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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi
Autoren: Bastei Lübbe
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Und er hat keinen Pass.«
    Gunnar warf seinem Kollegen einen wütenden Blick zu. »Ich hab nicht zu viel gefressen, das war eine Salmonelleninfektion. Ich hatte sechs Wochen lang Durchfall.«
    »Du schaust dir doch dauernd deutsche Webseiten an«, fuhr Magnús fort.
    »Bloß welche mit Fußball und nackten Weibern«, bemerkte Birkir.
    »Auch Nachrichtenseiten«, sagte Gunnar böse. »Außerdem habe ich einen Sonnenstich gekriegt.«
    »Wo?«, fragte Magnús.
    »Auf Mallorca.«
    Magnús stöhnte matt und sagte: »Berlin ist ja nun nicht gerade Mallorca, und um diese Jahreszeit besteht da keine Gefahr, sich einen Sonnenstich zu holen. Und wenn du dich beim Essen zurückhältst, bekommst du auch keinen Durchfall.«
    »Im Flugzeug kriege ich klaustrophobische Anfälle«, erklärte Gunnar mürrisch. »Die Sitze sind so eng.«
    »Wie auch immer«, sagte Magnús, »es geht hier nicht darum, dass ich dich bitte, nach Berlin zu fahren. Es handelt sich um eine Anordnung.«
    Gunnar lief knallrot an. »In meiner Arbeitsbeschreibung steht nichts davon, dass ich Ermittlungen in anderen Ländern durchzuführen habe«, sagte er. »Und weshalb zum Teufel musst du uns in Berlin für dich rumschnüffeln lassen?«, fügte er hinzu.
    Magnús zögerte ein wenig mit seiner Antwort. »In der isländischen Botschaft ist in der vergangenen Nacht ein Mord verübt worden. Ich war heute Morgen auf einer Besprechung im Außenministerium.«
    Gunnar schüttelte den Kopf und sagte: »Das geht uns doch gar nichts an, das ist Sache der Berliner Kripo.«
    »Leider nicht«, erklärte Magnús leise. »Es ist eine ziemlich prekäre Angelegenheit für den Botschafter und das Ministerium.«
    »Und wie in aller Welt sollen wir einen Mordfall in Berlin aufklären?«, fragte Birkir.
    »Lage einschätzen, Zeugen vernehmen und einen Bericht schreiben«, antwortete Magnús. »Danach sehen wir weiter. Anna fliegt mit euch und kümmert sich um die Tatortanalyse. Ich habe bereits mit ihr gesprochen. Ich brauche dazu meine zuverlässigsten Leute, Leute, die ihre Arbeit tun und den Mund halten können. Alles, was an die Medien geht, muss über das Ministerium laufen.«
    »Ich fahr nicht mit«, sagte Gunnar.
    »Das glaubst du«, entgegnete Magnús wütend. Mit einem heftigen Ruck zog er eine Schreibtischschublade auf und entnahm ihr ein Blatt, das zuoberst in einem Stapel lag. Er warf es auf den Tisch und sagte: »Wenn hier schon von Arbeitsbeschreibungen und dergleichen Formalitäten die Rede ist, sollten wir vielleicht am besten klar Tisch machen. Diese Beschwerde von einer Rechtsanwaltskanzlei in Kópavogur ging kurz vor dem Wochenende bei mir ein. Darin steht, dass du ihnen bei einer Nachlassabwicklung Schwierigkeiten gemacht hast.«
    »War das wegen des Rechtsanwalts, des Gänsejägers, der in Dalir erschossen wurde?«, fragte Gunnar.
    »Ja. Kommen da womöglich auch noch andere Vorfälle dieser Art in Frage?«
    »Es ging um den Landbesitz. Ich hatte den Leuten dort versprochen, dafür zu sorgen, dass sie Wohnhaus und Stallungen und das Land zurückkaufen könnten. Ihnen ist in dieser Sache verdammt übel mitgespielt worden.«
    Magnús schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Diese Rechtsanwälte sagen, dass du Leute, die ein Angebot auf den Besitz machen wollten, angerufen und ihnen gedroht hast.«
    Gunnar runzelte die Stirn und sagte leise: »Ich hab diesen Aasgeiern bloß gesagt, dass in der Gegend gemeingefährliche Gespenster rumlungern.«
    »Die Rechtsanwälte sagen, sie hätten den Besitz für weniger als die Hälfte seines Wertes verkaufen müssen.«
    »Das war mehr als genug, gemessen an der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage. Der Bauer und seine Tochter mussten ein großes Darlehen aufnehmen, was heutzutage alles andere als einfach ist.«
    »Na schön. Aber steht in deiner Arbeitsbeschreibung etwas davon, dass du mit irgendwelchem Gespenstergefasel ganz normale geschäftliche Transaktionen durchkreuzen sollst?«
    »Meine Arbeitsbeschreibung besagt, dass ich das Richtige tun soll, wo es erforderlich ist.«
    »Die normale Reaktion auf diese Beschwerde wäre, dich unbezahlten Urlaub nehmen zu lassen, solange der Fall untersucht wird«, sagte Magnús kopfschüttelnd. »Wenn sich das als richtig herausstellt, wirst du vermutlich deinen Hut nehmen können. Falls keine Strafanzeige erfolgt, darfst du vielleicht wieder bei der Bereitschaftspolizei anfangen.«
    Gunnar wollte ihm voll Kontra geben, doch Birkir stoppte ihn mit einer Handbewegung. »Gibt es
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