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Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.

Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.

Titel: Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.
Autoren: Bernd Schneidmüller
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    Kaisertum im lateinischen Mittelalter war gesteigerte Königsherrschaft. Ein neuer Titel und ein besonderes Erhebungsritual markierten den Übergang. Zumeist spendeten die Päpste Salbung und Krönung zum Kaiser in Rom, von 800 bis 915 den Königen der fränkischen Reiche, seit 962 nur noch den ostfränkisch-deutschen Königen. Im liturgischen Bund zweier Universalmächte wurde politischer Vorrang sakral ausgestaltet.
    Der Glanz der Größe, die Nähe zu Gott und der besondere Auftrag in der Heilsgeschichte verzauberten die Menschen. Dagegen ernüchterte die Spannung zwischen gedachter Weltherrschaft und realer Begrenzung. Den eigenen Völkern das Höchste, wurden die Kaiser den anderen zum Ärgernis. Ihr Reich konnte den Nachgeborenen zum verlorenen Paradies, zur politischen Verheißung und zur Grimasse deutscher Brutalität gerinnen.
    Kaiser und Reich – was in der gängigen Einzahl gesagt wird, soll hier in der Vielfalt betrachtet werden, in Dauerhaftigkeiten, Spannungen und Widersprüchen. Darum reduziert dieses Buch. Denn Kaiser gab und gibt es von der Antike bis in die Gegenwart. Auch wenn sie sich einzig auf Erden dachten, mussten sie oft die Mehrzahl aushalten. Im Mittelalter existierten zwischen 800 und 1453 über lange Zeit sogar zwei christliche Kaiser nebeneinander. Nur dem Kaisertum im lateinischen Europa gilt dieses Buch. Es spannt den Bogen von der tastenden Einrichtung 800 durch Karl den Großen bis zum Ende der Romzüge und dem Anbruch einer neuen Zeit an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert.
    Auch wenn sich Europa seit dem 19. Jahrhundert von seinen Kaisern erlöste, wirkten manche Weichenstellungen und Erinnerungen sowie der Glanz ihrer Denkmäler weiter: Kaiserdome, Kaiserpfalzen, Kaisersäle, Kaiserschätze, Kaiserbilder, Kaisersagen,Kaisereichen, Kaiserausstellungen. Deutsch gemachte Kaiser des Mittelalters und das dreimal untergegangene Reich begleiteten vor allem die Geschichte der Deutschen vom 19. zum 21. Jahrhundert. Ihr Mittelalter lässt sich aus seiner neuzeitlichen Benutzung nicht mehr wirklich herausschälen. Im Blick über die Jahrhunderte kommt es freilich auf die Unterschiede an. Die unbedachte Rede von den «deutschen Kaisern» verkennt, dass es diese – staatsrechtlich korrekt – nur von 1871 bis 1918 gab. Im Mittelalter herrschten römische Kaiser. Die Titel für Kaiser und Reich entstanden mit der Zeit: Kaiser der Römer im 10. Jahrhundert, das Heilige Reich und bald das Heilige Römische Reich im 12. Jahrhundert, das Heilige Römische Reich deutscher Nation im ausgehenden 15. Jahrhundert. Das Anwachsen der Namen verrät den Wandel von Realitäten. In der changierenden Institution des Kaisertums wollen die Kaiser des Mittelalters in ihrer Vielfalt betrachtet werden, von Karl dem Großen bis zu Maximilian I.
    Im Übergang von der Antike zum Mittelalter etablierten sich auf dem Boden des früheren weströmischen Reichs neue Königreiche. Die Monarchie wurde damit zur prägenden Herrschaftsform der alteuropäischen Geschichte. Bald verloren Völker ohne Königtum ihre Selbstständigkeit. Mühsam behaupteten sich später Organisationsformen von Städten und Gemeinden gegen Königtum und Adel. Über den Königreichen markierte das Kaisertum den Anspruch auf den höchsten Grad monarchischer Herrschaft. Stolz schmückten Angelsachsen, Ostfranken, Westfranken oder Spanier ihre Könige mit dem kaiserlichen Namen. Wirkmächtig und dauerhaft wurde das Kaisertum aber erst durch den exklusiven Erhebungsakt. Er bediente sich externer Legitimation, brauchte zeichenhafte Eindeutigkeit und zielte auf Öffentlichkeit.
    Den fränkischen Königen war vom 5. bis zum 8. Jahrhundert die dritte Großreichsbildung neben dem oströmisch-byzantinischen Reich und der muslimischen Welt gelungen. Nun sollte der kaiserliche Name den neuen Glanz der Eroberer ausdrücken. Über viele Jahre wurde mit Ideen, Formen und Orten experimentiert. Endlich stiftete die Kaiserkrönung Karls des Großendurch den Papst 800 im römischen Petersdom Legitimation wie Tradition zugleich. Der Initialakt griff auf das antike Kaisertum der Römer zurück, setzte sich selbstbewusst mit der christlichen Kaiserherrschaft im griechischen Konstantinopel/Byzanz auseinander und schuf dem lateinischen Mittelalter eine neue Hierarchie. An ihr arbeitete sich Europa über ein Jahrtausend mehr oder minder heftig ab.
    Rom war zugleich Zentrum des antiken römischen Weltreichs, akzeptierte Grablege der Apostelfürsten Petrus und
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