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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi
Autoren: Bastei Lübbe
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Gepäckraum des Busses verstaut wurden. Birkir und Gunnar stiegen ein, doch Anna zündete sich noch eine Zigarette an.
    »Ob man da in der Botschaft rauchen darf?«, fragte Gunnar teilnahmsvoll.
    »Keine Ahnung«, sagte Birkir. »Wir werden vom Chauffeur der Botschaft abgeholt, den können wir fragen.«
    »Jawohl«, sagte Gunnar und lehnte sich zurück. Nach kurzer Zeit war er eingeschlafen und wachte erst wieder auf, als sie in Keflavík angekommen waren.
    Als sie ihr Gepäck aus dem Bus entgegennahmen, hielt hinter ihnen ein Taxi, dem ein junger Mann in schwarzem Anzug entstieg. Er kam direkt auf sie zu und fragte: »Seid ihr von der Kriminalpolizei und auf dem Weg nach Berlin?«
    »Ja«, antwortete Birkir.
    »Gut«, sagte der andere. »Mir wurde gesagt, ich würde euch an …« Er unterbrach sich und fuhr dann zögernd fort: »… dass da einer in der Gruppe wäre, der …«
    »Der aussieht wie ein Chinese«, vollendete Gunnar den Satz.
    »Äh, ja. Ich bin vom Außenministerium. Wir werden zusammen fliegen. Ich muss mich um die juristischen Dinge und die Zusammenarbeit mit dem deutschen Außenministerium kümmern. Ich heiße Sigmundur.«
    Der Mann vom Außenministerium begrüßte alle mit Handschlag.
    »Der Fall ist extrem schwierig«, sagte er. »Der Außenminister und der Ministerialdirigent legen großen Wert darauf, dass er kompetent bearbeitet wird. Deswegen wurde ich mit der Leitung betraut.«
    »Müssen wir dann überhaupt mitfahren?«, fragte Gunnar hoffnungsfroh.
    »Was? Ja. Der Ministerialdirigent besteht darauf, dass sich die isländische Kriminalpolizei mit dem Fall befasst. Du bist doch derjenige, der Deutsch spricht, nicht wahr? Hoffentlich können wir den Fall bald aufklären.«
    »Hast du Erfahrung mit solchen Ermittlungen?«, erkundigte sich Gunnar.
    »Nein, nicht mit Mordfällen, aber wir haben schon manche schwierigen Angelegenheiten im Ministerium lösen müssen. Ich habe einiges mit europäischen Polizeidirektionen zu tun gehabt.«
    »Da fühle ich mich doch gleich sehr viel wohler«, sagte Gunnar, und marschierte mit gesenktem Kopf ins Flughafengebäude.
    07:45
    Sie gingen die Gangway entlang und wurden am Eingang des Flugzeugs von einer Flugbegleiterin begrüßt.
    Der Mann vom Außenministerium sah die Kriminalbeamten an und lächelte entschuldigend.
    »Ach ja, hier trennen sich unsere Wege. Ich hatte so viele Punkte gesammelt, dass ich das Ticket in Businessclass umwandeln konnte.« Er deutete mit dem Kopf nach vorn. »Wir sehen uns dann in Berlin.«
    Sigmundur wandte sich nach links und verschwand im vorderen Bereich des Flugzeugs. Die anderen drei kämpften sich zur Reihe 23 abc vor. Anna ging vorweg und zwängte sich auf den Sitz am Fenster, wo sie sich anschnallte und sich einen neuen Kaugummi in den Mund steckte.
    Birkir fragte Gunnar, ob er den Gangplatz haben wollte.
    Gunnar starrte mit allen Anzeichen des Entsetzens auf den Sitz, der für seinen massigen Körper reichen sollte, und dann auf Anna am Fenster. Sie war schlank und nicht sehr groß, dennoch füllte sie ihren Sitz beinahe aus.
    »Hier soll ich sitzen?«, fragte er, deutete mit seinem dicken Finger auf den Sitz 23c und sah Birkir an.
    »Es gibt keine andere Möglichkeit«, antwortete Birkir achselzuckend und ließ sich auf dem Sitz in der Mitte nieder. Auch er war schlank und nicht mehr als mittelgroß, aber viel Platz hatte er nicht.
    »Entschuldigt mich einen Augenblick«, sagte Gunnar. Er zwängte sich an den nach hinten drängenden Passagieren vorbei wieder nach vorne.
    »Afsakið, Verzeihung, sorry«, sagte er ständig und schenkte dann der Stewardess, die am Eingang zur Business Class stand, ein breites Lächeln.
    »Entschuldigung, ich muss noch mal kurz mit meinem Kollegen hier vorne sprechen«, sagte er, während er sich an der verblüfften Frau vorbeischob.
    Sigmundurs Sitz war wesentlich geräumiger als der, der Gunnar zugedacht war. Er unterhielt sich mit seiner Nachbarin, einer jungen Frau, die Gunnar von Fotos in Hochglanzmagazinen kannte. Er konnte sich aber nicht erinnern, weshalb sie Publicity genoss.
    »Entschuldige, Kumpel«, sagte Gunnar und klopfte dem Mann aus dem Ministerium auf die Schulter. Der blickte verwundert zu ihm hoch.
    »Wir haben da ein kleines Problem, das gelöst werden muss.«
    »Wie bitte?«
    »Ich kriege klaustrophobische Anfälle auf diesen engen Sitzen«, sagte Gunnar und wies mit dem Daumen in den hinteren Bereich der Maschine.
    »Klaustrophobische Anfälle?«
    »Ja. Und wenn ich
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