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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer
Autoren: Marcia Muller
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Mutter hieß Abigail Carew.«
    Im ersten Moment konnte ich nicht
glauben, was ich da hörte. Dann drang die volle Bedeutung dieser Information zu
mir durch.
    Meine Mutter habe ich geliebt, aber sie
war nie da. Sie war Fotojournalistin und viel auf Reisen, also wurde ich von
Kindermädchen großgezogen und dann nach England in ein Internat verfrachtet.
Als ich in L.A. studiert habe, ist Mom mit einem anderen Mann auf und davon
gegangen...
    Die Fotojournalistin: Abigail Carew.
    Der andere Mann: Elson Wellbright.
    Das waren also Glennas wahre
Beweggründe.
    »Shar?«, sagte Mick.
    »Danke, du hast mir sehr geholfen. Viel
Glück bei den Personensuchjobs.«
    Ich unterbrach die Verbindung, suchte
Mona Davenports Nummer heraus und rief sie an. Als ich meinen Namen genannt
hatte, klang sie gedämpft und wenig redewillig.
    »Nur ein paar Fragen, Mrs. Davenport,
dann lasse ich Sie in Ruhe. Gehe ich richtig in der Annahme, dass sich Elson
Wellbright im September 1992 mit einer Fotojournalistin namens Abigail Carew
aufs Festland absetzen wollte?«
    Schweigen. Dann: »Das haben Sie also herausgefunden.
Darf ich fragen, wie?«
    »Bitte beantworten Sie einfach nur
meine Frage. Es ist sehr dringend.«
    »Also, ja, das wollte er.«
    »Erzählen Sie mir von ihr.«
    »Sie war aus Australien. Verheiratet.
Platte erwachsene Kinder und einen Ehemann, den sie nicht mehr liebte. Sie und
Elson trafen sich auf einer Reportagereise Ende der achtziger Jahre, richteten
es so ein, dass sie möglichst oft im Team arbeiten konnten. Er lebte für die
Wochen, die er mit ihr irgendwo auf der Welt verbrachte. Aber nach ein paar
Jahren wollten sie beide geregelte Verhältnisse.«
    »Sie kam damals im September nach
Kauai?«
    »Ja. Ich habe Elson gewarnt, dass das
unklug sei, weil Celia dahinter kommen könnte, aber er wollte unbedingt, dass
Abigail die Insel sah, bevor er für immer von hier wegging. Also habe ich Celia
die meiste Zeit beschäftigt.«
    »Wann sind Abigail und Elson
aufgebrochen?«
    »Am Tag vor Iniki. Östlich der
Hauptinsel gab es einen Hurrikan, der bedrohlich schien, aber Elson hatte schon
die ganze Zeit einen kleineren Sturm verfolgt — Iniki. Und weil er das
Wettergeschehen hier so gut kannte, hat er sich deswegen mehr Sorgen gemacht.
Also beschlossen sie, die Nacht vor ihrem Abflug in Oahu zu verbringen.«
    »Wollten sie nach New Mexico?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er hat Ihnen nicht gesagt, wo es
hingehen sollte?«
    »Er hat gesagt, Abigail habe noch in
New York zu tun und werde sein Manuskript zu dieser Agentin bringen, aber er
wolle gleich in ihr neues Zuhause. Sie sollte dann ein paar Tage später nachkommen.«
    »Es fällt mir schwer zu glauben, dass
Sie keine Adresse hatten, keinerlei Möglichkeit, Kontakt mit ihm aufzunehmen.«
    »So wollte es Elson nun mal. Er sagte,
alle Brücken abzubrechen sei seine einzige Chance, spurlos zu verschwinden.«
    »Das hielt er für nötig? Spurlos zu
verschwinden?«
    »Abigails Mann war ein sehr
einflussreicher und possessiver Mensch. Und Elson...«
    »Ja?«
    »Elson hatte erhebliche Summen aus dem
flüssigen Familienvermögen abgezweigt. Er hatte Angst, Celia könnte ihn
aufspüren und rechtliche Schritte unternehmen.«
    »Verstehe.«
    »Es war ja kein Verbrechen, Ms. McCone.
Was er genommen hat, war viel weniger, als ihm sein Vater vererbt hatte, und
schließlich herrscht ja hier bei uns kein Kollektiveigentum.«
    »Das ist mir bewusst.«
    »Sonst noch was?« Sie war jetzt kurz
angebunden und defensiv. »Nein, Mrs. Davenport, Sie haben mir alles gesagt, was
ich wissen musste.«
     

21
Uhr 41
    Während ich das
Wolkenkratzer-Neongefunkel von Oahu in der Ferne entschwinden sah, dachte ich
über die Geschehnisse im September 1992 nach. Setzte alles, was ich seit meiner
Ankunft auf diesen Inseln erfahren hatte, zu einem kohärenten, plausiblen
Ganzen zusammen. Dann konzentrierte ich mich auf Glennas Verschwinden und die
polizeiliche Suchaktion und schloss verschiedene Möglichkeiten logisch aus...

8. APRIL
     
     

Kauai
22
Uhr 57
    Dunkel hier zwischen den
Zuckerrohrfeldern. Nur die dunstverschleierten Lichter des Raketentestgeländes
und das grün-weißweiße Blinken des Flugplatzleuchtfeuers.
    Keine Autolichter hinter mir, keine vor
mir. Gut.
     
    Wieder hinter der wilden Müllkippe
parken?
    Weiterfahren, auf die Gefahr hin, in
der Falle zu sitzen, falls er zurückkommt?
    Die Zeit. Jede Minute ist kostbar.
    Hinfahren.
     
    Die Mühle sieht noch genauso aus,
windschief und silbrig von
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