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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition)
Autoren: Stefan Burban
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wurde. Aber Lestrade hatte ihren Sold einbehalten und vermutlich in die eigene Tasche gesteckt. Außerdem hatte er ihre Einheit in die letzte Schlachtreihe gesteckt. Als sie endlich über die geschleiften Wälle von Eriakum gestiegen waren, war die Stadt schon so gut wie geplündert gewesen. Am Ende blieb ihnen nichts weiter als einige beinahe wertlose Beutestücke, die sie nach der Schlacht aus Eriakum hatten herausschaffen können.
    »Das reicht jetzt!«, knurrte Kilian, während er sich selbst eine Lachträne aus dem Auge wischte. »Wir sind trotzdem noch immer keinen Schritt weiter. Was tun wir jetzt?«
    »Wir könnten bei den Varis anheuern.«
    Der Vorschlag löste schockiertes Schweigen aus und Silas war mit einem Mal das Ziel vieler ungläubiger Blicke.
    »Die Varis haben kein Geld mehr.«
    »Und keine Armee«, schloss sich Vekal an.
    »Selbst wenn sie Geld oder Truppen hätten, könnten sie sich uns nicht leisten«, erklärte Kilian. »Nicht mehr.«
    »Du stehst wohl gern auf der Verliererseite, was Silas?!«, fragte Darian provozierend.
    »Es wäre nur schön, endlich mal auf der moralisch richtigen Seite zu stehen.«
    Kilian schüttelte nur den Kopf. »Was bringt die moralisch richtige Seite, wenn man am Schluss verhungert?«
    »Ich würde nur gern mal für etwas kämpfen, das es wert ist, dafür anderer Leute Köpfe einzuschlagen«, verteidigte sich Silas rasch.
    »Du bist ein eingefleischter Romantiker«, beschuldigte Jonas ihn mit mildem Spott. »Was ja auch nichts Falsches ist.« Er hob abwehrend die Hände, als ihn Silas’ bitterböser Blick traf, den er aber nicht halten konnte. Um lange böse zu sein, war Silas … nun ja … viel zu sehr Silas.
    »Aber bei deinen Überlegungen, vergisst du«, fuhr Jonas fort, »dass die Varis nichts mehr haben, was sie verteidigen könnten, womit wir wieder am Anfang wären mit dem verfügbaren Jobangebot.«
    »Sie haben immer noch Erys.«
    Kilian stöhnte gequält auf und verdrehte die Augen. Dass der Barde nicht so leicht aufgab, war ja allgemein bekannt, aber heute überspannte er den Bogen.
    Erys lag etwa hundert Kilometer westlich von Eriakum und war die letzte freie Stadt der Varis. Wer von den Varis-Truppen noch Beine zum Laufen oder ein Pferd zum Reiten hatte, war auf dem Weg dorthin. Der Restwiderstand sammelte sich dort, hieß es, zum letzten Gefecht.
    Arme Narren, dachte Kilian nur mit mäßigem Interesse. Wenn sie klug wären, würden sie die Rüstungen ablegen und sich in der Wildnis zerstreuen. Einige kämen dann vielleicht sogar mit dem Leben davon. In Erys darauf zu warten, dass die Moyri anrücken, um das Gleiche mit der Stadt zu tun wie zuvor mit Eriakum und einem Dutzend weiterer Städte, das ist Wahnsinn.
    »Hörst du jetzt wohl auf damit?!«, sprach Kilian ein Machtwort aus. »Wir arbeiten nicht für die Varis und damit basta!«
    »Und warum nicht?«
    »Wir arbeiten nicht für Verlierer.« Kilian spuckte etwas Suppe aus, um seine Meinung über die Varis zu unterstreichen.
    »Warum denn nicht? Wir würden glänzend zu ihnen passen, so abgerissen, wie wir im Moment aussehen.«
    »Autsch!«
    Silas’ Tonfall wurde einschmeichelnd, als er weitere Vorteile seines Vorschlags aufzählte. »Uns gehen außerdem die Auftraggeber aus. Wenn wir nicht für die Varis arbeiten und nicht für die Moyri, für wen denn dann?«
    »Da ist was dran«, stimmte Jonas ihm zu. Als er aber Kilians Blick bemerkte, versenkte er seinen Kopf fast in seinem Suppenteller, so tief beugte er sich darüber.
    »Wir müssen ja nicht unbedingt bei der Verteidigung von Erys helfen. Wir könnten Proviant besorgen, Nachzügler beschützen und uns als Aufklärer bei ihnen verdingen, und wenn die Moyri anrücken, lassen wir uns auszahlen und verschwinden.«
    »Hmmm, die Idee hat was«, schlug sich Darian unerwartet auf Silas’ Seite. »Vielleicht können wir einen oder zwei Spähtrupps der Moyri erledigen und ausplündern. Sie schulden uns sowieso noch Geld. Das wäre nur gerecht.«
    »Fängst du jetzt auch noch an?!«
    »Ich meine ja nur.«
    Kilian holte tief Luft und verbannte die Alkoholschwaden, die immer noch sein Gehirn umwölkten, in den hintersten Winkel seines Kopfes. Er wusste, sie würden bald zurückkommen, aber im Augenblick brauchte er einen klaren Kopf.
    »Noch einmal zum Mitschreiben für alle, die schreiben können: Wir arbeiten nicht für die Varis. Ende der Diskussion! Haben das jetzt alle kapiert?«
    Zustimmendes Gemurmel wurde rings um den Tisch laut und alle
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