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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln
Autoren: Mary Kay Andrews
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Gesicht lief rot an, schnell sah sie beiseite, umklammerte Matthews Arm und führte ihn zu einer Bank so weit weg von Annajane, wie es in der überfüllten Kirche nur möglich war.
    Pokey durchschaute das Manöver. »Zicke«, sagte sie.
    »Schon gut«, sagte Annajane gutmütig. »Ich meine, was willst du erwarten? Matt und Mason spielen jede Woche zusammen Golf. So wie ich gehört habe, kommen Bonnie und Celia prächtig miteinander aus. Beste Freundinnen! Und Bonnie ist nicht die Einzige, die so auf Celia abfährt. Alle Frauen in diesem Raum durchbohren mich mit Blicken, seit ich die Kirche betreten habe. Als ich zugesagt habe wusste ich schon, dass es unangenehm werden würde.«
    »Unangenehm?« Pokey lachte verbittert. »Es ist krank, ganz ehrlich. Wer außer dir wäre bereit, auf der Hochzeit ihres Exmannes aufzutauchen?«

2
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Annajane, dass noch mehr Gäste sie mit unverhohlener Neugier musterten. Sie lächelte angestrengt und wandte den Blick ab.
    »Ich musste heute kommen«, erinnerte Annajane ihre Freundin. »Für Sophie. Musste ich ihr versprechen. Nur unter dieser Bedingung wollte sie dabei sein. Außerdem ist das mein letzter offizieller Auftritt für die Firma.«
    »Ich fasse es immer noch nicht, dass du Quixie den Rücken kehrst«, sagte Pokey. »Wie viele Jahre warst du jetzt dabei?«
    »Zu viele«, murmelte Annajane. »Ich hätte nach der Scheidung nicht bleiben dürfen. Ich hatte einfach nicht den Mumm, es selbst zu versuchen und ein neues Leben anzufangen. Und es gab natürlich noch Sophie.«
    »Du verwöhnst das Kind unglaublich«, sagte Pokey kopfschüttelnd. »Und Mason ist noch schlimmer.«
    Doch bevor sie zu einem Vortrag über die strenge Erziehung anheben konnte, die ihre Nichte ihrer Meinung nach dringend brauchte, ging die sanfte Melodie der Orgel, die das Eintreffen der Gäste begleitet hatte, in Harfenmusik über.
    »Eine Harfe?« Pokey drehte sich um und reckte den Hals, um zum Orgelboden hochzuschauen. »Wie zum Teufel hat sie in Passcoe eine Harfe aufgetrieben?«
    Annajane zuckte leicht mit den Schultern. »Die Harfe hatte ihren ersten Auftritt beim Probeessen gestern Abend – das du irgendwie geschafft hast zu verpassen.«
    »Ich hatte Migräne«, sagte Pokey schnell. »Ich war schon fix und fertig angezogen, als es auf einmal losging. Pete hat mir noch eine Tablette gegeben, aber um acht lag ich im Bett.«
    »Migräne hin oder her, heute stehst du offiziell auf der Beobachtungsliste deiner Mutter, falls du das noch nicht gemerkt haben solltest«, erklärte Annajane.
    »Ich verstehe nicht, warum Mama und meine Brüder Celia plötzlich freie Hand bei den Firmenkonten gegeben haben«, sagte Pokey. »Daddy würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, wie die mit dem Geld um sich werfen. Pete gefällt das auch nicht. Er meint …«
    Jetzt gesellten sich eine Geige und eine Querflöte zu der Harfe, das Tempo zog an.
    »Psst«, machte Annajane. »Es geht los.«
    Neben dem Altar öffnete sich eine Tür, und hinter Vater Jolly, einem sympathischen jungen Priester aus Boston, der erst seit wenigen Monaten in der Gemeinde war, kamen drei Männer in schwarzen Smokings heraus. Vater Jolly sah wirklich wie ein Seelsorger aus, fand Annajane: klein und untersetzt, dunkle Haare mit Pony und das runde Gesicht eines strahlenden Chorknaben. Perfekt.
    Aber es war nicht der Pastor, der Annajane faszinierte. Ungewollt hielt sie beim Anblick von Mason Bayless in seinem tadellos sitzenden anthrazitgrauen Smoking die Luft an. Mit seinen neununddreißig Jahren hatte er immer noch die Statur eines Athleten, breite Schultern, schmale Hüften und muskulöse Beine. Er sah immer noch aus wie der Baseballspieler, der er am College gewesen war. Sein dunkelblondes Haar war modisch aus der hohen Stirn gekämmt und mit Gel fixiert, eine Frisur, die er erst seit kurzem trug – seit Celia in sein Leben getreten war. Er war blasser als sonst, und seine kornblumenblauen Augen mit den unverschämt langen Wimpern schienen auf den Boden zu blicken statt auf die Gemeinde, die die bevorstehende Zeremonie gespannt erwartete.
    Als Mason seinen Platz rechts neben Vater Jolly einnahm, schob sich sein jüngerer Bruder Davis an ihm vorbei. Pokey mochte das jüngste der drei Bayless-Kinder sein, aber Davis war für alle Zeit das Nesthäkchen der Familie.
    Zwanzig Monate jünger als Mason, war Davis zwar nur einen halben Kopf kleiner, aber hatte ohne weiteres zwanzig Kilo mehr auf den Rippen. Während
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