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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
Autoren: Christiane Gohl
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Die Chance meines Lebens
     
    E s geschah aus heiterem Himmel. Oder eigentlich doch nicht. Wenn ich richtig darüber nachdenke, gab es von Anfang an Warnsignale. Ich hatte sie nur ignoriert. Als Dreijährige zum Beispiel wünschte ich mir ein Bobbycar. Was aber kaufte meine Mutter? Ein Schaukelpferd. Und während die anderen Kinder in schnittigen roten oder blauen Kleinwagen herumflitzten, musste ich sehen, wie ich dieses sperrige Teil irgendwie vorwärtskriegte. Die Schleifspuren auf dem Parkett in unserem Wohnzimmer sind bis heute zu besichtigen.
    Später bekam ich dann ein Barbiepferd und eine ganze Anzahl seltsamer Gummimonster mit pink- und hellblauen Locken, die unter der Bezeichnung »Mein süßes Pony« zum Kämmen, Föhnen und Einlegen der »Mähne« einladen sollten. Leider zeigte ich keine Frisörambitionen, und als ich dem ersten die Haare einfach abschnitt, endete diese Episode. Nicht aber die unauffällige Manipulation Richtung Pferd. Als ich mich für Dinosaurier interessierte, erhielt ich ein Buch über frühe Säugetiere: »Guck mal, und das war das Urpferdchen! War das nicht süß?«
    Wie gesagt, ich hätte gewarnt sein sollen. Aber im entscheidenden Augenblick gelang es meiner Mom dann doch, mich vollständig zu überraschen. Es war an einem Montagabend und ich schaute harmlos ein bisschen fern, als sie hereinkam und beiläufig eine Zeitung auf den Tisch legte.
    »Interessiert dich das?«, fragte sie und wies auf die Quiz-Sendung im Fernsehen.
    Ich zuckte die Achseln. Natürlich konnte ich mir Prickelnderes vorstellen. Zum Beispiel eine ausführliche Reportage über meine Lieblingsband: »Tierpension«. Nicht dass ich deren Entwicklung von der musikalischen Früherziehung bis zur Bambi-Verleihung nicht schon in jeder Einzelheit kannte. Aber ich konnte ihnen nicht nur stundenlang zuhören, sondern sie auch endlos ansehen. Vor allem Nico Chico, den Leadsänger … und Bombo, den Drummer … Aber ich schweife ab. Wenn ich jetzt anfange, von »Tierpension« zu schwärmen, bin ich morgen früh noch nicht beim Thema Pferd. Doch an diesem Montag hoffte ich auf Nico Chicos Auftritt in der Show – und tat mir deshalb auch die schwachsinnigen Quizteile an.
    Jedenfalls protestierte ich nicht, als Mom jetzt entschlossen den Ton abdrehte. »Ich mache mir manchmal ein bisschen Sorgen um dich …«, verfiel sie plötzlich in einen ernsthaften Tonfall.
    Das war mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht aufgefallen. Eigentlich bin ich kein Problemkind. Ich habe halbwegs gute Noten und spiele brav ein bisschen Klavier oder lieber Keyboard – schließlich will ich mich ja über irgendwas mit Nico unterhalten können, falls ich ihn mal treffe. Ich habe Freunde, Hobbys, eigentlich bin ich völlig normal.
    »Dieses dauernde Herumhängen vor der Glotze zum Beispiel«, führte meine Mutter aus. »Das ist nicht gesund.«
    Ich sah verwirrt auf die Uhr. »Was soll ich denn sonst machen?«, erkundigte ich mich. »Es ist halb zehn. In einer halben Stunde schickst du mich ins Bett.«
    »Ich meine ja nicht jetzt«, schränkte Mom ein. »Sondern ganz allgemein. Außerdem: Findest du nicht, dass wir beide in der letzten Zeit ein bisschen wenig zusammen unternehmen?«
    Ich runzelte die Stirn. Am Samstag waren wir mit der ganzen Familie im Kino gewesen. So ein witziger Film mit Computeranimation. Hatte sogar meinem kleinen Bruder gefallen. Und gestern hatten Mom und ich gemeinsam gekocht. Noch mehr Familie an einem Wochenende hätte ich echt ungesund gefunden!
    »Weißt du, was ich denke?«, fragte Mom betont fröhlich. »Wir beide brauchen ein Hobby!«
    »Haben wir doch«, bemerkte ich und drehte den Ton lauter. Vielleicht kam jetzt ja »Tierpension«. »Kochen zum Beispiel.«
    Meine Mutter und ich kochen regelmäßig gemeinsam. Nicht einfach so »Spiegelei vorwärts und rückwärts«, sondern richtig anspruchsvoll.
    »Gerade die Kocherei …«, meine Mutter spielte mit der Zeitung, »… beunruhigt mich. Findest du nicht, dass wir in der letzten Zeit ein bisschen … äh … dick werden?«
    Jetzt drehte sie völlig durch. Meine Mutter ist dünn wie eine Bohnenstange, sie hat früher sogar mal als Model gearbeitet. Und was mich angeht: Ich würde mir fast ein paar Rundungen mehr wünschen. Im Brustbereich zum Beispiel. Da ist bei mir Flachland.
    »Jedenfalls dachte ich an einen Sport!«, preschte Mami jetzt vor. »Hier, was hältst du davon?«
    Begeisterung heischend hielt sie mir die Zeitung hin.
     
»Sie träumen von Pferden? Sie
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