uns trennen dreißig Jahre, und wir haben nichts gemeinsam. Er hasst es sogar zu tanzen! Aber er ist reich wie ein Krösus ... und das ist alles, was meinen Vater interessiert!“ Amelie brach erneut in bittere Tränen aus. „Wenn doch nur Adrian zu mir zurückkehren würde!“
    Fiona trat ans Fenster und sah hinaus. Erleichtert stellte sie fest, dass von der Kutsche ihres Gatten noch nichts zu sehen war, dann setzte sie sich zu Amelie auf das Bett.
    „Ich glaube nicht, dass Adrian jemals wiederkommt. Und wenn, dann wird es zu spät sein. Bestimmt hat er dich längst vergessen. Du solltest dir meinen Rat zu Herzen nehmen. Glaube mir, ich habe mir das reiflich überlegt. Es ist dein einziger Ausweg aus einer Ehe mit Cliffard Ansley. Und ich habe genau den richtigen Kandidaten für dich“, erklärte sie aufgeregt.

 
Kapitel 2
     
     
    D eans Zigarre verströmte ihr angenehm süßes Aroma in Lucinda Rochesters Schlafgemach. Matt lehnte er am Kopfteil ihres perlmuttfarbenen Bettes und beobachtete sie beim Ankleiden. Ihr dunkles Haar glänzte im flackernden Licht der Kerzen und umspielte ihren schlanken Körper. Obwohl Lucinda mit ihren fünfunddreißig Jahren fast ein ganzes Jahrzehnt älter war als Dean sah man ihr dies kaum an. Sie genoss die Freiheit einer jungen Witwe und gewährte nicht nur ihm ihre Gunst. Vielleicht war dies der einzige Punkt an Lucinda, der Dean nicht gefiel. Er war nicht etwa eifersüchtig, denn er empfand
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