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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung
Autoren: Susanne U. Wiemer
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moralischen Wirkung wegen, die sie auf die Bevölkerung gehabt hätten. In dieser Lage war er sogar bereit gewesen, die Entflohenen am Leben zu lassen, sie lediglich gefangenzunehmen und ihnen - zum Beispiel - irgendein Reservat anzuweisen.
    »Sie boten ihnen vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit, mein Präsident«, fuhr Kirrand fort. »Der Generalgouverneur verhandelte mit ihnen...«
    Und sie glaubten mir nicht, dachte Conal Nord.
    Natürlich nicht! Simon Jessardin hatte - aus Gründen staatspolitischer Vernunft - schon einmal sein Wort gebrochen. Eine wohlerwogene Entscheidung, die im Einklang mit den Erfordernissen der allgemeinen Sicherheit stand. Den entflohenen Barbaren war freies Geleit zugesichert worden, aber als sie ihre Geisel freigelassen hatten, fielen Polizeikräfte mit Strahlenwaffen über sie her, um sie zu liquidieren.
    »Weiter«, sagte Jessardin ausdruckslos.
    Jom Kirrand hob die Achseln. »Das alte Kadnos wurde umzingelt, als wir erfuhren, daß die zwölf Gefangenen aus der Klinik befreit worden waren. Dann gab es Alarm auf der Alpha-Ebene. Einer der Roboter war mit Strahlenwaffen zerstört worden. Wir glaubten natürlich, daß die Barbaren über die Alpha-Ebene zu fliehen versuchten, und drangen in die unterirdischen Tunnel ein.«
    »Aber es war eine Falle«, stellte Simon Jessardin fest.
    »Ja, es war eine Falle. Sie verlegten uns den Rückweg, überwältigten die zurückgebliebenen Wachen und flohen in die Wüste.«
    »Nachdem sie, wohlgemerkt, vorher dem Raumhafen einen Besuch abgestattet und sich in der Versorgungszentrale reichlich mit Nahrungskonzentrat eingedeckt hatten, nichts wahr?«
    Kirrand nickte nur.
    Die Wahrheit war niederschmetternd, aber er konnte sie nicht ändern. Er, der Chef des Vollzugs, hatte getan, was menschenmöglich war.
    »Meine Leute trifft keine Schuld«, erklärte er. »Der marsianische Vollzug ist seit Jahrhunderten eher ein Symbol als eine schlagkräftige Organisation. Wir haben Geisteskranke eingefangen oder Exilierte kontrolliert. Der letzte Einsatz gegen einen bewaffneten Gegner liegt zwanzig Jahre zurück. Das waren die Merkur-Siedler.«
    Der Präsident nickte.
    Für Jom Kirrand waren jene Merkur-Siedler ein Stück Geschichte: eine Gruppe junger Leute, die - ursprünglich im Auftrag des Rats - den Merkur besiedelten und sich später weigerten, das Projekt aufzugeben, als sich der Planet als unbewohnbar erwies. Kirrand wußte nichts über die neue Gesellschaftsordnung, die die jungen Leute hatten aufrichten wollen.. Er wußte auch nicht, daß der Anführer der Merkur-Siedler Mark Nord hieß und ein Bruder des Generalgouverneurs der Venus war.
    Conal Nord dachte daran, daß er seinen Bruder dem Gericht und damit lebenslanger Zwangsarbeit in den Luna-Bergwerken ausgeliefert hatte.
    Zwanzig Jahre lang war er überzeugt gewesen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Weil es keine Privilegien geben durfte. Weil es nicht anging, daß der Bruder eines Conal Nord anders behandelt wurde als jeder normale Bürger, und weil die Merkur-Siedler schuldig waren. Jetzt zweifelte Nord an seiner Entscheidung. Er zweifelte, seit er einem schwarzhaarigen, bronzehäutigen Barbaren-Fürsten gegenübergestanden hatte, in dessen blauen Augen er trotz aller äußeren Unterschiede die gleiche unbeugsame Entschlossenheit las wie damals in den Augen seines Bruders.
    »Sind sich die Meteorologen sicher, was diesen Sandsturm betrifft?« fragte Simon Jessardin.
    »Ja, mein Präsident. Davon abgesehen ist es ohnehin völlig unmöglich...«
    »Erzählen Sie mir nicht, was unmöglich ist, Jom. Das ganze Problem ist entstanden, weil wir Dinge für unmöglich hielten, die dann doch geschahen. Diese Barbaren scheinen geradezu darauf spezialisiert zu sein, das Unmögliche möglich zu machen.«
    »Es sind Terraner, mein Präsident. Die Wissenschaftler haben sich alle Mühe gegeben, die alten Rassen der Erde nachzuzüchten.«
    »Was ihnen nur zu gut gelungen ist, wie mir scheint. In ihrer Welt unter dem Mondstein konnten die Erdenmenschen keinen Schaden anrichten. Aber jetzt haben sie ihre natürliche Größe zurückgewonnen und laufen auf dem Mars herum, Jom, und das macht den Unterschied zwischen einem Forschungsobjekt und einem Gefahrenobjekt aus. Es ist also sicher, daß sie den Ansturm nicht überstehen werden?«
    »Ganz sicher, mein Präsident?«
    »Gut. Dann brauchen wir keine weiteren Maßnahmen zu treffen. Lassen Sie später ein paar Robot-Sonden nach den Leichen suchen.«
    »Sehr wohl,
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