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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition)
Autoren: Stefan Burban
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dem anstrengenden Weg hierher war Kilian dankbar, endlich wieder etwas Festes unter den Hintern zu bekommen. Der Anführer der Söldnertruppe ließ sich schwer in einen Stuhl fallen. Dieser knarrte unter der Beanspruchung besorgniserregend.
    Kurta schöpfte ihm etwas von der Suppe in einen hölzernen Teller und stellte ihn vor ihm ab. Der Geruch des Mahls war nicht gerade dazu angetan, ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen zu lassen. Genau wie der Rest des Gasthauses war das Essen bestenfalls unterer Durchschnitt. Andererseits war es besser als nichts.
    Er probierte vorsichtig einen Löffel von der dickflüssigen Suppe. Sein erster Eindruck bestätigte sich. Die Pampe erwies sich als der Spelunke angemessen. Am liebsten hätte er den Teller weit von sich geschoben, wäre nicht sein Magen gewesen, der ihn mit heftigem Knurren davon überzeugte, dass es keine schlechte Idee wäre, doch etwas zu sich zu nehmen. Also aß er weiter … und versuchte dabei, so gut es ging, durch den Mund zu atmen. Das machte die Mahlzeit um einiges erträglicher.
    Seine Kameraden hatten den Anstand zu warten, bis er fast aufgegessen hatte, bevor sie das Gespräch eröffneten. Vielleicht war es auch Boshaftigkeit, die sie dazu veranlasste.
    »Schon irgendwelche Pläne, wie es weitergeht, oh großer und mächtiger Anführer?«, fragte Silas mit verschmitztem Lächeln. Er liebte es, Kilian so zu nennen, und je häufiger Kilian ihn ermahnte, es sein zu lassen, desto häufiger machte sich Silas den Spaß.
    »Im Süden gibt es eine weitere Moyri-Armee«, murmelte Kilian mit vollem Mund. »Mit etwas Glück können wir vielleicht bei denen anheuern.«
    »Im Süden?«, fragte Kurta. »Im Süden ist doch nichts los. Die Varis dort sind auf der Flucht.«
    »Ja«, stimmte ihm Jonas zu. »Genau wie hier. Jede größere Siedlung im Süden wird bereits von den Moyri kontrolliert oder wurde dem Erdboden gleichgemacht. Dort gibt es nichts mehr zu holen. Der Moyri-General, der dort das Sagen hat, wird sicherlich keine Söldner anheuern. Er muss sich schon um den Sold von zu vielen Männern Gedanken machen.«
    »Söldner werden nur an Orten angeheuert, an denen eine Schlacht zu erwarten ist«, schloss sich Vekal der allgemeinen Meinung an.
    »Seid ihr jetzt fertig?«
    »Noch lange nicht«, mischte sich Darian zum ersten Mal ein. »Auch auf die Gefahr hin, dass mich mein Einwand in dieser Runde unbeliebt macht …«
    »Zu spät«, warf Jonas lachend ein.
    »… möchte ich doch darauf hinweisen«, fuhr Darian ungerührt fort, wobei er Jonas einen vernichtenden Blick zuwarf, »dass die Moyri nicht gerade die vertrauenswürdigsten Auftraggeber sind.«
    »Wie unser letzter Auftrag beweist«, nickte Silas.
    »Fairerweise muss man schon sagen, dass wir nicht unbedingt unschuldig daran sind, dass wir jetzt mittellos und ohne einen Auftrag in der Tasche hier sitzen wie begossene Pudel.«
    Kilians Bemerkung löste betroffenes Schweigen und Kopfschütteln unter seinen Kriegern aus. Bei allen bis auf Silas, der krampfhaft ein Lachen unterdrückte, das sich langsam in seinem Bauch ausbreitete, die Kehle hinaufstieg und als Prusten zwischen zusammengebissenen Zähnen an die Oberfläche trat. Bis er nicht anders konnte und lauthals losplatzte.
    »Das war es aber irgendwie wert«, schaffte er noch zwischen zwei Lachanfällen zu gestehen. Das war Grund genug für die gesamte Gruppe, in sein Lachen einzustimmen. Selbst der sonst so ernste Darian schloss sich an.
    Sie hatten bei der Moyri-Armee unter Coyle Pollok persönlich angeheuert, um an der Belagerung von Eriakum teilzunehmen. Zwei Monate hatten sie die Stadt ausgehungert, ohne etwas zu unternehmen, und Langeweile hatte sich im ganzen Heerlager breitgemacht.
    Sie hatten nur versucht, etwas Spaß zu haben, ein wenig Auflockerung in das eintönige Lagerleben zu bringen. Das war schon alles. Und da Söldner bei den Moyri nie gut angesehen waren, hatte sich der Streich, den sie ausgeheckt hatten, regelrecht aufgedrängt. Na gut, rückblickend betrachtet war die Sache mit dem Juckpulver und den Offizierslatrinen der Moyri keine ihrer intelligenteren Ideen gewesen. Aber eigentlich auch nicht Grund genug, ihnen den Sold vorzuenthalten. Kilians Meinung nach hatten die Moyri viel zu empfindlich auf den Scherz reagiert.
    Der Moyri-Offizier, dem sie unterstellt gewesen waren, ein Leuteschinder mit Namen Lestrade, hatte sie nur deswegen nicht verhaftet, weil die Erstürmung der Stadt unmittelbar bevorstand und jeder Mann gebraucht
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