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Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)

Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)

Titel: Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)
Autoren: Emily Bold
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Wut. „Was zur Hölle ist hier los? Ansley hat mich von der Tanzfläche geschleift und gesagt, Shawe fordere dich zum Duell. Willst du vielleicht so gnädig sein, mir zu erklären, was dieser Unsinn soll?“
    Dean zuckte die Schultern. Sein sonst vor Lebendigkeit sprühendes Gesicht war fahl, und er suchte nach Worten.
    „Keine Ahnung, Dev. Ich schätze, ich stecke in Schwierigkeiten“, flüsterte er und deutete zu der schlanken, zusammengekauerten Gestalt hinüber. Amelie bot einen bemitleidenswerten Anblick.
    Devlin schüttelte den Kopf. „Du Narr! Da kommst du mit Lady Rochester, der begehrtesten Kurtisane Londons, hierher und steigst dann einem Kirchenmäuschen nach? Lord Shawe ist einer der besten Schützen Englands! Ein Duell mit ihm würde dich den Kopf kosten!“
    „Ich weiß, aber es ist nicht so, wie du denkst! Sie lag bewusstlos am Boden, eine Frau – vielleicht eine Freundin von ihr – bat mich zu bleiben und ging, um Hilfe zu holen. Was hätte ich tun sollen?“
    Devlin schwieg.
    „Dev?“
    Schweigen.
    Dean verfluchte sich selbst – und natürlich dieses blonde Gift, welches es selbst jetzt nicht wagte, ihn anzusehen.
    Bedauernd schlug Devlin ihm schließlich auf die Schulter und erhob sich schnaubend.
    Mit autoritärer Stimme verlangte er die Aufmerksamkeit aller. Selbst Amelie beobachtete ihn unter gesenkten Lidern heraus.
    „Meine Herren, wie es scheint, stehen wir vor einem Problem.“
    „Und ich gedenke, dieses Problem im Morgengrauen zu lösen!“, rief Lord Shawe und strich sich eine seiner lichten grauen Strähnen über die Stirn zurück. „So leicht kommt mir dieser Bursche nicht davon! Er hat Amelies Leben zerstört! Eine Kugel in der Brust scheint mir ein angemessener Preis für eine geplatzte Verlobung, Lord Weston“, vertrat Shawe seinen Standpunkt.
    „Ich stimme Euch zu, Lord Shawe. Aber …“, Devlin trat zu Amelie und hob ihr Gesicht an, „… aber bedenkt, dass es Euch zwar angemessen erscheint, meinen Bruder zu lynchen, Eurer Tochter damit aber nicht gedient wäre. Im Gegenteil, alle Welt würde über die Sache sprechen. Ihre Aussichten auf eine Ehe, selbst weit unter ihrem Stand, wären dahin.“
    Wieder rannen die Tränen über Amelies gerötete Wangen. Sie hatte nicht damit gerechnet, ihr Vater würde verlangen, ihre Ehre zu verteidigen. Was, wenn er in dem Duell verletzt werden würde? Oder gar der unschuldige Dean Weston, der nichts ahnend in ihren und Fionas Plan hineingeraten war. Ihre Selbstvorwürfe waren so groß, dass sie es nicht schaffte, die Tränenflut zu stoppen.
    „Wir sollten eine etwas konventionellere Lösung der Angelegenheit anstreben, wenn Ihr mich fragt“, erklärte Devlin ruhig und trat an die Anrichte neben dem Kamin. Bedächtig schenkte er mehrere Gläser Brandy ein und reichte eines davon Amelies Vater, dessen Gesichtsfarbe sich zumindest etwas normalisiert hatte.
    „Ich frage Euch aber nicht, Weston! Ich verlange Satisfaktion!“, tobte Lord Shawe.
    Trotz oder vielleicht gerade wegen der in der Luft schwebenden Bedrohung warf Dean einen sehnsüchtigen Blick hinüber zu den vollen Gläsern, wagte es aber nicht, sich zu erheben. Sein Bruder würde das schon geradebiegen – das tat er immer.
    „Entweder dies oder er wird meine Tochter heiraten müssen!“, fuhr Lord Shawe unnachgiebig fort. 
    „Niemals!“ 
    Dean sprang auf, aber Devlin drückte ihn zurück auf das Polster, ohne ihm Gelegenheit zu geben, noch weiter Einspruch zu erheben.
    „Das scheint der Situation angemessen“, stimmte Devlin nüchtern zu, und sein Blick warnte Dean davor, ihm zu widersprechen. Aber immerhin ging es hier um seine Zukunft. Um sein Leben und nicht das seines Bruders. Er würde sich nicht so einfach in eine ungewollte Ehe zwingen lassen.
    „Lord Shawe …“, mischte er sich entschieden ein. „… ich bedauere welcher Eindruck entstanden sein mag, aber Eurer Tochter ist nichts geschehen. Ich versichere Euch, Ihr missversteht die Situation, in der Ihr uns angetroffen habt. Warum Lady Amelie zu diesen unsinnigen Vorwürfen schweigt, ist mir nicht klar, aber sicher möchte sie – genauso wenig wie ich – nur aufgrund der Geschehnisse dieses Abends ihre Verlobung gelöst sehen und in eine ungewollte Ehe gedrängt werden. Wir sind uns ja nicht einmal bekannt!“
    Als Amelie sich erhob, atmete Dean erleichtert durch. Endlich schien  sie den Mut aufzubringen, die Wahrheit zu sagen. Warum auch immer sie so lange geschwiegen hatte, nun würde sich dieses
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