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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition)
Autoren: Stefan Burban
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in seiner Verschlagenheit.
    Hinter dem Kriegsherrn stand ein Eiserner Schakal mit der Schlachtstandarte Coyle Polloks. Sie zeigte einen aufgerichteten Bären, der seine Krallen kampfbereit vor dem eigenen Körper hielt. Das Banner flatterte im Wind. Der Bär war nicht nur Coyle Polloks persönliches Wappentier, sondern auch das Totem seines ursprünglichen Clans, der Schwarzbären.
    »Die Schlacht ist noch nicht geschlagen«, erwiderte Pollok, dem es schwerfiel, die tiefe Befriedigung über den bevorstehenden Fall der Stadt ganz aus seiner Stimme zu verbannen.
    Ephraim schnaubte. »Das wird sie sehr bald sein. Was könnten diese Würmer uns noch entgegensetzen? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Sieg Euer ist. Das Königreich Varis ist Geschichte.«
    Pollok wollte dem alten Schamanen Einhalt gebieten, ihn ermahnen, dass es noch zu früh war, um zu feiern. Aber er brachte es nicht über sich. Wie denn auch? Er fühlte genauso.
    Ein Stich der Bitterkeit griff plötzlich nach seinem Herzen und fast gegen seinen Willen richtete Pollok den Blick nach Westen. Seine Lippen verzogen sich zu einer Maske der Wut. Obwohl er seine Gesichtszüge augenblicklich wieder unter Kontrolle brachte, war er sich sicher, dass Ephraim die kurze Entgleisung bemerkt hatte.
    »Noch nicht«, flüsterte Pollok so leise, dass der Schamane sich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen, »aber bald, Ephraim, schon sehr bald.«
        
     

1
     
    Kilian erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen. Der Raum drehte sich um ihn. Er dachte schon, man hätte ihn auf ein Schiff entführt. Bis ihm einfiel, dass es im Umkreis von zweihundertfünfzig Kilometern gar keinen Hafen gab – nicht einmal ein Gewässer, was das anbetraf.
    Dann liegt es vermutlich doch am Alkohol, dachte er müde. Ich muss unbedingt mit dem Saufen aufhören.
    Mühsam richtete er sich im Bett auf. Just diesen Augenblick suchte sein Magen aus, um ihn daran zu erinnern, dass sich Alkohol und schnelle Bewegungen nicht vertrugen. Kilian übergab sich lautstark auf den Holzfußboden. Der Gestank von Erbrochenem stieg ihm in die Nase und er schreckte angewidert zurück.
    Etwas regte sich neben ihm unter der Bettdecke und eine blonde Gestalt, die sich im Schlaf herumwälzte, schälte sich träge aus den Laken.
    Kilian betrachtete die Frau mit einer Mischung aus Überraschung und Ekel. Kaum zu glauben, dass er mit diesem Etwas die Nacht verbracht hatte. Am Abend zuvor hatte sie noch bedeutend jünger und erheblich attraktiver auf ihn gewirkt.
    Das muss auch am Alkohol gelegen haben! War ich denn wirklich so besoffen?
    Die Antwort auf diese Frage klärte sich, als er aufstand und prompt auf einem am Boden liegenden – natürlich leeren – Weinkrug ausrutschte, hinfiel und mit dem Gesicht in vier weiteren Weinkrügen landete, die in alle Himmelsrichtungen davonrollten.
    Die Blondine grunzte im Schlaf etwas Unverständliches und rollte sich auf die andere Seite. Kilian war es nur recht, wenn sie schlief, bis er verschwunden war. Er hasste Auseinandersetzungen am Tag danach.
    Darauf bedacht, keine hastigen Bewegungen zu machen, erhob er sich vom Boden. Er wusch sich notdürftig und zog sich an. Dabei warf er einen kurzen Blick in den Spiegel. Für gewöhnlich beschrieb er sich selbst als durchaus ansehnlich. Sein Körper war durchtrainiert und hatte kein Gramm Fett zu viel. Seine blaugrünen Augen stachen aus dem gebräunten Gesicht hervor und seine dunkelblonden Haare waren so kurz, dass sie senkrecht in die Höhe schossen. Alles in allem wirklich nicht schlecht. Aber heute ragten die verfilzten Haare in alle Richtungen davon, seine Augen waren blutunterlaufen sowie von dunklen Ringen umgeben und sein Körper wirkte übermüdet und in sich zusammengefallen. Das Ergebnis von zwei Tagen Besäufnis und Ausschweifungen. Das musste sich dringend ändern.
    Er verließ das Zimmer, wobei er peinlich genau darauf achtete, möglichst wenig Lärm zu machen. Als die Tür leise ins Schloss fiel, nahm er sich zum ersten Mal Zeit, durchzuatmen und sich umzusehen. Die Erinnerung an den letzten Abend kehrte langsam, jedoch ein wenig verschwommen zurück. Und damit auch das Wissen, wo er sich befand. Neskrit. Eine kleine Ortschaft etwa zwanzig Kilometer außerhalb von Eriakum.
    Oder besser gesagt: dem ehemaligen Eriakum. Seit dem Fall der Stadt zwei Tage zuvor war von der einstmals blühenden Metropole nicht mehr viel übrig. Man konnte über die Moyri sagen, was man wollte, aber sie machten keine halben
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