Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Garan - Der Ewige

Garan - Der Ewige

Titel: Garan - Der Ewige
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
 
1. Teil
     
1.
     
    Sechs Monate und drei Tage nachdem der Friede von Shanghai unterzeichnet und der Große Krieg von 1985–88 von einer völlig erschöpften Welt für beendet erklärt worden war, saß ein junger Mann auf einer Parkbank in New York und starrte verloren auf den Boden zwischen seinen abgelaufenen Schuhen. Er war dazu ausgebildet worden, in der Steuerkabine eines Kampfflugzeugs den Platz des Piloten einzunehmen – und zu nichts anderem. Die Suche nach einer passenden Stellung im Zivilleben hatte ihn um Gesundheit und Ehrgeiz gebracht.
    Am anderen Ende der Bank ließ sich ein Fremder nieder. Der Flieger betrachtete ihn voller Bitterkeit. Er hatte anständige Schuhe, einen warmen Mantel und jenen Ausdruck von Zufriedenheit der Welt, der ein Ergebnis materieller Sicherheit war. Obgleich der Mann schon reiferen Alters war, hatte er doch geschmeidige, kraftvolle Bewegungen und einen wachen Ausdruck.
    »Sind Sie Captain Featherstone?«
    Überrascht nickte der Flieger. Vor zwei Jahren hatte er, Captain Garin Featherstone von den Vereinten Demokratischen Streitkräften, einen gefährlichen Bombenangriff im Wüstengebiet von Asien geleitet, um eine große Armee, die sich dort heimlich sammelte, zu vernichten. Es war eine spektakuläre Affäre gewesen, die den Überlebenden einen flüchtigen Ruhm eingebracht hatte.
    Der Fremde zog aus einer dicken Brieftasche einen Zeitungsausschnitt und schwenkte ihn in Richtung seines Banknachbarn. »Sie sind der Mann, den ich suche. Ein Pilot mit Mut, Initiative und Köpfchen. Der Mann, der jenen Angriff durchgeführt hat, ist es wert, daß man in ihn investiert.«
    Er faltete den Zeitungsausschnitt wieder zusammen.
    »Wie lautet der Vorschlag?« fragte Featherstone müde. Er glaubte nicht mehr an sein Glück.
    »Ich bin Gregory Farson«, erwiderte der andere, als würde das allein bereits die Frage beantworten.
    »Der Antarktis-Mann?«
    »Eben der. Wie Sie wahrscheinlich gehört haben, wurde ich am Vorabend meiner letzten Expedition durch den plötzlichen Ausbruch des Krieges aufgehalten. Jetzt bereite ich mich vor, wieder nach Süden zu reisen.«
    »Aber ich verstehe nicht ...«
    »In welcher Weise Sie mir nützlich sein können? Sehr einfach, Captain Featherstone. Ich brauche Piloten. Unglücklicherweise hat der Krieg die meisten von ihnen dahingerafft. Ich schätze mich glücklich, jemanden wie Sie gefunden zu haben.«
     
    Und so einfach war es wirklich. Aber Garin glaubte immer noch nicht so recht an sein Glück, bis sie einige Monate später die Eisgestade des Polarkontinents erreichten. Erst als sie die drei großen Flugzeuge an Land brachten, begann er nach den treibenden Motiven hinter Farsons vagen Plänen zu fragen.
    Als das Versorgungsschiff ablegte, das in einem Jahr zurückkehren würde, rief Farson seine Leute zusammen. Drei von ihnen waren Piloten, Kriegsflieger, und zwei waren Ingenieure, die ihre Zeit hauptsächlich über den Landkarten verbrachten, die Farson ihnen vorgelegt hatte.
    »Morgen brechen wir ins Innere auf.« Der Expeditionsleiter blickte von einem Gesicht zum anderen. »Hier!« Er deutete auf eine rot markierte Linie auf der vor ihm ausgebreiteten Karte.
    »Vor zehn Jahren war ich Mitglied der Verdane-Expedition. Einmal, als wir nach Süden flogen, wurde unser Flugzeug von einer merkwürdigen Luftströmung erfaßt und vom Kurs abgebracht. Als wir uns völlig außerhalb unserer Karte befanden, sahen wir in der Ferne einen dichten, bläulichen Nebel, der geradewegs aus dem Eis in den Himmel aufzusteigen schien. Unglückseligerweise wurde unser Treibstoff knapp, und wir konnten es nicht wagen, das Phänomen näher zu untersuchen. Statt dessen bemühten wir uns, den Weg zu unserer Basis zurückzufinden.
    Verdane interessierte sich dann jedoch nur wenig für unseren Bericht, und wir untersuchten die Angelegenheit nicht. Vor drei Jahren berichtete die Kattack-Expedition, die auf Befehl des Diktators hier nach Ölvorkommen suchte, von dem gleichen blauen Nebel. Dieses Mal werden wir der Sache auf den Grund gehen.«
    »Warum«, fragte Garin neugierig, »wollen Sie unbedingt diesen Nebel durchdringen?«
    Farson zögerte mit seiner Antwort.
    »Es ist oft vermutet worden, daß sich unter der Eisschicht dieses Kontinents Bodenschätze verbergen«, sagte er schließlich. »Ich glaube, der Nebel wird durch irgendeine vulkanische Tätigkeit verursacht und kommt vielleicht aus einem Riß in der Kruste.«
    Garin starrte mit gerunzelter Stirn auf die Karte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher