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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition)
Autoren: Stefan Burban
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bist du?«
    »Was ist das für ein Gefühl, der größte Massenmörder in der Geschichte der Varis und Moyri zu sein?«
    »Ich habe gefragt, wer du bist.«
    »Du willst wissen, wer ich bin?«, fragte der Gaukler und Ephraim glaubte, einen Hauch von Spott in dessen Stimme zu erkennen.
    »Ephraim von den Moyri«, sprach der Gaukler weiter und mit jedem Wort nahmen Lautstärke und Intensität im Tonfall des Mannes zu. »Für all deine Verbrechen, für all das Leid, das du verursacht hast, dafür, dass du gleichermaßen Moyri und Varis ins Verderben gestürzt hast, aber vor allem dafür, dass du meinem Freund unendliches Leid durch den Tod seiner großen Liebe zugefügt hast, für all diese Taten verurteile ich dich zum Tode.«
    Noch während er jonglierte, riss er sich mit einer Hand die Kapuze von Kopf. Die Bälle klapperten achtlos auf den Boden. Ephraim zwinkerte im Dämmerlicht des Schankraums. Er glaubte, den Mann schon einmal gesehen zu haben, und zwar, kurz bevor Coyle Pollok gefallen war.
    »Mein Name ist Silas von Thyro und als dein Scharfrichter stehe ich hier. Für all deine Verbrechen, fahr zur Hölle!«
    Ephraim spürte einen stechenden Schmerz in der Brust. Verwirrt glitt sein Blick nach unten und entdeckte einen Dolch, der bis zum Griff knapp unter seinem Herzen steckte. Um die Wunde breitete sich ein immer größer werdender Blutfleck auf seiner Kleidung aus.
    Ephraim versuchte zu sprechen, doch kein Wort verließ seine Kehle. Selbst das Atmen fiel ihm schwer. Der Schamane rang nach Luft. Doch es fühlte sich an, als würde er die Luft durch einen Strohhalm saugen.
    Ephraim kippte rücklings um und hauchte auf dem von Bier und Unrat verunstalteten Boden einer heruntergekommenen Schenke sein Leben aus. Er war ein Mann mit vielen Talenten gewesen, doch dieses Ende hatte nicht einmal er vorhergesehen.
    Überall im Schankraum sprangen Männer von ihren Stühlen und zogen ihre Schwerter angesichts eines Mordes direkt unter ihren Augen. Einige der Gäste bewegten sich bereits Richtung Tür, um dem Mörder den Weg abzuschneiden.
    Der Gaukler sprintete los, doch nicht in Richtung Tür, sondern in die andere Richtung. In den hinteren Teil des Schankraums. Der Mann senkte den Kopf, federte sich vom Boden ab und sprang durch das Fenster. Die Scheibe zersprang in tausend Splitter und die Scherben verteilten sich auf dem Fußboden. Augenblicklich pfiff ein eisiger Wind durch den Raum.
    Einige Männer sprangen dem Mann hinterher, weniger, um den Tod des Unbekannten zu rächen, sondern vielmehr aus dem Grund, dass es womöglich ein Kopfgeld für den Mörder geben mochte. Doch der unbekannte Gaukler war längst in der Nacht verschwunden.
    * * *
     
    Kilian erwachte aus unruhigem Schlaf. Der Söldner streckte sich, um seine schmerzenden Glieder zu lockern.
    »Guten Morgen«, sagte eine gut gelaunte Stimme.
    Kilian schreckte hoch, entspannte sich jedoch wieder, als er Silas erkannte, der vor einem prasselnden Feuer saß, über dem ein gehäuteter Hase briet.
    »Lust auf Frühstück?«
    Kilian grunzte etwas Unverständliches.
    »Ich nehme das mal als ein Ja.«
    »Wo warst du?«
    »Geschäfte«, erwiderte der Barde rätselhaft.
    »Und wie hast du mich gefunden?«
    Silas lächelte nachsichtig. »So gut solltest du mich inzwischen kennen, um zu wissen, dass ich so meine Methoden habe.«
    »Ich hatte gehofft, dich endlich los zu sein.«
    Silas blickte in gespieltem Entsetzen seinen Freund an. »Das trifft mich tief ins Herz.«
    Der Barde warf seiner Laute einen übertriebenen Blick zu.
    »Wage das ja nicht!«
    »Ich bin jetzt so verletzt, dass ich etwas spielen muss. Und vermutlich werde ich einige Töne nicht so ganz treffen. Du weißt schon, weil ich ja so verletzt bin.« Der Barde zwinkerte schelmisch.
    »Nein Silas. Hör bloß auf. Es ist zu früh für …«
    Doch bevor Kilian es verhindern konnte, spielte der Barde eine Ballade und sang dazu. Und es war das Grauenvollste, was Kilian je gehört hatte. Die Ballade dauerte fast eine halbe Stunde. Eine halbe Stunde, in der Kilian mehrmals ernsthaft daran dachte, sich selbst die Trommelfelle durchzustechen.
    Als die Ballade endlich endete, holte Silas ein Messer hervor und schnitt sich etwas von dem Hasen ab. Genüsslich begann er, darauf herumzukauen, während er vergnügt sein Gegenüber beobachtete.
    »Silas?«
    »Ja, Kilian?«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass du die nächste Zeit damit zubringen wirst, mich nach allen Regeln der Kunst mit deinem Repertoire zu
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