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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer
Autoren: Marcia Muller
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Hand, als erwöge er, sie sich selbst
zu setzen. Dann schmiss er sie weg, und sie sprang von der obersten Steinplatte
des Heiau zu Boden. Sein Mund verzerrte sich, als bemühte er sich, nicht
zu weinen.
    Er sagte: »An dem Tag, als sie starb,
als ich es Jill gesagt habe... da sagte Jill: ›Celia hat versucht, deinen Vater
noch mal umzubringen.‹«
    Der Hubschrauber kam jetzt über die
Klippen herangeschwebt, und sein Suchscheinwerfer schwenkte über den Boden.
Matthew legte den Kopf zurück und starrte geblendet nach oben. Sah dann wieder
mich an, Panik in den Augen. Ich spürte, was er dachte: keine Chance, aus
dieser Klemme herauszukommen, keine Flucht nach vorn möglich. Er war klug
genug, um zu wissen, dass er wegen Entführung angeklagt und wahrscheinlich auch
des Mordes an Tommy Kaohi überführt werden würde.
    Plötzlich bewegte er sich. Ich dachte
zuerst, er wolle auf mich losgehen, und wappnete mich. Aber er stürzte in die
andere Richtung, am Heiau vorbei. Ich hörte seinen Laufschritt auf dem harten
Erdboden.
    Er rannte in Richtung Meer.
    Der Scheinwerferkegel des
Polizeihubschraubers fand ihn und folgte ihm, und als ich am oberen Ende des
Hangs ankam, stand er auf den Klippen. Ich schrie: »Matthew, kommen Sie
zurück!« Aber meine Worte gingen im Motorgedröhne unter.
    Er schaute seitwärts auf den
Brotfruchtbaum, dann zu dem Hubschrauber empor.
    »Nicht!« Ich rannte los.
    Zu spät. Er erhob sich auf die
Zehenspitzen, die Arme ausgebreitet, und stürzte sich mit einem ungraziösen
Kopfsprung in die Tiefe.
    Ein weiterer verzweifelter Geist, der
die Heimkehr suchte.

9. APRIL
     
     

Kauai
6
Uhr 53
    Tanner erwartete mich, als ich aus der
hell erleuchteten Polizeiwache von Waimea ins erste Morgengrauen hinaustrat.
Der Hubschrauber stand inmitten eines Rudels von Artgenossen in der Nähe des
Parkplatzes.
    »Hey, alles okay?«
    Ich nickte matt, weil ich lieber
ignorieren wollte, wie grässlich ich mich fühlte.
    »Hab’s über Funk gehört und auch schon
mit einem Kumpel von der Polizei geredet. Krasse Geschichte. Tragisch, das mit
Matt.«
    »Er hat sich der Situation auf die
einfachste Art entzogen.«
    »Na ja, wie auch immer, ich hab mir
gedacht, ich flieg besser mal hier runter und bring dich zurück. Wo ist Sweet
Pea?«
    »Drinnen, Peter scharwenzelt um sie
herum. Und du solltest sie nicht mehr so nennen. Süß ist an ihr gar nichts.«
    »Du klingst ziemlich stinkig.«
    »Bin ich auch.« Ich steuerte auf den
Hubschrauber zu.
    »Willst du nicht auf die beiden
warten?«
    »Nein. Peter, Ben und Stephanie sind
zusammen hergefahren. Die Cops sind noch nicht fertig mit ihnen. Wird noch eine
Zeit lang dauern. Ich dagegen bin fertig — jedenfalls mit Glenna.«
    »Willst du mir davon erzählen?«
    Ich lehnte mich gegen den großen roten
Vogel und rieb mir die Stirn, wo der Kopfschmerz pochte. »Ja. Ms. Sweet Pea hat
mich belogen, seit ich hier bin. Na ja, vielleicht nicht im klassischen Sinn,
aber sie hat mir auf jeden Fall nicht alles gesagt. Hätte sie’s getan, wären
drei Menschen vielleicht noch am Leben: Tommy Kaohi, Celia und Matthew.«
    »Mein Kumpel hat mir das meiste erzählt.«
    »Dann weißt du also, dass Glennas
Mutter —«
    »Ja. Und ich weiß auch, was mit ihr und
Elson passiert ist.«
    »Gut. Ich glaube nicht, dass ich’s
verkraften würde, das alles noch mal von vorn aufzurollen. Glenna hat den
Aktenkoffer ihrer Mutter im Haus ihres Vaters in der Nähe von Melbourne
gefunden, auf dem Speicher, als sie dort war, um den Nachlass aufzulösen. Er
war in einem Paket, adressiert an Abigail Carew und abgestempelt in Waimea, im
November 1992 — zwei Monate, nachdem Abigail ihren Mann verlassen hatte, und
vermutlich zu der Zeit, als Jillian sich wieder stark genug fühlte, um dort
hinzufahren und das Paket aufzugeben. In dem Köfferchen lagen Abigails
Flugticket, ihr Pass, Elsons Manuskript, sein Tagebuch und ein Brief von
Jillian mit der Bitte um Verzeihung. Das Paket war nie geöffnet worden.«
    »Und da hat Glenna dann nachgeforscht
und rausgekriegt, wer Elson war.«
    »Zu allem Überfluss auch noch mit Hilfe
von Materialien über Ermittlungstechniken, die ich ihr zur Verfügung gestellt
hatte, weil sie so tat, als wollte sie ein Feature über mein Metier drehen.
Irgendwann hat sie dann Kontakt mit Peter aufgenommen und ihn dazu gebracht,
diesen Film zu finanzieren, damit sie einen Vorwand hatte, hierher zu kommen,
sich an die Familie ranzuschleichen und rauszufinden, was mit Abigail
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