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Solomord

Solomord

Titel: Solomord
Autoren: Sandra Duenschede
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vermutlich einem Polizisten.«

    Sabine Roeder saß wie gelähmt auf der Bettkante des in Rosa gehaltenen Jugendbetts und starrte auf ein Poster an der gegenüberliegenden Wand, das über dem hellen Holzschreibtisch mit Tesastreifen an der Wand befestigt war. Es zeigte fünf junge Mädchen, die gemeinsam die Hauptrolle in einem Film spielten, den sie letzte Woche gemeinsam mit Michelle im Kino angeschaut hatte. Der Film hatte ihrer Tochter sehr gut gefallen und sie hatten jede Menge Spaß zusammen gehabt. Anschließend waren sie noch in der Stadt ein Eis essen gewesen und Michelle hatte ihr gestanden, dass sie sich in einen Jungen aus der siebten Klasse verknallt hatte. Sie hatten ein gutes Mutter-Tochter-Verhältnis, sprachen beinahe über alles. So jedenfalls sah Sabine Roeder die Beziehung zu ihrer Tochter und deshalb stand für sie auch fest: Ihre Tochter konnte nur entführt worden sein. Niemals wäre Michelle davongelaufen. Sie hatte doch überhaupt keinen Grund zum Weglaufen. Nein, ihre kleine Prinzessin befand sich nun wahrscheinlich in den Klauen irgendeines Perversen und … Sie konnte die Vorstellung nicht ertragen. Schluchzend warf sie sich auf das Bett, weinte hemmungslos und überhörte dadurch das Läuten an der Wohnungstür ebenso wie das Öffnen der Zimmertür nach einem kurzen Anklopfen.
    »Sabine?« Martin Schulz, Frau Roeders Sohn aus erster Ehe, stand neben dem Bett und berührte seine Mutter an der Schulter. Erschrocken fuhr sie zusammen, blickte ihrem Sohn verstört ins Gesicht.
    »Da sind zwei Herren von der Polizei.«

    Während Hagen Brandt und sein Kollege Nils Teichert im Wohnzimmer auf Sabine Roeder warteten, blickten sie sich neugierig um. Der Raum wurde von einem riesigen Plasmafernseher dominiert, der in einem krassen Gegensatz zu der dunkelbraunen Schrankwand aus Eiche stand und seinem Kollegen sogleich einen fragenden Blick entlockte. Auch die anderen Möbelstücke waren eher älteren Datums und passten optisch nicht wirklich zueinander.
    Nils Teichert wandte sich einigen Fotos auf einem Regal über dem beigen Cordsofa zu. Hagen Brandt beobachtete ihn dabei. Er und Nils arbeiteten noch nicht lange zusammen, erst seit ungefähr drei Monaten, doch sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden. Der junge Kollege hatte eine gute Ausbildung genossen und handelte meist sehr umsichtig und überlegt, das gefiel ihm. Außerdem konnte er sich auf ihn hundertprozentig verlassen, und das war gerade in einem Beruf wie dem ihren besonders wichtig. Nichts konnte so gefährlich sein wie ein unzuverlässiger Partner. Brandt hatte da schon so einige Erfahrungen gemacht und schätzte diese Eigenschaft an seinem jungen Kollegen deshalb umso mehr.
    »Schau mal hier, Hagen. Ob das der Vater der Kleinen ist?«
    Nils Teichert hatte eines der gerahmten Bilder von dem Regal genommen und hielt es seinem Kollegen entgegen. Das Foto zeigte ein etwa zehnjähriges Mädchen auf dem Schoß eines schlanken, blonden Mannes. Die Ähnlichkeit der beiden war verblüffend. Dieselben strahlend blauen Augen, die hohe Stirn und die leicht abstehenden Ohren.
    »Sieht fast so aus«, antwortete er und stellte das Bild zurück auf das Regal. Kurz darauf erschien Sabine Roeder. Sie war circa 1,80 Meter groß, schlank und attraktiv. Ihr braunes, mittellanges Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Hagen Brandt schätzte sie auf Anfang 40. Er stellte sich und seinen Kollegen Teichert kurz vor und richtete zunächst ein paar Routinefragen an Frau Roeder.
    »Wann genau hat Ihre Tochter gestern das Haus verlassen? Nimmt sie immer denselben Bus? Welche Kleidung trug sie? Gab es Streit? Ist etwas Ungewöhnliches vorgefallen?«
    Sabine Roeders Blick wurde mit jeder weiteren Frage hilfloser. Schließlich schlug sie die Hände vors Gesicht und schluchzte: »Ich weiß nicht, ich weiß es doch nicht!«
    Der Sohn eilte ihr zur Hilfe. Umständlich fasste er ihren Arm, führte sie zum Sofa. Die verzweifelte Mutter ließ sich langsam auf den abgewetzten Polstern nieder.
    »Möchtest du ein Glas Wasser?«
    Sabine Roeder nickte.
    Martin Schulz verließ das Wohnzimmer und forderte die beiden Männer auf, ihm zu folgen. In der Küche nahm er drei Gläser aus einem Hängeschrank über der Spüle.
    »Sehen Sie denn nicht, wie sehr Sie meine Mutter quälen? Was sollen die ganzen Fragen? Ihre Kollegen haben doch bereits gestern alles aufgenommen.«
    »Das ist reine Routine«, erklärte Nils Teichert.
    »Jeder noch so kleine Hinweis könnte
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