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Solomord

Solomord

Titel: Solomord
Autoren: Sandra Duenschede
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uns helfen, Ihre Schwester zu finden.«
    Brandt beobachtete, wie Martin Schulz Wasser in die Gläser schenkte. Seine Hand zitterte leicht.
    »Ist Ihnen denn etwas Ungewöhnliches aufgefallen? Gab es Streit oder ist sonst etwas vorgefallen?«, hakte er nach.
    Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß nicht. Meine Mutter meinte, es sei alles wie immer gewesen. Das Übliche halt. Nur eine kleine Diskussion wegen Michelles allmorgendlicher Trödelei. Nichts Dramatisches.«
    »Kennen Sie jemanden in Ihrem Bekannten- oder Verwandtenkreis, der Polizist oder vielleicht Feuerwehrmann ist?«
    Martin Schulz schüttelte den Kopf.
    »Niemand, der eine Uniform trägt?«, Brandt ließ nicht locker.
    »Nein.«
    »Kennt Ihre Schwester vielleicht einen Polizisten oder jemanden von einem Sicherheitsunternehmen, der eine Uniform trägt?«
    Ein Schulterzucken war die Antwort.
    »Und Ihr Vater?«, schaltete sich der Kollege Teichert ein. »Hat der vielleicht etwas bemerkt?«
    »Wohl kaum«, lautete die Antwort des jungen Mannes. »Michelles Vater hat sich bereits vor Jahren auf und davon gemacht. Sitzen lassen hat er meine Mutter mit der Kleinen. Ohne ein Wort. Und Geld hat er auch keins gezahlt. Ich weiß nicht, wo der steckt. Und um ehrlich zu sein, ich will es auch gar nicht wissen.«
    Martin Schulz hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
    Brandt griff nach einem der Gläser und trank einen Schluck. Irgendwie erschien ihm die ganze Sache merkwürdig. Gut, Martin Schulz war lediglich der Halbbruder des kleinen Mädchens. Aber er wirkte so unbeteiligt, überhaupt nicht betroffen. Machte er sich keine Sorgen um Michelle?
    »Wo waren Sie gestern Mittag?«
    »An der Uni. Vorlesung bei Professor Dublin. Danach habe ich mich mit einigen Kommilitonen im ›Café Uno‹ getroffen.«
    Brandt nickte. Er hatte vorläufig keine Fragen mehr, musste die Eindrücke erst einmal sortieren, um sich sein eigenes Bild machen zu können. Martin Schulz begleitete die beiden zur Tür. Sie hatten sich bereits verabschiedet, als ihm noch eine letzte Frage durch den Kopf schoss.
    »Sagen Sie, Herr Schulz, der Mann auf dem Foto mit Ihrer Halbschwester, ist das der Vater von Michelle?«
    Frau Roeders Sohn blickte ihn fragend an.
    »Ich meine das Bild auf dem Regal im Wohnzimmer«, fügte er erklärend hinzu.
    »Ach so«, antwortete der junge Mann und Brandt glaubte, so etwas wie Erleichterung in seiner Stimme wahrzunehmen.
    »Nein, das ist mein Bruder Georg. Er lebt seit einiger Zeit im Ausland. Ich habe bereits versucht, ihn zu erreichen. Bisher allerdings ohne Erfolg.«

    Ohne ein Wort zu wechseln, gingen die beiden zu ihrem Wagen. Erst als sie eingestiegen waren und Teichert den Motor startete, brach Brandt das Schweigen.
    »Wie ist dein Eindruck?«
    Sein Kollege zuckte mit den Schultern.
    »Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass dieser Schulz uns etwas verheimlicht. Er wirkt so unbeteiligt, oder?«
    Teichert hielt an einer roten Ampel und blickte ihn an. »Ist mir auch aufgefallen. Ich meine, selbst wenn Michelle Roeder nur seine Halbschwester ist. Immerhin ist sie spurlos verschwunden. Und er macht uns Vorwürfe, wir würden seine Mutter mit unseren Fragen quälen. Wirkte auf mich nicht wirklich besorgt. Ich meine, keiner weiß, ob Michelle überhaupt noch lebt.«
    Brandt nickte. Das entsprach leider der Realität. Auch wenn er es in dem Gespräch nicht ausgesprochen hatte, aber die Wahrscheinlichkeit, das Mädchen lebend zu finden, sank erfahrungsgemäß mit jeder Minute. Wenn die Kleine nicht weggelaufen war, blieb alternativ meist nur eine Entführung als mögliche Erklärung für das Verschwinden. Und in diesem Fall arbeitete die Zeit leider gegen sie. Hatte man doch Michelle Roeder zu einem Mann ins Auto steigen sehen.

    Auf der Grafenberger Allee fuhren sie Richtung Innenstadt, bogen allerdings kurz hinter der Straßenbahnhaltestelle Lindemannstraße ab, um zu der Schule von Michelle Roeder zu gelangen.
    »Hier am besten geradeaus«, wies Brandt seinem Kollegen den Weg. Er kannte sich in der Gegend bestens aus, wohnte selbst in dem Viertel.

    Die Klassenlehrerin Frau Meurer erwartete sie bereits. Die ältere Dame mit der dicken Hornbrille schüttelte fassungslos ihren Kopf.
    »Das ist alles so furchtbar«, flüsterte sie.
    Brandt stellte zunächst ein paar Fragen zum gestrigen Schultag. Ob Frau Meurer etwas an Michelle aufgefallen sei.
    »War sie vielleicht traurig oder wirkte sie besonders aufgeregt?«
    Doch Frau Meurer hatte
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