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Solomord

Solomord

Titel: Solomord
Autoren: Sandra Duenschede
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ich ihr sagen wollte, wie bescheuert sie ist. Aber als ich aus dem Tor kam, ist sie gerade in den Wagen gestiegen.«
    »Was war das für ein Auto?« Sie zuckte mit den Schultern. »So ein großes, schwarzes.«
    »Und der Mann?«
    Ann-Katrin erzählte, dass der Mann eine Uniform getragen hatte. Auf die Frage, wie die ausgesehen habe, konnte sie jedoch keine genaue Antwort geben. Allerdings bemerkte sie zum Erstaunen aller, dass sie den Mann schon einmal gesehen hatte, allerdings ohne Uniform.
    »Wo?«
    »Vor ein paar Tagen auf dem Spielplatz.«
    Sie erzählte, wie sie auf den Bus gewartet und sich die Wartezeit mit Schaukeln auf dem Spielgelände vertrieben hatte. Dabei war ihr der Mann aufgefallen. Er hatte nämlich ins Gebüsch gepinkelt und eine Mutter hatte sich fürchterlich aufgeregt.
    »Und hast du sein Gesicht gesehen? Kannst du ihn beschreiben?«
    Brandt witterte eine Chance, dem Mann auf die Spur zu kommen, doch zu seiner Enttäuschung schüttelte Ann-Katrin den Kopf.
    »Und woher weißt du, dass es der Mann mit der Uniform war?«
    »Weil er in genau dasselbe Auto gestiegen ist, wie das, in dem der Uniformierte Michelle mitgenommen hat.«
    Die Erklärung schien einleuchtend. Nur schade, dass das Mädchen sich so wenig mit Automarken auskannte. Einen großen, schwarzen Wagen fuhren wahrscheinlich Tausende von Leuten in der Stadt, zumal Ann-Katrin noch nicht einmal das Nummernschild oder zumindest das Ortskennzeichen desselben nennen konnte. Vermutlich kam der Mann gar nicht aus Düsseldorf. Brandt seufzte leicht, während sein Kollege noch einmal versuchte, dem Mädchen weitere Einzelheiten zu entlocken. Doch Ann-Katrin schüttelte immer wieder den Kopf.
    »Ich habe nur noch gesehen, wie der Wagen um die Ecke gebogen ist.«
    Teichert bedankte sich bei der Kleinen. Für ihn war klar: Mehr würden sie momentan von dem Mädchen nicht erfahren. Sie nickten Frau Meurer zu und verabschiedeten sich. Brandt blickte sich jedoch noch einmal um, als sie bereits ein paar Schritte den Flur entlanggelaufen waren.
    »Sag mal, Ann-Katrin, hast du Michelle schon einmal besucht?« Sie nickte.
    »Und kennst du den Vater?«
    »Nein, der war nie da.«

3
    Sie fuhren zurück zum Präsidium.
    »Wir sollten versuchen, etwas über den Vater herauszufinden. Vielleicht hat er etwas mit Michelles Verschwinden zu tun«, sagte Brandt.
    Sein Kollege nickte zustimmend, während er den Wagen durch den dichten Stadtverkehr zum Jürgensplatz steuerte.
    Im Flur zu ihrem Büro kam ihnen ihr Vorgesetzter Hans Schirmer entgegen.
    »Für 13 Uhr ist eine Pressekonferenz im Fall Michelle Roeder anberaumt. Könnt ihr dabei sein?« Die beiden bejahten und berichteten, was der Besuch bei der Familie des vermissten Mädchens und die Befragung der Lehrerin und von Michelles Freundin ergeben hatten.
    »Und die Befragung der Anwohner?«, erkundigte sich ihr Chef. Brandt und Teichert blickten ihn fragend an.
    »Sind die denn nicht bereits gestern befragt worden?«
    »Soviel ich weiß, nicht. Ich dachte, das würdet ihr gleich mit erledigen.«
    Brandt spürte eine heiße Welle in sich aufsteigen. Erst holte man ihn zu diesem schwierigen Fall aufgrund seiner letzten Ermittlungserfolge hinzu, und dann erwartete man, dass er alles selbst übernahm.
    »Schick ein paar Leute von Marcus raus. Die sollen das übernehmen«, äußerte er in barschem Ton. »Wir haben dafür keine Zeit.« Ohne die Reaktion seines Gegenübers abzuwarten, setzte er unvermittelt seinen Weg ins Büro fort. Teichert folgte ihm.
    »War das nicht ein wenig forsch?«, fragte der, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten.
    Brandt ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen, der sich zu der leicht übergewichtigen Last mit einem lauten Knarren äußerte.
    »Ist mir egal«, antwortete er nur knapp.
    Er hatte weder Zeit noch Lust, sich an solchen, aus seiner Sicht Banalitäten, aufzuhalten. Da draußen lief ein Mann frei herum, der ein kleines Mädchen angesprochen und sie überredet hatte, zu ihm ins Auto zu steigen. Was danach geschah? Er wusste es nicht, aber aufgrund seiner Erfahrungen vermutete er, dass es nichts Gutes war, was der Mann im Schilde führte. Und wer konnte erahnen, ob und wann er vielleicht noch einmal zuschlagen würde, wenn sie ihn nicht fanden? Er wurde plötzlich unruhig, blickte zur Uhr. Lore hatte bereits Unterrichtsschluss. Er griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer seiner Mutter. Nach dem vierten Klingeln wurde abgehoben.
    »Brandt?«
    »Ich bin’s. Ist
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