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Sommer in Venedig

Sommer in Venedig

Titel: Sommer in Venedig
Autoren: Joleen Carter
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gelesen,
sich mehrere der Seiten markiert und brannte darauf, das Hotel zu verlassen.
    Sie machte sich frisch, zog eine saubere
Arbeitsbluse an, und band die gerüschte Schürze um, die Ariana ihr geliehen
hatte. Sie versicherte Rebecca, dass sie wunderschön aussah mit dem
fliederfarbenen Rock, der eine Handbreit über dem Knie endete, weil sie so groß
war. Darüber die Schürze, die langen Locken mit fliederfarbener Schleife
gehalten. Eine perfekte Servicekraft!

 
    Die Gäste tummelten sich bereits in Buffetnähe,
als Rebecca, Ariana und die anderen Frauen sich mit Tabletts voller Gläser und
Häppchen unter die Leute mischten. Die meisten Gäste hatten sich fein gemacht:
die Herren in hellen Anzügen, die Damen in sündhaft teurer Abendgarderobe.
Nicht jeder standen die ausgefallenen Einzelstücke. Bei der einen oder anderen
betagten Dame musste Rebecca sich ein Grinsen verkneifen, wenn sie sah, wie
Ariana hinter ihr die Augen verdrehte. An diesen Abenden ließen sich sogar die
Saveras persönlich blicken. Signor Lorenzo Savera wirkte geradezu riesenhaft
neben seiner Gattin Ilaria, die steif, in ein hellgraues Kostüm gepresst, neben
ihm herschritt. Ein gekünsteltes Lächeln lag auf ihren schmalen, rosa
geschminkten Lippen. Man konnte nicht sagen, dass sie eine hässliche Frau war.
Im Gegenteil! Doch die distanzierte, kühle Art nahm ihr die Attraktivität.
    Gerade wollte Rebecca auf das Paar zugehen und
ihnen ein Glas Spumante anbieten, als sie Gregorio erblickte.

 
    Wieder einmal sah er umwerfend aus in seinem
schlichten Outfit. Zur Feier des Tages trug er eine dunkle Stoffhose mit einem
hellen Oberhemd. Die Krawatte hing ihm locker um den Hals, offensichtlich fühlte
er sich durch sie eingeengt. Sein schwarzes Haar glänzte mit seinen Augen um
die Wette. Rebeccas Herz schlug so heftig gegen ihre Brust, dass sie meinte,
ein jeder könne es hören. Sanfte Röte überzog ihre Wangen, als seine Augen sie
fanden und ihr zuzwinkerten. Fast wäre sie zu ihm geeilt, als eine ebenfalls
schwarzhaarige Schönheit sich bei ihm unterhakte und ihn auf die Wange küsste.
Gleich hinter der jungen Frau, deren Gesicht von einem Bob-Haarschnitt umrahmt
wurde, stürmte ein kleines Mädchen herbei, das etwa vier oder fünf Jahre alt
sein mochte. Rebecca sah, wie Gregorio strahlte, sie in die Arme nahm, herzte
und küsste. Die Kleine war genauso hübsch wie ihre Mutter. Doch hatte sie im
Gegensatz zu ihr keine braunen, sondern helle Augen. Genau genommen hatte sie
grüne Augen - Augen wie die von Gregorio.
    Rebeccas Magen krampfte sich zusammen, als sie
sah, dass Gregorios Blick sie erneut suchte. Er wollte ihr doch nicht etwa Frau
und Tochter vorstellen?

 
    Auf einmal war es Rebecca speiübel. Eilig flüchtete
sie in die Küche, setzte sich auf die lange Holzbank und trank zwei Gläser
Spumante auf einmal. Sofort machte sich Wärme in ihrem Magen breit und der Kopf
wurde leicht. Sie wollte nicht, dass dieser Nichtsnutz, wie selbst sein Vater
ihn nannte, ihr schlechte Gefühle machte. Sie war bisher eine fröhliche und
offene junge Frau gewesen. Sie hatte sich so sehr auf diesen Job und auf diese
Stadt gefreut. Auf gar keinen Fall würde sie zulassen, dass dieser Mann, nur
weil er groß war und schöne Augen hatte, ihr diesen einmaligen Aufenthalt
verdarb. Sollte er sich doch weiter neben Frau und Kind mit seinen Zimmermädchen
vergnügen. Sicher wusste sie nicht einmal davon. Rebecca war eine Studentin.
Zimmermädchen dagegen war sie nur für ein paar Wochen. Sie brauchte keinen
reichen Hotelerben. Sie würde schließlich ihr eigenes Geld verdienen.
    Sie nahm das letzte Glas von ihrem Tablett und
trank es aus. Nur zur Sicherheit, damit das blöde Gefühl nicht wieder kam.
Gerade wollte sie aufstehen und hoch erhobenen Hauptes weiter Getränke
verteilen, als sie Matteo im Türrahmen stehen sah.
    »Stai bene? Geht es dir gut?«
    Besorgnis lag in seinem Blick.
    »Sì, certo! Aber klar!« Sie straffte die
Schultern, ging wackelig in die Großküche und balancierte ein weiteres Tablett
voller Getränke Richtung Ausgang. Es klappte allerdings sichtlich schlechter
als zuvor, sodass Matteo ihr das Tablett wieder abnahm.

 
    »Siediti giù! Nun setz‘ dich mal dahin!«
    Sanft drückte er sie auf die Bank zurück.
    »Ich glaube, mir ist das heute etwas zu viel
geworden«, erklärte sie kleinlaut ihr Verhalten. »Ich habe versucht, mich mit
ein paar Gläsern Spumante wieder in Stimmung zu bringen ...«
    »Was aber nicht geklappt
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