Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Safari

Safari

Titel: Safari
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
1
     
    Marcus Walker mochte Chicago, und Chicago mochte ihn; deshalb war er auch in Bug Jump, in Kalifornien. Nun ja, nicht eigentlich in Bug Jump. Wie selbst die Einheimischen einräumten, war man nie so richtig innerhalb von Bug Jump. Man trieb sich sozusagen an seiner ausgefransten Peripherie herum, ähnlich wie die wandernden Moskitos im Hochsommer um den Cawley-See schwärmten, an dem Marcus sein Zelt aufgeschlagen hatte.
    Als einer von zahllosen Spritzern unmöglichen Blaus, welche die nördliche Sierra Nevada wie Scherben einer zertrümmerten Lapislazulihalskette besprenkelten, lag der Cawley-See am Ende einer halbstündigen Fahrt eine Straße hinauf, die dem widerstrebenden Sierragranit durch umsichtigen Einsatz von Gesteinsbohrern, wohl bemessenen Sprengladungen und vielen Straßenarbeiterflüchen abspenstig gemacht worden war. Die Buckel und Furchen der Straße waren Gift für Walkers Vierradantrieb, aber das kümmerte den Rohstoffmakler nicht. Es war nicht sein SUV; er gehörte Hertz. Auf dem steilen Gefälle nach Bug Jump holte sich der Allrad allmählich Schrammen und Dellen und sein Fahrer einen Sonnenbrand.
    Alles in allem, resümierte Walker zufrieden, während er den SUV beim Herunterschalten beleidigt knirschend hörte, war es wieder ein sehr gutes Jahr für ihn gewesen. Auch wenn er das reife, hohe Alter von dreißig erreicht hatte. Anders als seine bis dahin übermütigen und dann bestürzten Kollegen dachte er nicht, dass es von nun an nur noch bergab ging. Da er sich trotz einiger viel versprechender Gelegenheiten standhaft geweigert hatte, um Erlaubnis für die Einfahrt in den Hafen der Ehe zu ersuchen, standen ihm weiterhin gewisse beneidenswerte Möglichkeiten offen, die für die meisten seiner Freunde keine Option mehr waren. Es war nicht so, dass er nicht heiraten wollte – das hatte er den Neugierigen, die sich nicht nur aus seinen Verwandten zusammensetzten, wiederholt und geduldig erklärt; er war nur wählerischer und hatte es nicht so eilig damit. Verständlich, denn seine Eltern hatten sich getrennt, als er ein Teenager war, und so hütete er sich mehr als andere erfolgreiche junge Männer, einen ähnlichen Fehler zu begehen.
    Das Geld, das er verdiente, half. Er war nicht reich, aber für sein Alter und seine Erfahrung führte er ein angenehmes Leben. Das verdankte er zwei Dingen: harter Arbeit und Scharfblick. Bei dem schnellen Riesengewinn zum Beispiel, den er mit brasilianischem O-Saft-Konzentrat erzielt hatte. Er biss die Zähne zusammen, als sich der SUV über ein Schlagloch empörte und gewisse Zusatzklauseln seiner Versicherung bedrohte. Von den anderen Rohstoffmaklern, die im Außendienst arbeiteten, hatte nur Estrada das brasilianische Wetter so genau verfolgt, dass er einen Spätfrost drohen sah. Als die Kälte dann tatsächlich die Region überzog, hatten nur sie beide entsprechend disponiert und konnten ihren Kunden die nötigen Terminwaren zu günstigen Preisen liefern.
    Dann war da der Kakao. Nicht nur, dass der Handel mit Kakaotermingeschäften wahre Wunder auf seinem Bankkonto bewirkt hatte; er brachte auch unerwartete gesellschaftliche Wohltaten mit sich. Antworte einem Mädchen auf die Frage, womit du dein Geld verdienst, dass du von Warentermingeschäften lebst, und sie zuckt die Achseln, begibt sich schnurgerade zum nächsten Barhocker, lächelt nichtssagend und wechselt das Thenia oder will höchstens noch wissen, wie viel das abwirft. Gewöhnlich wird ihr Blick so stumpf wie der Zuckerguss auf dem Napfkuchen.
    Aber ihr zu erzählen, dass du in Schokolade machst, rangierte irgendwo zwischen ›ich habe gerade fünfzig Millionen Dollar geerbt‹ und ›mein Bruder arbeitet als Großeinkäufer bei Tiffany‹. Das rief nicht nur einen verzauberten Gesichtsausdruck hervor, man konnte auch den gleichzeitigen Anstieg der Hormonproduktion mit zugehaltener Nase wittern.
    Er musste leise lachen, wenn er daran dachte, welche Vorstellungen die Erwähnung seiner Beschäftigung bei Mitgliedern beiderlei Geschlechts hervorrief: alles vom schneidigen, die Welt bereisenden Unternehmer bis hin zum geisttötend langweiligen, eulenhaften Buchhalter. Und nichts, was er dann sagte, konnte die einmal gefasste Vorstellung von seinem Beruf ändern.
    Obwohl sich allmählich Dunkelheit über die bewaldeten Hänge senkte, zwischen denen die enge, kurvenreiche Straße verlief, machte er sich keine Sorgen. Die Fahrt von seinem abgelegenen Zeltplatz nach Bug Jump hinunter hatte er während
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher