Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer paßt schon gern auf Mädchen auf?

Wer paßt schon gern auf Mädchen auf?

Titel: Wer paßt schon gern auf Mädchen auf?
Autoren: Ann Mari Falk
Vom Netzwerk:
Jan träumt

    Jan war endlich wieder fieberfrei.
    „Du mußt jetzt lieb sein und noch ein bißchen im Bett bleiben“, sagte Mama. „Am Samstag habe ich eine große Überraschung für dich.“
    Jan wollte natürlich sofort wissen, was das für eine Überraschung sei.
    „Kleiner Dummkopf“, entgegnete Mama lächelnd, „dann ist es doch keine Überraschung mehr.“
    Damit gab sich Jan aber nicht zufrieden. „Sag mir wenigstens, wie es aussieht“, bettelte er. „Kann ich es anfassen? Ist es ein hartes oder ein weiches Paket?“
    „Es ist überhaupt kein Paket“, antwortete Mama verschmitzt.
    „Hart oder weich?“ wollte Jan unbedingt wissen. Eins von beiden mußte es ja sein. Entweder — oder.
    Jan setzte sich fast immer durch. Meistens bekam er, was er wollte.
    Diesmal wünschte er sich einen treuen Hund und ein knallrotes Fahrrad. Er stellte sich das Fahrrad in Papier gewickelt vor — mit einer riesigen bunten Schleife.
    Das sah vielleicht komisch aus. Er mußte lachen.
    Aber noch komischer war ein Hund als Paket verschnürt.
    „Es ist weich“, gab Mama schließlich nach. „Mehr verrate ich nicht.“ Jan kroch unter die Bettdecke. Er lag ganz still und dachte nach. Das war vielleicht aufregend. Er schwitzte am ganzen Körper. Seine Füße zitterten. Kam etwa das Fieber wieder?
    Nur keine Angst! Jan freute sich sehr. Am liebsten wäre er vor Glück mit Nalle durchs Zimmer gesprungen.
    Nalle saß jetzt auf dem Kopfkissen. Nalle war ein Teddybär.
    „Ich glaube, ich bekomme am Samstag einen richtigen, echten Hund“, sagte Jan zu Nalle und den vielen anderen Stofftieren. „Wenn es doch so wäre.“
    Es war aber nicht so! Zum Glück wußte Jan das nicht.

    Jan fand es furchtbar langweilig, allein im Bett zu liegen. Die Tage wollten und wollten nicht vergehen. Noch nie ließ ein Samstag so lange auf sich warten.
    Aber Jan murrte nicht. Er aß sein Essen auf und nahm geduldig seine Medizin ein, obwohl sie scheußlich schmeckte — noch viel schlimmer als Lebertran. Sogar beim Fiebermessen leistete er keinen Widerstand.
    Mama erkannte ihren Jungen nicht wieder. So gehorsam war er noch nie gewesen.
    Soll ich den Arzt noch einmal kommen lassen? überlegte Jans Mutter verwirrt.

    Als Papa nach Hause kam, machte Jan immer noch diesen merkwürdigen Eindruck.
    „Hallo, Jan. Wie geht es dir?“
    „Gut“, antwortete der Junge.
    „Tut dir irgend etwas weh?“ fragte Papa besorgt und runzelte die Stirn.

    „Nein!“
    „Was hast du denn heute den ganzen Tag getrieben?“ wollte sein Vater wissen.
    Jan kniff trotzig die Lippen zusammen. Er durfte auf keinen Fall verraten, daß er wußte, wie die Überraschung am Samstag aussah. Das wollte er seiner Mutter und seinem Vater nicht antun.
    In diesen Dingen waren seine Eltern nämlich sehr kindisch. An Weihnachten und an seinem Geburtstag mußte er sie jedesmal beschwindeln. Er spielte seine Rolle natürlich überzeugend. Er klatschte in die Hände vor Begeisterung über die vielen schönen Geschenke und tat so überrascht wie nur möglich. Dabei hatte er schon lange vorher alle Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenke in Mamas Schubladen und Schränken gefunden.
    Heute stellte er sich den ganzen Tag vor, er spiele mit seinem Hund. Das war herrlich!
    Jan hatte keine Geschwister. Er war das einzige Kind im ganzen Haus. Darüber war er gar nicht so unglücklich, denn er spielte gern allein.
    Kurz bevor er krank wurde, war Jan in die Schule gekommen. Dort gefiel es ihm überhaupt nicht. Er verstand nicht, warum sich die Kinder dauernd zankten und schlugen.
    Jan wurde von den anderen ausgelacht und verspottet, weil er der Längste und Dünnste in der Klasse war. Leider trug er auch noch eine Brille.
    Schon am ersten Tag wurde er verprügelt. Mit starkem Nasenbluten kam er nach Hause.
    „Du mußt dich wehren! Du mußt Zurückschlagen!“ meinte sein Vater.
    Am nächsten Tag schlug Jan zurück.
    Da mischte sich die Lehrerin ein: „Jan An-dersson. Was fällt dir eigentlich ein?“ keifte sie.
    „Mein Vater hat gesagt, ich soll mich wehren“, verteidigte er sich. Das glaubte ihm die Lehrerin nicht. Sie sagte, er sei ein unverschämter, frecher Lügner.
    Die Schule war so ungerecht und dumm, daß Jan es richtig schön fand, krank zu sein.
    Am dümmsten war die Lehrerin.
    Jan konnte längst lesen, schreiben und rechnen. Trotzdem mußte er sich bei Buchstaben und einzelnen Zahlen aufhalten.
    Auch die Klassenkameraden waren doof. Der allerdoofste hieß Martin. Er hatte Jan auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher