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Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)

Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)

Titel: Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)
Autoren: Emily Bold
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Debakel endlich lösen. Aber, anstatt sich an ihren Vater zu wenden, trat sie neben ihn und berührte sachte seinen Arm.
    „Mylord …“, flüsterte sie, „… warum brecht Ihr mein Herz? Ihr sagtet, ... Ihr liebt mich.“ Damit raffte sie ihre Röcke und rannte schluchzend aus dem Raum. In der Stille, die nun folgte, klangen ihre davoneilenden Schritte im Takt seines beschleunigten Herzschlags wie der Trommelwirbel zu seiner Hinrichtung. 
    „Dieses Miststück!“, rief Dean entrüstet, erntete dafür einen Kinnhaken ihres Vaters und ging zu Boden.
    Devlin hatte Mühe, den Earl of Lindale, der dabei war, nun auch mit seinen Stiefeln nach Dean zu treten, von seinem Bruder fortzuziehen.
    „Ihr werdet sie heiraten – und zwar schon morgen, oder ich töte Euch, Weston! Ist das klar?“, brüllte Amelies Vater und landete trotz Devlins Bemühungen noch einige schmerzhafte Treffer.
    „Mylord, beruhigt Euch! Ich werde meinen Bruder zur Besinnung bringen. Er wird tun, was getan werden muss, das versichere ich Euch. Er wird die Verantwortung übernehmen.“
    Dean riss die Augen auf. Hätte er nicht genau gewusst, dass er sich immer auf Devlin verlassen konnte und dieser vermutlich mit seinem Gerede seinen Hals zu retten versuchte, hätte er fast den Eindruck haben können, sein Bruder führe ihn eigenhändig zur Schlachtbank.
    Aber Devlin war es zumindest gelungen, Lord Shawe zum Zuhören zu bewegen.
    „Wie Ihr Euch denken könnt, bin ich selbst nicht gerade darüber erfreut, dass meines Bruders Fehlverhalten ein schlechtes Licht auf unsere Familie und damit auch auf meine bevorstehende Heirat mit Lady Langston wirft. Diese Sache sollte am besten, ohne weiteres Aufsehen zu erregen, aus der Welt geschafft werden. Immerhin müssen wir auch Lord Ansleys Ruf bedenken.“
    Devlin streckte Dean die Hand entgegen und half ihm auf die Beine. Sollten sie doch eine Lösung finden, die Klatschmäuler zu stopfen, dachte Dean. Ihn interessierte das nicht. Sich das Blut aus dem Mundwinkel wischend, nickte er mit verbitterter Miene den Herren zu, ehe er auf demselben Weg floh wie die Frau, die dabei war, sein Leben zu zerstören. 
    „Wo will er hin?“, fragte Shawe wütend und wollte folgen, aber Devlin trat ihm in den Weg.
    „Lasst ihn. Er wird tun, was Ihr verlangt“, stellte Devlin klar.
     

     
    Dean eilte durch den schwach ausgeleuchteten Gang. Aus dem Erdgeschoss drangen Musik und das fröhliche Gelächter der Ballgäste an sein Ohr. Hier oben jedoch herrschte eine drückende Atmosphäre. Er schmeckte das Blut auf seiner aufgeplatzten Lippe, und er hatte Schmerzen, wo Shawes Tritte ihn getroffen hatte. Er brauchte Ruhe, um über das nachzudenken, was gerade geschehen war, und – noch viel schlimmer –, was morgen sein würde.
    Gerade, als er sicher war, der Gesellschaft der Herren entkommen zu sein, vernahm er vor sich leises Schluchzen.
    „Verdammt!“, murmelte er und blieb stehen. Das Letzte, was er wollte, war diesem verlogenen Weib gegenüberzutreten. Aber es war zu spät. Sie hatte ihn schon bemerkt und trat aus der Fensternische, in der sie offenbar gekauert hatte.
    „Ich hatte gehofft, dass Ihr es seid“, murmelte sie, und ihre Hände kneteten ihr Spitzentaschentuch, während sie ihm zum ersten Mal in die Augen sah.
    „Warum? Ihr müsst mir nicht länger im Dunkeln auflauern, denn Ihr habt erreicht, was Ihr offensichtlich wolltet.“ Verächtlich glitt sein Blick über seine Zukünftige. Ihre jetzt so adrette Art machte ihn wütend, denn sie hatte ihn schamlos und hinterhältig in eine Falle gelockt. Dass sie aussah wie ein Engel, störte ihn gewaltig! 
    Sie blinzelte – ein kleines Zeichen ihrer Unsicherheit.
    „Euch zu verletzen, war nicht meine Absicht“, verteidigte sie sich schüchtern und trat einen Schritt auf ihn zu. 
    Devlin hatte große Mühe, nicht seine Hände um ihren schlanken Hals zu legen und sie zu würgen. Mit vor Ironie triefender Stimme presste er seine nächsten Worte hervor:
    „Tatsächlich? Dann muss ich Euch natürlich vergeben, dass Ihr mich getäuscht, meine Sorge um Euer Wohlergehen ausgenutzt und, ohne einzuschreiten, zugesehen habt, als Euer Vater mich umbringen wollte.“
    Sie zuckte, als hätte er sie geschlagen, wandte sich ab und sah aus dem Fenster. Das Mondlicht versilberte ihr Antlitz, und wie schon im Garten weckte dies Deans Beschützerinstinkt. Doch er würde den Teufel tun, dieser Hexe noch einmal zu nahe zu kommen. Leise hörte er sie sagen: „Ihr mögt mich
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