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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition)
Autoren: Stefan Burban
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Prolog
     
    Eriakum lag verborgen unter einem dichten, alles verschlingenden Schleier aus Qualm und Asche. Ein Leichentuch, das sich über die Straßen der einst lebendigen und prächtigen Metropole legte.
    Hoch über den Türmen der gepeinigten Stadt zogen Schwärme von Krähen ihre Runden. Die Vögel des Todes kreischten vor Erwartung, angesichts des bevorstehenden Festmahls.
    Ströme von Moyri-Soldaten ergossen sich durch die drei riesigen Breschen im äußeren Wall und drohten die Verteidiger allein durch ihre bloße Übermacht hinwegzufegen. Deren Bemühungen, die Stellung zu halten, stellten lediglich noch ein unbedeutendes Hindernis dar. Die Stadt stand unmittelbar vor dem Fall.
    Das Klirren von Schwertern und die Schreie von Frauen und Kindern drangen sogar bis zu dem Hügel fünf Kilometer vor der Stadt, der Erhebung, die Coyle Pollok, selbst ernannter Kriegsherr der Moyri-Allianz, sich als Feldherrnhügel ausgewählt hatte.
    Pollok seufzte zufrieden. Er war am Ziel seiner Wünsche. Eriakum, die Hauptstadt des Königreichs von Varis, gehörte ihm. Endlich! Nichts konnte die Einnahme der Stadt durch seine Truppen noch verhindern. Die Männer und Mauern des Königs waren gefallen, ihr anhaltender Widerstand zum Scheitern verurteilt.
    Der Feldzug war lang, hart und blutig gewesen. Die gerüsteten Truppen König Miras’ hatten erbittert und gut gekämpft. Aber gegen seine Streitmacht waren sie nur Ähren gewesen, die von der Sense des Bauern gemäht wurden.
    Hoch über der Stadt thronte der Königspalast von Eriakum, stolz und wunderschön, mit seinen Säulen und dem goldverzierten Dach ein Musterbeispiel an Architekturkunst. Pollok hatte seinen Truppen befohlen, den Palast zu schleifen und bis auf die Grundmauern niederzubrennen. Alle Männer, die Widerstand leisteten, sollten getötet, die Frauen und Kinder in die Sklaverei verkauft werden. Nichts sollte mehr an den Glanz der uralten Hauptstadt erinnern, wenn er hier fertig war. Gar nichts.
    Und noch etwas hatte er befohlen: Man sollte ihm die Köpfe des Königs und seiner ganzen Familie bringen – um sicherzugehen, dass niemand entkommen war. Komplikationen konnte er sich nicht leisten, nicht am Vorabend seines Sieges, des größten Triumphs der Moyri.
    Ephraim, sein Schamane und oberster Ratgeber, trat pflichtbewusst an die Seite seines Herrn. Etwas, das niemand sonst unaufgefordert gewagt hätte. Denn die Eisernen Schakale, Coyle Polloks fanatisch loyale Leibwache, umringten den Kriegsherrn, allzeit bereit, diesen mit ihrem Leben zu schützen. Doch dem Schamanen machten sie wortlos Platz.
    Die Mitglieder der Eisernen Schakale waren in schwere Rüstungen gehüllt und mit zwei Schwertern ausgerüstet, die sie in gekreuzten Scheiden auf dem Rücken trugen. Ihre Gesichter verbargen sie hinter kunstvollen Masken, jede Maske das Abbild eines Schakals mit gefletschten Zähnen.
    Die Mitglieder dieser Eliteleibwache waren Veteranen vieler Schlachten und hatten sich im Feuer des Kampfes bewährt. Sie waren eiskalte und erbarmungslose Killer – Kampfhunde, die nur auf ein Zeichen ihres Herrn warteten, um von der Leine gelassen zu werden. Doch Ephraim brachte selbst sie zum Zittern. Der Schamane verstand sich auf uralte, von den meisten längst vergessene dunkle Künste. Und wer ihm in die Quere kam, der fand sich selbst allzu bald auf der falschen Seite eines Opfermessers wieder.
    Die Haut des alten Zauberers wirkte wie altes Pergament, faltig und zerknittert. Die meiste Zeit über trug er einen weiten Mantel, dessen Kapuze er tief ins Gesicht zog. Der Mantel verbarg den Großteil seiner buckligen Gestalt, bis auf die bloßen Hände, die aus den weiten Ärmeln hervorlugten. Wenn man aber genau hinsah, bemerkte man hin und wieder seine Augen, die in den Tiefen der Kapuze bösartig funkelten. Doch nur sehr mutige Menschen sahen ihn hierfür lange genug an.
    »Ich beglückwünsche Euch zu Eurem Sieg, Herr.«
    Pollok, in seiner glänzenden Rüstung, die der seiner Eisernen Schakale sehr ähnlich war – mit dem Unterschied, dass er ein Bärenfell als Mantel trug und der Kopf des Tieres ihm als Kapuze diente –, nickte seinem Ratgeber grüßend zu. Der Kopf des Bären rutschte ihm dabei vom Kopf und enthüllte dichtes, schwarzes Haar, das im Nacken zu einem Zopf zusammengeflochten war. Ansonsten war seine Gestalt nicht wirklich beeindruckend. Coyle Pollok war zu klein, zu untersetzt. Er war auch nie ein großer Krieger gewesen. Seine Stärke lag in seinem Verstand und
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