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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer
Autoren: Marcia Muller
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Stimme, die hervorsticht. Die Botschaft, die du von Hy kriegst,
ist stärker als alles, was ich dir senden könnte. Ich weiß das, und du weißt es
auch.«
    Ich drückte seine Hand und starrte auf
die nunmehr flammenden Berge. Wir empfanden beide dieselbe Traurigkeit,
dasselbe Bedauern, aber bei mir würden diese Gefühle verblassen, sobald ich
über dem Pazifik war, meinem Zuhause und der Zukunft entgegenflog. Er würde
hier bleiben, zwischen Dingen, die ihn an das erinnerten, was hätte sein
können.
    Er sagte: »Ich mag Hy. Zum Teufel, ich
bewundere ihn. Und es ist nicht leicht, den Mann so zu sehen, der die Frau hat,
die man will. Aber er ist ein toller Kerl — ganz schön schwer, einfach
loszulassen und friedlich wegzugehen, so wie er, wenn alles in einem danach schreit,
festzuhalten und sich verdammt unfriedlich aufzuführen.«
    »Du bist auch ein toller Kerl, Russ.
Das beweist du jeden Tag, durch das, was du für die Menschen tust, die dir
wichtig sind.«
    » Mahalo.« Er strich mit den
Fingern über meine Wange und küsste mich auf die Stirn. »Die Sonne ist da,
schöne Frau. Unsere Zeit hier ist um. Es gibt eine Mittagsmaschine von Honolulu
nach San Francisco. Ich bring dich hin.«
    Ich lächelte ihn an. »Mahalo, Russ.«

10. APRIL
     
     

Touchstone
15
Uhr 47
    Hy hatte mich kommen hören und wartete
schon neben unserer unbefestigten Landebahn, als ich die gemietete Cessna 150
auf den betonierten Abstellplatz lenkte und neben der 172, die er offenbar
immer noch flog, zum Stehen brachte. Während ich den Motor abstellte und meine
Sachen zusammensammelte, schob er Keile unter die Räder und kam dann herum, um
mir aus der Maschine zu helfen.
    »Wird auch Zeit, McCone«, sagte er.
    Das waren dieselben
sachlich-feststehenden Worte, die er vor Jahren gesagt hatte, als ich,
ebenfalls unangekündigt, vor der Tür seines Ranchhauses in Mono County
gestanden hatte, etwa fünf Monate nach unserer ersten Begegnung. Jetzt zeigte
er sich nicht mal erstaunt, dass ich ihn hier vermutet hatte.
    Er schloss die Flugzeugtür und klopfte
auf die Tragfläche. »Wo hast du denn diese Kiste aufgetrieben?«
    »Erkennst du sie nicht? Die alte
Zwo-fünnef-Whiskey.«
    »Du lieber Gott, die wird ja stündlich
schäbiger! Das billigste, was sie hatten, was?«
    »Genau.«
    Wir gingen über das eiskrautbewachsene
Terrain auf unser Steinhäuschen zu. Die Pflanzen zu unseren Füßen standen in
voller Blüte — magentafarben, rot, orange. Plötzlich fiel mir etwas ins Auge.
Ich blieb jäh stehen, starrte hin. Ein Bulldozer.
    »Ripinsky! Sie haben angefangen!«
    Er grinste. »Heute Morgen. Die neue
Baufirma hat die alten Grundmauern eingeebnet.«
    »Die neue Baufirma?«
    »Ich habe Virgil gefeuert. Ich hab ja
schon die ganze Zeit gesagt —«
    »Was ist das überhaupt für ein Name für
einen Bauunternehmer?«
    Er nahm mich an der Hand und führte
mich zu der Stelle, wo einmal unser neues Haus stehen sollte. Keine Spur mehr
von den alten, rußgeschwärzten Fundamenten.
    Ich fragte: »Und wie heißt dieser neue
Baumensch?«
    »Florian.«
    »Du bist von Virgil auf Florian
umgestiegen?«
    »Keine Bange. Er ist helle und ehrlich,
und seine Leute erscheinen pünktlich und nüchtern. Jedenfalls war’s heute
Morgen so.«
    »Wunder über Wunder.« Ich starrte auf
den Bulldozer. Er verschwamm vor meinen Augen. Hy hatte mich auf Kauai
zurückgelassen, ohne irgendein beruhigendes Wort von mir, dass wir es schon
schaffen würden, unsere Beziehung wieder zu kitten. Aber er hatte dennoch fest
genug an uns beide geglaubt, um diesen neuen Baumenschen anzuheuern und unsere
Hausbaupläne voranzutreiben.
    »Bin froh, dass du wieder da bist«,
sagte er, und es klang ein bisschen schüchtern.
    »Ich auch.« Das klang noch viel
schüchterner.
    »Starker Tobak, was da bei den
Wellbrights abgelaufen ist.«
    »Kam das hier in den Nachrichten?«
    »Kurz. Den Rest hab ich von Tanner. Er
hat mich gestern über unser Büro in Honolulu aufgespürt und angerufen. Hat
gemeint, er wollte mich informieren, weil du wahrscheinlich noch nicht drüber
reden wollen würdest.«
    »Hat er sonst noch was gesagt?«
    »Du meinst, was Persönliches? Nein.«
    Ich warf einen Blick zu ihm hinüber und
sah seine neutrale Miene. Ging zum Bulldozer und trat dagegen, um zu prüfen, ob
ich das Ganze nicht vielleicht nur träumte.
    »Ach, übrigens«, fuhr Hy fort, »er hat
gesagt, ich soll dir sagen, dass Drew festgenommen wurde und Stephanie Jillian
in eine gute Privatklinik gebracht hat,
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