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Solomord

Solomord

Titel: Solomord
Autoren: Sandra Duenschede
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Eingangsbereich an dem anderen vorbeizuschlängeln.
    »Ein echtes Date? Wer ist die Kleine?«
    »Kennst du nicht«, antwortete er kurz. Er hatte sich endlich an dem Freund vorbeigezwängt und betrat ohne ein weiteres Wort das Foyer.
    Die Bibliothek war gut besucht. Eine Menge Studenten streifte durch die weitläufige Halle, in der in mehreren Schaukästen Kunstgegenstände ausgestellt waren. Vor der Ausleihe bildete sich wie gewöhnlich eine lange Schlange und die ersten Reihen der Garderobenschränke waren wie immer alle belegt. Erst in der vierten Reihe fand er endlich ein freies Fach, in das er seinen Rucksack verstaute, aus dem er zuvor einen großen braunen Umschlag holte. Als er den Schlüssel herumdrehte, war das Klimpern der Pfandmarke zu hören.
    Mit dem Aufzug fuhr er in das dritte Geschoss und betrat den philosophischen Fachbereich. An einem freien Tisch an der Fensterfront nahm er Platz und wartete.

    Teichert lenkte den Wagen über die Rheinkniebrücke auf die andere Rheinseite. Brandt erblickte bereits beim Überqueren des Flusses die Beamten von der Bereitschaftspolizei. Mit Spürhunden durchkämmten sie Stück für Stück die grünen Wiesen am Rheinufer.
    »Ich versteh immer noch nicht, wieso Schirmer den Rheinwiesen oberste Priorität beigemessen hat. Bei dem Wetter sind doch genügend Leute unterwegs. Da hätten wir längst eine Meldung, wenn die Kleine hier zu finden wäre.«
    »Nur wenn sie tot ist«, war Teicherts Kommentar. »Die Bilder der Kleinen sind noch nicht veröffentlicht. Wenn sie noch lebt und sich hier aufhält, wird sie keiner erkennen. Außerdem haben wir keinen wirklichen Hinweis auf den Verbleib des Kindes. Irgendwo müssen wir schließlich anfangen.«
    Brandt murmelte etwas Unverständliches. Dass hier bereits vor Jahren schon einmal ein vermisstes Kind gefunden worden war, reichte ihm nicht als Begründung für diese Aktion. Schließlich hatte es sich damals um eine im Rhein treibende Kinderleiche gehandelt, und das Kind war durch einen Badeunfall ums Leben gekommen. Für ihn bestanden da keinerlei ersichtliche Parallelen zu dem aktuellen Fall, deshalb sah er die Maßnahme seines Chefs als reine Zeitverschwendung an.
    Sie parkten am Kaiser-Wilhelm-Ring und gingen die Böschung hinunter zu den Wiesen. Mit großen Schritten versuchten sie, zu der Gruppe der Bereitschaftspolizei aufzuschließen. Nach wenigen Minuten erreichten sie die letzten Beamten der Hundertschaft und fragten nach dem Einsatzleiter. Durch ein Kopfnicken gab man ihnen zu verstehen, dass sich dieser an der Spitze des Trupps befand.
    Hauptkommissar Decker wies gerade einige seiner Leute an, besonders den Uferbereich abzusuchen, als die beiden sich endlich an den circa 120 Beamten vorbei zum Einsatzleiter vorgekämpft hatten.
    »Und, habt ihr schon was?«
    »Nee, aber wir sind auch noch nicht weit gekommen. Die Schaulustigen behindern unsere Arbeit. Musste erst einmal ein paar Leute abstellen, die den Bereich hier absperren, sonst latschen die hier doch tatsächlich mitten durch.«
    Erst jetzt bemerkte er die Ansammlung einiger Passanten auf der nahe gelegenen Anhöhe hinter einer Polizeiabsperrung.
    »Was die immer meinen, was es hier zu gucken gibt«, bemerkte Teichert mit einem verständnislosen Blick auf die Menschenansammlung.
    Brandt zuckte mit den Schultern.
    »Und wann seid ihr hier fertig? Könnt ihr danach noch die Truppen im Grafenberger Wald unterstützen?«
    »Wie stellst du dir das vor?«, schnaubte Decker verächtlich. »Durch die Gaffer werden wir wohl erst im Dunkeln fertig. Da brauchen wir dann gar nicht mehr zum Wald rüber. Das ist sinnlos. Außerdem brauchen meine Leute auch mal Feierabend.«
    Brandt nickte. Wenn es nach ihm ginge, hätte er die Aktion hier am Rhein am liebsten sofort abgeblasen, aber dazu war er nicht befugt.
    Als sie zurück zu ihrem Wagen gingen, äußerte er noch einmal seinen Unmut über das Unternehmen Rheinwiesen.
    »Reine Zeitverschwendung, wenn du mich fragst. Wenn Michelle noch lebt, wird der Typ mit ihr an irgendeinen abgelegenen Ort gefahren sein. Bei dem, was er vermutlich mit ihr vorhat, kann er keine Zuschauer brauchen. Guck dir die Gaffer an«, er blieb einen kurzen Moment stehen und blickte zurück zur Polizeiabsperrung, »meinst du, der fährt hierhin mit dem Mädchen? Und dann am helllichten Tag?«
    Diesmal fiel seinem Kollegen kein Gegenkommentar ein und er stimmte ihm schweigend zu. »Aber wie sollen wir die Sache sonst angehen?«
    »Wir brauchen einfach
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