Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
öffnete sich, als er sich ihr näherte, und er betrat die Eingangsschleuse.
    »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind, Herr Ingason.«
    Die Stimme des Sicherheitsbeauftragten kam über einen Lautsprecher aus dem Empfangsraum, der mit dickem Sicherheitsglas abgeschirmt war, und klang blechern.
    »Möchten Sie, dass jemand mit Ihnen in die Botschaft geht, Herr Ingason?«
    »Nein, danke, Herr Wolf. Ich melde mich, wenn ich Hilfe brauche.«
    »Gut, Herr Ingason. Wir stehen zur Verfügung.«
    Arngrímur nahm die Chipkarte zur Hand, die ihm an einer Schnur vom Hals baumelte, und steckte sie in einen Kartenleser. Die Tür ging auf und schloss sich hinter ihm wieder. Drinnen steckte er die Karte in ein weiteres Lesegerät, woraufhin sich auch die innere Tür öffnete.
    Nun stand er wieder im Freien auf der Plaza und atmete die frische, kalte Nachtluft ein.
    Die Gebäude waren alle von gleicher Höhe. Die finnische Botschaft lag rechter Hand, und ihr gegenüber auf der linken Seite befand sich die dänische. Links dahinter war die isländische Botschaft, das Gebäude mit der kleinsten Grundfläche. Es war von außen mit Platten aus hellem Rhyolit verkleidet und hob sich dadurch von den anderen Gebäuden ab, an denen Glas, Stahl, Holz und dunkler Stein dominierten.
    Der Weg über die Plaza zum Eingang der isländischen Botschaft betrug zwar nur dreißig Meter, doch Arngrímur spürte die nächtliche Kühle sehr. Trotzdem hielt er vor dem Eingang des Gebäudes inne und überlegte, was als Nächstes zu tun war. Vielleicht hätte er doch besser jemanden dabeigehabt, aber dadurch wäre alles wesentlich komplizierter geworden, denn die Sicherheitsbeauftragten mussten über ihre nächtlichen Gänge genauestens Buch führen. Das war wohl auch der Hauptgrund, weshalb Wolf ihn gebeten hatte zu kommen. Wenn die deutschen Sicherheitsbeauftragten nach Dienstschluss allein eine der menschenleeren Botschaften betraten, zog das einen ausführlichen Bericht nach sich, der von vielen Stellen abgezeichnet werden musste. Hoffentlich würde er diesen Bekannten des Botschafters mit einem leichten Stoß wecken, ihn hinausbegleiten und in ein Taxi bugsieren können. Dann gäbe es keine Probleme, die deutschen Sicherheitsbeauftragten würden das Ganze vergessen, und ein Bericht war nicht erforderlich.
    Ein dunkles Schild mit dem isländischen Staatswappen befand sich links vom Eingang an der rötlichen Rhyolitwand, während sich nach rechts hin in Höhe des Erdgeschosses wellenförmige Betonplatten über die gesamte Länge des Hauses erstreckten.
    Arngrímur steckte seine Chipkarte ein weiteres Mal in ein Kartenlesegerät, und diesmal musste er auch seine PIN -Nummer über die Tastatur eingeben. Auf einen leisen Summton hin öffnete sich die Glastür, und er betrat das Haus.
    Das Motiv des gewellten Betons setzte sich drinnen im Empfangsbereich des Hauses fort. Hinter dem Empfangscounter befanden sich nur ein Computer und ein Stuhl. Tagsüber war dort meist niemand, höchstens der Chauffeur, wenn er nicht gerade dienstlich unterwegs war. Botschaftsbesucher, die nach der Eingangskontrolle bis hierher gelangt waren, betätigten die Klingel und stellten sich durch die Sprechanlage vor.
    Helligkeit von draußen fiel durch die Fenster im Treppenbereich herein, Arngrímur brauchte also kein Licht zu machen. Ein kurzer Blick auf die Schalttafel ergab, dass die Sicherheitsanlage ausgeschaltet war. Der Botschafter muss wirklich ziemlich müde gewesen sein, als er das Haus verließ, dachte Arngrímur, während sein Blick an zwei halb leeren Weingläsern auf dem Counter in der Rezeption hängen blieb. Sein erster Gedanke war, sie mit in die Kaffeeküche zu nehmen, doch dann ließ er es bleiben. Es war wohl wichtiger, zunächst diesen Mann zu finden und ihn aus dem Haus zu schaffen. Anschließend konnte er ja immer noch dort aufräumen, wo es erforderlich war.
    Er würde nicht lange brauchen, um das Haus zu inspizieren. Es hatte zwar drei Stockwerke und war unterkellert, doch die Grundfläche war klein. Auf jeder Etage gab es nur einen Korridor und drei bis vier Zimmer. Die Archivräume waren immer verschlossen, und sämtliche Botschaftsangehörigen schlossen ihre Zimmer am Ende des Arbeitstags ab. Es ging also nur darum, den Konferenzraum, die Kaffeeküche, die Toiletten und eventuell das Büro des Botschafters zu checken. Möglicherweise auch den Keller, aber den würde er sich als Letztes vornehmen.
    Im Erdgeschoss befanden sich nur die Rezeption, eine Toilette
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher