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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer
Autoren: Marcia Muller
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Mondlicht. Nichts zu hören, außer dem Meer und dem
Rascheln irgendeines Nachttiers dort im Gebüsch. Kein Wagen — wo könnte er
versteckt sein? Dieser Müll stinkt noch schlimmer als letztes Mal. Oder ist
das...?
    Nein, bitte nicht.
    Bitte nicht!
     
    Komisch, diese Wand war nicht so
verschoben, als ich die Mühle letzten Freitag durchsucht habe. Wo ist meine
Taschenlampe? Ganz unten in meiner Umhängetasche, wie immer. Hab sie.
    Und da drin haben wir das Auto. Peters
Volvo.
    Und Glenna... ?
     
    Sie lag auf dem Rücksitz, und nur die
Tatsache, dass sie gefesselt und geknebelt war, machte mir Hoffnung, dass sie
noch lebte. Ich riß die Tür auf und tastete nach ihrer Halsschlagader.
    Sie schrak zusammen und zuckte weg.
    »Keine Angst, Glenna, ich bin’s,
Sharon.« Ich drehte sie auf den Rücken, damit sie mich sehen konnte. Ihre Augen
waren groß und panisch, aber gleich darauf löste sich die Angst in Form von
Tränen.
    »Jetzt sehen wir erst mal zu, dass wir
Sie hier rauskriegen.« Ich pulte an dem Knoten des Stoffstreifens, der ihren
Mund bedeckte — ein dreckiger Lappen, wahrscheinlich eine Hinterlassenschaft
der Mühlenbesetzer. Mein Daumennagel riß ein; ich fluchte, machte aber weiter,
bis der Knoten nachgab und ich den Lappen lösen konnte.
    Sie versuchte zu sprechen. Zuerst kam
nichts heraus, dann ein heiseres Flüstern: »Wasser?«
    Ich hatte eine halb volle Wasserflasche
auf dem Rücksitz des Datsuns liegen sehen. »Moment, bin gleich wieder da.« Ich
rannte hin und fand die Flasche. Nahm sie mit, zog Glenna höher, lehnte sie
gegen die Tür und setzte ihr die Flasche an den Mund. »Erst mal nur ein bisschen.«
    Sie trank, wobei ihr etwas Wasser über
die aufgesprungene Lippe lief.
    Ich tastete in meiner Umhängetasche
nach meinem Schweizer Armeemesser und durchschnitt die Stricke um ihre Hand-
und Fußgelenke. Aber sie konnte ihre Extremitäten immer noch nicht bewegen.
    »Taub«, flüsterte sie.
    »Ja«, sagte ich, »das wird noch ein
Weilchen so sein.« Ich gab ihr noch etwas Wasser zu trinken und schaute dann
über die Sitzlehne nach vorn, um festzustellen, ob der Schlüssel im Zündschloss
steckte. Nein. »Wissen Sie, ob hier im Wagen irgendwo ein Reserveschlüssel
ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Ich kroch rückwärts aus der Tür,
inspizierte Handschuhfach und Aschenbecher, fühlte nach einem Magnetbehälter
unter der Stoßstange. Nichts. »Ich massiere Ihnen Füße und Beine«, sagte ich zu
Glenna. »Dann haben wir Sie ganz fix draußen.«
    »Angst.« Ihre Stimme war jetzt
kräftiger.
    »Kein Grund. Ich hab alles im Griff.«
Ich verabreichte ihr noch mehr Wasser, bemühte mich dann, ihre Durchblutung
anzukurbeln. Nach ein paar Minuten fragte ich: »Wieder Gefühl in den Füßen?«
    »Bisschen. Glaub nicht, dass ich schon
laufen kann. Wir müssen aber hier weg. Er hat gesagt, er kommt heute Abend
wieder.«
    »Ich weiß, dass Sie Matthew am
Flughafen von Honolulu über den Weg gelaufen sind. Wie hat er Sie hierher
gekriegt?«
    »Hat gesagt, er würde gern mit mir
reden, weil ich doch voraussichtlich Peter heiraten würde. Wäre doch gut, wenn
ich vorher mal sehen würde, was der Familie sonst noch so gehört. Ich dumme Kuh
hab mich geschmeichelt gefühlt. In Wirklichkeit wollte er mir einen Haufen Geld
bieten, wenn ich die Inseln verlasse. Er weiß, wer ich bin, was ich hier will.«
Sobald diese letzten Worte draußen waren, schien sie sie zurücknehmen zu
wollen. Ich sagte: »Ich weiß das mit Ihrer Mutter und Elson Wellbright.«
    »Woher?«
    »Das bereden wir später. Sie haben das
Angebot natürlich ausgeschlagen.«
    »Ich wollte kein Geld. Wollte nur
wissen, was mit meiner Mutter passiert ist. Wollte Peter.«
    »Also hat Matthew Sie hier gelassen,
damit Sie sich’s noch mal überlegen. Hat er gesagt, wann genau er wiederkommen
würde?« Sie schüttelte den Kopf. Ich ließ sie los und stieg aus.
    »Nicht weggehen!«
    »Ich gehe nicht weg.« Ich leuchtete in
der Mühle umher. Da war genug Platz für den Datsun, um sie von einem Wagen in
den anderen zu verfrachten. »Bin gleich wieder da.«
    »Halt!«
    »Ps-st, Glenna!« Ich hörte jetzt einen
Wagen auf dem Highway herunterschalten. Ich schlüpfte nach draußen und sah die
Scheinwerfer in die Zuckerrohrfelder schwenken. »Himmel!«
    Der Wagen näherte sich zu schnell, als
dass ich Glenna noch hätte in den Datsun umladen, geschweige denn von hier
wegbringen können. Ich schlüpfte wieder in die Mühle, riß die Fahrertür des
Volvos auf,
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