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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel
Autoren: Andreas Franz
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ihr, Lisa.«
    Santos hielt den USB-Stick hoch und sagte: »Da sind alle Informationen
drauf, die die Firma und dich betreffen. Du bist
erledigt. Und nun steh auf, es wird Zeit.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Dann werde ich dich erschießen, und sie tragen dich mit den
Füßen zuerst raus. Es ist deine Entscheidung«, sagte Elena maliziös
lächelnd.
    »Das würdest du nie tun«, erwiderte Nina.
    »Ich hab's bei Luschenko und Koljakow getan, und bei dir
hätte ich noch viel weniger Skrupel. Außerdem warst du vorgestern
und gestern in der Klinik und hast dich um die Neuankömmlinge
gekümmert. Vier von ihnen leben noch, sie
werden dich leicht identifizieren. Jeder sollte wissen, wann
er verloren hat. Du hast ja bis jetzt noch nie verloren, aber
es gibt immer ein erstes Mal. Und jetzt heb deinen Arsch
hoch!«
    Nina sah das hasserfüllte Funkeln in Elenas Augen, stand
langsam auf und ließ sich von Henning Handschellen anlegen.
»Du hast uns allen nur was vorgespielt«, sagte er, während er
den Sitz der Handschellen noch einmal prüfte.
    »Das ganze Leben ist ein Spiel, das solltest du in deinem Alter
eigentlich längst begriffen haben. Und ich garantiere dir, ich
werde auch dieses Spiel gewinnen.«
    »Freu dich nicht zu früh.«
    »Und das Magische mit den stehengebliebenen Uhren, wie hast
du das angestellt?«, fragte Santos, die Nina am liebsten ins Gesicht
geschlagen hätte für die Schauspielerei, die Theatralik, die
sie an den Tag gelegt hatte, die beinahe perfekte Dramaturgie,
womit sie Henning und sie so lange Zeit hinters Licht geführt
hatte.
    »Kleine, aber feine Tricks. Ich sag doch, freut euch nicht zu
früh.« Nina drehte sich noch einmal zu Elena um, die etwa einen
Meter von ihr entfernt dastand, fixierte sie mit eisigem
Blick und spuckte ihr ins Gesicht. »Wir können gehen«, sagte
sie dann zu Henning.
    »Kommst du?« Santos sah Elena an. Diese schüttelte den Kopf,
während sie sich eine Zigarette anzündete.
    »Nein, ich werde diese letzte Zigarette rauchen, dann verschwinde
ich. Aber ich hau nicht ab. Wohin auch? Sie würden
mich jagen und irgendwann finden. Ich habe dieses Leben so
satt, ich mag nicht mehr.«
    »Sören, könnt ihr bitte kurz in ein anderes Zimmer gehen, ich
möchte mit Elena allein sprechen.«
    »Mach aber nicht zu lang, die werden nach uns suchen.«
    Santos setzte sich aufs Bett, Elena auf den Stuhl.
    »Tu's nicht, bitte! Es gibt eine Lösung«, sagte Santos.
»Und wie soll die aussehen?«
    »Wir lassen uns was einfallen. Keine Polizei, keine Verhandlung.
Wir verschaffen dir eine komplett neue Identität, wir lassen
dein Aussehen verändern und ...«
    »Das ist lieb von dir, aber ich habe meinen Entschluss gefasst.
Ich habe vier Menschen getötet, ich bin nicht besser als Luschenko
oder Koljakow.«
    »Du kannst dich doch nicht mit denen vergleichen! Allein die
Beweise, was die Klinik betrifft, denk doch mal drüber nach!
Wenn ich dich vorgestern richtig verstanden habe, dann spielt
sich das alles auf politischer Ebene ab. Und die werden einen
Teufel tun und dich vor Gericht bringen, weil das nur wieder
zu politischen Verwicklungen führen könnte. Bitte, Elena, tu's
nicht! Es geht weiter, du bist noch so jung. Bitte! Wenn ich erlebt
hätte, was du erlebt hast, ich hätte mit Sicherheit genauso
gehandelt.«
    »Ich bin sentimental, auch wenn man mir das nicht ansieht. Ich
will zu Gerd ...«
    »Der wird auch noch in vierzig oder fünfzig Jahren auf dich
warten. Sören und ich werden sagen, dass du uns entkommen
bist, wenn du das lieber möchtest. Aber bitte, tu dir nichts an.
Du hast mich vorgestern gefragt, ob ich eine Schwester habe,
aber ich wollte nicht über sie sprechen, ich kannte dich ja kaum.
Meine Schwester, sie heißt Carmen, wurde vor über zwanzig
Jahren von mehreren Männern vergewaltigt und halb totgeprügelt.
    Sie lebt seitdem in einem Pflegeheim und muss rund
um die Uhr betreut werden. Sooft ich kann, fahre ich zu ihr,
meist dreimal in der Woche. Sie ist der eigentliche Grund, warum
ich zur Polizei gegangen bin. Und glaub mir, würde ich
auch nur einen der Täter von damals erwischen, ich weiß nicht,
was ich tun würde. Vielleicht genau das, was du heute getan
hast. Larissa ist tot, meine Schwester auch, obwohl sie noch
atmen kann. Manchmal denke ich, es wäre besser, sie wäre tot.
Dann wieder schäme ich mich, so zu denken. Gib nicht auf,
und wirf vor allen Dingen dein Leben nicht weg. Hast du
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