Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer
Autoren: Colin Greenland
Vom Netzwerk:
das ist sie!«
    »Klappe!«
    Die Frau auf den Bildschirmen senkte den Kopf und blickte, als könne sie ihn tatsächlich sehen, geradewegs auf Norval Khan.
    »Komm nach Hause, Norval Khan« , sagte sie mit leiser, belegter Stimme. Sie klang so vielversprechend, wie man sich das immer vorgestellt hatte. »Komm nach Hause. Das Schiff gehört dir.«
    Norval riss sich von den Bildschirmen los. »Das ist ein Trick«, sagte er.
    »Da ist Lupin«, sagte Dog.
    Norval sah hin. Lupin der Zwerg wackelte mit schlenkerndem Headsetkabel ins Bild und brachte der Chaosqueen ein Bier. Er winkte aufgeregt in die Kamera.
    Dog Schwartz zuckte, wand sich. »Komm, Norval. Himmel noch mal, lass uns heimkehren!«
    Norval kletterte hoch, um durch die Augen des Affen zu sehen. Er musterte den Schrottplatz, der einmal der Brückenkopf der Rotmützen gewesen war, und sagte: »Wir bewegen uns erst, wenn sie sich bewegt.«

    »Was ist das?«, bellte die Obristin ihren Kommunikationsoffizier an.
    »Kanal 4, Obristin«, sagte der Techniker.
    »Das kann nicht Kanal 4 sein! Wer steckt dahinter?« Ihr Gesicht zerknitterte vor Hass. Sie sah plötzlich sehr alt aus. »Er ist es, hab ich recht? Grant. Taktische Desinformation. Machen Sie mir eine Verbindung. Egal wie!«
    »Obristin, das geht nicht. Da ist nichts. Nur das hier.«
    Stark funkelte den Schirm an. Er zeigte die Brücke, das Steuer und den großen blauen Sessel. Darin eine Frau. Sie sah dem Käpt’n sehr ähnlich, war aber nicht der Käpt’n. Das Steuer war mit ihrem Kopf verstöpselt.
    Stark schlug mit der Faust auf die Konsole. Draußen explodierte etwas, ganz nahe. Die Lampen flackerten, und Putz regnete von der Decke.
    Was, wenn das Bild echt war? Hatte Tekunak sie hintergangen? Hatten sie die Lage manipuliert, ihre Abwesenheit ausgenutzt, um einen Bauern, einen Nichtkämpfer, einen Nichtspieler zu positionieren?
    Eine zweifache Explosion. Dann eine Pause. Und auf dem Schirm wanderte die Einstellung von der Frau am Steuer zu der Frau, die bewusstlos am Boden lag.
    Das war der Käpt’n.
    Ein harter Schnitt brachte das Gesicht der Sitzenden in Großaufnahme. Ihr Make-up war makellos, ihr Lächeln eine Zahnpastawerbung. »Obristin« , sagte sie. »Bitte nehmen Sie zur Kenntnis« - ihre Augen waren violett, orange und giftgrün -, »das Schiff gehört jetzt mir.«
    Obristin Stark schlug beide Hände ans Fenster. Wutentbrannt blickte sie auf die Chaos-Horde hinunter. Sie hatten sich zurückgezogen. Die Biker kreisten um den eingebrochenen Riesenaffen,
kreisten und kreisten. »Verdammt und zugenäht, diese dreckigen Hurensöhne haben uns abgelenkt!«
    »Stark« , säuselte die Silikon-Göttin, »du hast es ab jetzt mit mir zu tun.«
    Die Obristin schnappte bereits nach ihrem Barett und lief zu ihrem Minijeep.
     
    In der Fleischmine ließen die blut- und schleimverschmierten Männer von ihrer Arbeit ab, um die Sondersendung von Kanal 5 zu sehen, die plötzlich auf allen Schirmen lief. Da waren sie: der Direktor von Tekunak Charge und Dorcas Mandebra und Käpt’n Jute, sie hoben ihre Gläser und bekamen von der Geheimnisvollen schäumenden Champagner eingeschenkt. Sie drapierte ihre Arme um die drei. Der Direktor tätschelte die Hand auf seiner Schulter. »Wir sind hocherfreut« , verkündete er seinen Angestellten, »Ihnen mitteilen zu können, dass Tekunak Interstellar Trading die Rechte für dieses schöne Schiff erworben hat und jetzt seinen Verpflichtungen nachkommen wird!« Unter dem Jubel einer imaginären Menge prosteten die Kapitalisten der Kamera zu.
     
    Zur gleichen Zeit flammten überall im Halbmond von New Little Foxbourne die AV-Geräte auf. Über den blinden Körpern ihrer Besitzer, die sich auf Couchen und Beistelltischen spreizten, flackerte jetzt das Bild einer langhalsigen, zottigen, mokkafarbenen Menschin, die wie eine Sippenmutter schnatterte. »Tschi-tschi-tschiii! Tschi-tschi-tschiii! Tschi-tschi-tschi-tschitschiiiiii!« In Schlafzimmern und Frühstücksecken drängten sich die Kecks zusammen. Hundehaare spuckend, schlüpften und wanden sie sich in die klaffenden Wände zurück.

    Im Pango von Käpt’n Jute empfing das interne AV nichts als weißes Rauschen, Singsang und manchmal etwas, das sich wie verzweifeltes Flehen anhörte. Willkürlich flammte der Schirm auf und warf Schlaglichter in den gepanzerten Van.
    Das Innere des Pango war ziemlich heruntergekommen. Das Armaturenbrett war mit Kaugummi gepflastert, mit Kaugummi und lauter vertrockneten Knorpelstückchen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher