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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer
Autoren: Marcia Muller
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bulligen Mann, der eine tödliche Spritze
hatte, auch nicht viel mehr. Aber da waren ja noch alle möglichen anderen Dinge
in meiner Tasche. Irgendwas dabei, womit sich eine Waffe simulieren ließ?
    Ich fühlte herum. Brieftasche,
Scheckbuch, Lippenstift, Sonnenbrille, eine lange, schlanke Stablampe —
    Sie hatte die richtige Farbe, würde im
Mondlicht wie Waffenmetall schimmern. Und wenn ich die Hände auf eine ganz
bestimmte Art um das Birnchenende legte, würde sie vielleicht wie eine Pistole
aussehen.
    Ich zog sie heraus, streckte sie mit
beiden Händen von mir.
    Ja!
    Ich zögerte dennoch. Meine Hände waren
feucht, und ich fror trotz der lauen Nacht. Ich atmete tief ein, ließ meinen
Adrenalinspiegel steigen, während ich auf die Geräusche um mich herum horchte.
Leises Zuckerrohrrascheln, Brandungsrauschen. Trügerische Stille, aber die Zeit
wurde knapp.
    Ich sagte mir, dass ich einfach nur
eine Theaterrolle spielte. Das Requisit richtig einsetzen, und es würde
überzeugend rüberkommen. Ich umfasste die Stablampe mit beiden Händen, so wie
ich meine Magnum .357 gehalten hätte, rannte los und schwenkte die »Pistole«
von einer Schattenstelle zur anderen. Der Mond war mein Bühnenspot.
    Unter den Bäumen beim Heiau duckte ich mich hin und horchte wieder.
    Plötzlich ein Rascheln hinter mir.
    Ich wirbelte herum, ging in
Schießstellung, brachte die Stablampe in Anschlag.
    Matthew kam etwa vier Meter weiter zum
Stehen, keuchend, Haarsträhnen in der Stirn, die Brille schief auf der Nase.
Ein Mondlichtstrahl flimmerte durch die windbewegten Äste und ließ die
Spritzennadel in seiner rechten Hand aufblitzen.
    »Keinen Schritt weiter«, sagte ich.
»Spritze fallen lassen und mit dem Fuß hierher schieben.«
    Er ließ die Hand samt Spritze
herabsinken. Mit der anderen Hand strich er sich die Haare zurück, rückte seine
Brille gerade. Das eine Glas war zersplittert; vielleicht würde er ja nicht
erkennen können, dass das hier keine Pistole war.
    Ich sagte: »Ich weiß von Ihrem Vater
und Abigail Carew. Ich habe Glenna gefunden, sie ist jetzt in Sicherheit. Und
ich habe die Polizei gerufen; sie sind schon unterwegs. Sie werden jetzt die
Spritze fallen lassen. Dann gehen wir zur Mühle zurück und warten auf die
Polizei.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Doch, Sie können. Sie können nach
sechs Jahren diesem Albtraum endlich entkommen. Sie und Jillian haben doch
weiter nichts getan, als zwei Leichen auf ungesetzliche Weise zu beseitigen.«
Überraschung spiegelte sich um seinen Mund.
    Ich fuhr fort: »Ich weiß, dass Celia
sie getötet hat. Sie beide haben die Sache nur für sie vertuscht.«
    Lange Schweigepause. Dann: »Wenn dem so
wäre, hätten wir uns doch nachträglich zu Komplizen gemacht.«
    »Sie war Ihre Mutter, Matthew. Glauben
Sie wirklich, der hiesige Staatsanwalt wird Anklage gegen Sie erheben? Wenn man
bedenkt, wie Sie und Jillian gelitten haben?«
    Keine Antwort. Er dachte nach,
überlegte, ob es irgendetwas gab, was ihn mit Tommy Kaohis Tod in Verbindung
bringen konnte. »Was ist mit dieser Stanleigh? Die wird behaupten, ich hätte
sie am Flughafen gekidnappt.«
    »Haben Sie das getan?«
    »Nein, ich hab sie hierher gebracht,
damit wir unter vier Augen reden könnten. Sie ist hysterisch geworden und auf
mich losgegangen.«
    »Na bitte, da sehen Sie’s. Und ich sage
Ihnen, sie ist ganz schön eingeschüchtert. Eingeschüchtert genug, würde ich meinen,
um auf Ihr Angebot einzugehen.«
    Sirenen jetzt in der Ferne. Matthew
leckte sich über die Lippen, sah auf das, was er immer noch für eine Pistole
hielt. Taxierte seine Chancen, mich zu überwältigen.
    »Ich bin eine gute Schützin«, sagte
ich. »Auf kurze Entfernung schieße ich garantiert nicht daneben.«
    Er trat von einem Fuß auf den anderen,
warf einen kurzen Blick zu einem Hubschrauber hinüber, der jetzt vor der Küste
rasch näher kam. »Wie haben Sie das mit Mutter rausgefunden?«
    »Russ hat mir von ihrer Neigung zur
Gewalttätigkeit erzählt. Und ich habe das Filmmaterial gesehen, von der
Situation, bevor sie von der Klippe stürzte. Sie war vorher nie bei den
Dreharbeiten dabei gewesen, hatte also keine Ahnung, welch verblüffende
Ähnlichkeit Eli Hathaway nach der Maske mit Elson hatte. Als sie ihn sah,
brannte in ihr etwas durch. Ihr Gesicht war wutverzerrt, und sie hatte die Arme
ausgestreckt, um ihm einen Stoß zu geben. Er sollte über die Klippe
gehen.«
    Matthew nickte und sackte in sich
zusammen. Er sah auf die Spritze in seiner
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