Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommer in Venedig

Sommer in Venedig

Titel: Sommer in Venedig
Autoren: Joleen Carter
Vom Netzwerk:
links und rechts der Bühne
jeweils ein üppiges Arrangement mit den gleichen, sommerlich bunten Blüten.
Alles duftete. Wären Rebeccas Beine und Augenlider nicht so schwer gewesen, hätte
sie gern noch ein wenig der Unterhaltungsshow beigewohnt. Da ihr aber ein
weiterer anstrengender Tag bevorstand, zog sie sich lieber in ihr kleines Reich
zurück. In ihrem Zimmer streifte sie sich gähnend die Sandalen von den Füßen
und kickte sie unter die Garderobe. Im Bad putzte sie die Zähne, steckte die
Locken mit einer großen Klammer hoch und stellte sich noch einmal kurz unter
die Dusche. Nur mit einem winzigen Negligé - für alles andere war es definitiv
zu warm - betrat sie ihr Zimmer.

 
    Auf ihrem Tisch stand in einer Vase eines der
kleinen Blumenbouquets. Rebecca lächelte und vergrub ihre Nase darin, bevor sie
das Fenster weit öffnete. In dem kleinen Gärtchen unter dem Fenster zirpten die
Grillen. In der Ferne hörte sie das Plätschern von Wasser gegen Kanalwände. Von
der Modenschau hörte sie nichts, denn die Wände des Palazzo waren dick und das
Haupthaus weit genug entfernt.
    Wenig später lag sie in ihrem weichen Bett. Schon
das dünne Laken war als Zudecke zu viel. Die dicken Vorhänge wehten vor den geöffneten
Fensterflügeln. Der neue Radiowecker war gestellt und würde sie rechtzeitig mit
aktueller italienischer Musik wecken. »Wie schön die zarten Blüten sind und wie
angenehm sie duften. Das war wirklich aufmerksam von Gregorio, auch ihr ein Sträußchen
aufs Zimmer zu stellen«, dachte sie noch, bevor sie in einen tiefen, traumlosen
Schlaf fiel.

Kapitel 8

 
    Die rauchige Stimme Gianna Naninis brachte sie
sacht in die Realität zurück: 5:30 Uhr zeigte der Wecker an. Die Raumluft hatte
sich über Nacht merklich abgekühlt und auch der Anblick der schönen Blumen
weckte Rebeccas Lebensgeister. Diesmal war sie schon fertig angezogen, als es
an der Tür klopfte. Emilia nahm kommentarlos zur Kenntnis, dass Rebecca schon
bereit war.
    »Ich möchte noch schnell auf einen Espresso in
der Küche vorbei schauen und mir eine Brioche holen«, sagte Rebecca. »D‘
accordo! Ok! Wie du meinst«, erwiderte diese schnippisch. »Wenn du dafür Zeit
hast? Ich fange jedenfalls schon an mit meiner Etage.«
    Damit drehte sie sich um und rauschte davon.
    In der Küche wurde sie schon von Ariana erwartet.
Fröhlich zog sie Rebecca in ihre Arme und küsste ihr zur Begrüßung beide
Wangen. »Ciao, bella! Hai dormito bene? Hast du gut geschlafen? Rebecca nickte
und nahm dankbar die winzige Tasse in Empfang, die Ariana ihr anbot. Sie nippte
kurz an dem dampfenden Getränk.
    »Hast du noch eine der leckeren Brioche für mich?
Du weißt doch, wir Deutschen brauchen immer etwas im Magen, bevor wir mit
unserer Arbeit beginnen.«

 
    Gerade stellte Rebecca die leere Tasse auf dem
Rollwagen ab und stopfte sich die letzten Reste der Brioche in den Mund, als
Matteo um die Ecke kam.
    »Da bist du also!«, stellte er erfreut fest, küsste
Rebecca auf die Wangen und hob dann Ariana auf seine Arme, küsste sie und
schwang sie dabei herum, dass sie quiekte wie ein Schweinchen. Dann wendete er
sich wieder Rebecca zu.
    »Ich habe gestern Abend gesehen, wie Emilia mit
der Signora gesprochen hat, konnte aber nicht verstehen, worum es ging.
Allerdings sah Emilia danach zufrieden aus, was immer ein schlechtes Zeichen
ist. Und eben habe ich Gregorio zum Ausgang begleitet. Er fliegt für ein paar
Tage nach Rom, wisst ihr.«
    Unwillkürlich krampfte sich Rebeccas Magen
zusammen. Warum, das wusste sie nicht genau. Ihr gefiel der Gedanke nicht, dass
Gregorio fort war. Wenigstens hatte er Emilia hier gelassen.
    »Hast du mir überhaupt zugehört?«
    Matteo schnipste mit dem Finger vor Rebeccas
Nase.
    »Oh, scusa, Matteo. Ich fragte mich gerade, was
sie wohl Schreckliches über mich berichtet haben könnte. Ich habe mir Mühe
gegeben gestern, aber es war mein erster Tag.«
    »Wenn man etwas finden will, findet sich immer
etwas. Niemand von uns ist ohne Fehler«, mischte sich Ariana ein und lachte,
als Matteo empört die Arme in die Hüften stemmte. Schnell gab sie ihm einen
Kuss, damit er ihr wieder gut war.

 
    »Was auch immer sie gesagt hat, gleich wirst du
es erfahren. Denn die Signora erwartet dich in ihrem Dienstzimmer. Dai, vieni,
ti accompagno! Komm, ich bringe dich hin!«
    Rebecca sah Ariana hilflos an, zuckte mit den
Schultern und folgte Matteo. Wieder geleitete er sie durch den halben Palazzo
bis zu dem großen Vorraum mit dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher