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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel
Autoren: Andreas Franz
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Augen.
    »Sie hat es nur beendet.«
    Santos öffnete das zweite Foto, datiert vom 31. Mai 2007. Sie
zitterte mit einem Mal am ganzen Körper, während Henning
wie zu Eis erstarrte. Er wollte nicht glauben, was er sah. Das
Foto zeigte Elena und Nina - sie hatten die Köpfe aneinandergelegt
und lachten in die Kamera.
    »Was ist das?«, fragte Santos mit belegter Stimme.
»Sag, dass das nicht wahr ist. Die haben die ganze Zeit über
gemeinsame Sache gemacht, und wir sind drauf reingefallen.
Die Show im Hotel, die ganze Show davor, alles nur Show. Alles,
alles, alles nur Show, nichts als eine Riesenshow. Aber warum?
«
    Santos zuckte nur mit der Schulter und öffnete auch das letzte
Foto, datiert vom 18. April 2005. Es zeigte erneut Elena zusammen
mit Nina.
    Santos hatte Tränen in den Augen. Sie begriff nicht, was sie
sah.
    »Komm, Schatz, das ist nicht mehr unser Ding«, sagte Henning
und nahm Santos in den Arm, die nur noch schluchzte. Sie
war traurig, enttäuscht und aller Illusionen beraubt. »Hak's ab,
auch wenn's schwerfällt. Ich kann mir vorstellen, wie dir zumute
ist. Ich bin nur unendlich wütend. Ich frage mich, warum
die diese Show abgezogen haben.«
    Santos löste sich aus Hennings Umarmung, wischte sich die
Tränen weg und sagte leise: »Macht, Gier? ...«
    Henning fasste sich an die Stirn. »O Mann, deshalb hat sie ein
paarmal betont, wir würden nichts mit dem Material anfangen
können. Sie hätte uns das ganze Zeug niemals zu übergeben
brauchen. Es diente einzig dazu, uns unsere Grenzen aufzuzeigen.
Und dass wir nie auch nur den Hauch einer Chance
gegen die Firma haben. Elena hat die Fäden in der Hand gehalten
und uns tanzen lassen. Das Material, alles, was den
Organhandel und die korrupten Stellen bei Zoll und Polizei
betrifft, stimmt. Fragt sich nur, wie dieses Dreiecksverhältnis
funktioniert hat. Tja, das werden wir wohl nie erfahren. Ich
bin aber sicher, dass Gerd nicht die geringste Ahnung von
diesem Spiel hatte, in dem er nur eine Marionette war. Am
Ende sollte alles darauf hinauslaufen, dass Luschenko und
Koljakow kaltgemacht wurden, damit Elena und Nina die Firma
übernehmen konnten. Gerd musste sterben, weil diese
verfluchten Weiber ihren Plan sonst nicht hätten ausführen
können, da er vielleicht doch zu dicht an Luschenko dran war.
Trotzdem steig ich noch immer nicht ganz hinter die Sache, es
ist mir einfach zu kompliziert. Erinnerst du dich an die Liste,
die ich gemacht habe? Die meisten Punkte können abgehakt
werden, einige bleiben offen. Gerd war korrupt, aber nicht,
um sich einen Vorteil zu verschaffen, sondern um an die Hintermänner
ranzukommen, weil er Elena helfen wollte. Und
dieses Miststück hat ihn vortrefflich für ihren Plan benutzt.
Elena und Nina wussten von Anfang an, dass unsere Verfassungsschützer
sofort nach der Aktion auf der Matte stehen
würden. Ich nehme an, das ist Politik. Elena - ich hab sie am
Ende richtig gemocht. Diese verdammte Schlange! Sie und
Nina - ein abgekartetes Spiel. Die haben von Anfang an nur
mit uns gespielt. Dass Elena uns die Infos gegeben hat, gehörte
zum Spiel. Und ich Idiot hab gesagt, ich würde eines Tages
die Regeln kapieren. Da hab ich mich wohl gewaltig geirrt. Ich
kapier nichts von alldem.«
    »Das kapiert keiner, und ganz ehrlich, ich will es auch nicht
kapieren«, erklärte Santos und nahm Henning bei der Hand.
»Diese Art von Spiel ist mir zu hoch. Wenn ich nur wüsste, wie
Elena so die Seiten wechseln konnte. Was geht in einem solchen
Menschen vor? Vom Racheengel zum machtbesessenen,
skrupellosen Monster. Was verändert einen Menschen so sehr,
dass er zum Teufel wird?«
    »Geld? Was, wenn nicht Geld?«, war Hennings Gegenfrage,
wobei er fast so hilflos wirkte wie Santos. »Und da ist noch
was. Wenn du Elena nicht freien Abzug angeboten hättest, was
wäre dann wohl passiert? Sie hätte dich und mich erschossen.
Oder hat sie deine Reaktion auch einkalkuliert? Es gab für sie
doch nur diese beiden Möglichkeiten, oder?«
    Santos schluckte schwer und sagte mit kehliger Stimme: »Mir
wird kalt, ich möchte nach Hause. Einfach nur noch nach Hause.
Bitte.«
     
    Ende
     
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