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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung
Autoren: Susanne U. Wiemer
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die Wilden so lange Zeit irgendwo gefangenzuhalten, ohne Gefahr zu laufen, daß jener Geist von Krieg und Gewalt, der die Erde vernichtet hatte, wie ein Virus die friedliche Welt der Vereinigten Planeten heimsuchte.
    In seinem Büro hatte der Präsident der Vereinigten Planeten den Chef der Vollzugspolizei zu sich gerufen.
    Simon Jessardin saß hinter seinem Schreibtisch: einer weißen, schimmernden Arbeitseinheit mit Kommunikatoren, akustischem Schreibgerät, Sichtmonitoren und Schaltfeldern, mit denen man binnen Sekunden jede gewünschte Information aus der Computerzentrale abrufen konnte. Durch die Filterstäbe der Fenster fiel Tageslicht und ließ das kurzgeschorene Silberhaar des Präsidenten glitzern. Simon Jessardin trug den einteiligen, silbernen Anzug der marsianischen Regierung ohne jedes Rangabzeichen. Er brauchte es nicht. Er fühlte sich nicht als Chef, sondern als Diener dieses Staates. Und jedes Kind auf dem Mars kannte das schmale, scharfgeschnittene Asketengesicht des Präsidenten.
    Mit einer verbindlichen Geste wies er auf eine der weißen Sitzschalen. Aber Jom Kirrand, Chef der Vollzugspolizei, zog es vor zu stehen.
    »Es tut mir leid«, sagte er. Das war ein merkwürdiger Anfang für einen offiziellen Bericht, und er wußte es. Er fuhr leicht zusammen, als ein kurzer Summton erklang und einer der Monitoren aufleuchtete.
    Das Gesicht eines Verwaltungsdieners.
    »Verzeihung, mein Präsident. Der Generalgouverneur für Sie.«
    »Ah! Ich lasse bitten...«
    Der Monitor erlosch.
    Jom Kirrand nagte an der Unterlippe. Conal Nord, Gouverneur der Venus und Generalbevollmächtigter des Rats der Vereinigten Planeten, weilte als Staatsgast auf dem Mars. Er hatte die Zerstörung des Mondsteins miterlebt und war von den Barbaren als Geisel genommen worden - der eigentliche Grund dafür, daß es den Terranern überhaupt gelingen konnte, lebend aus dem Museum zu entfliehen. Es war nicht Nords Schuld. Aber Jom Kirrand fand, daß sich der Venusier in dieser Sache mehr engagierte, als notwendig gewesen wäre.
    Der Mann, der wenig später den Raum betrat, trug eine schlichte graue Tunika und die schwere Amtskette, die seinen Rang auswies.
    Seine Herkunft war unschwer zu erkennen: die harmonischen, eher sanften Züge des Venusiers, hellbraune Augen, blondes Haar, das bis auf die Schultern fiel. Kirrand spürte eine Regung des Widerwillens. Er wußte nicht warum, aber er hatte den Eindruck, daß es nicht zuletzt die Person des Gouverneurs war, die sich immer wieder zwischen ihn und die rasche, problemlose Lösung seiner Aufgabe stellte.
    Conal Nord und Simon Jessardin begrüßten sich.
    Der Generalgouverneur blieb mit verschränkten Armen am Fenster stehen. Ein überflüssiger Zuhörer, dachte Jom Kirrand verärgert. Aber ihm blieb nichts übrig, als in seinem Bericht fortzufahren.
    »sie sind in die Wüste geflohen. Die Besatzung eines Jets hat sie gesichtet, aber vorerst nichts unternommen. Selbstverständlich haben sie keine Chance. Erst recht nicht, da spätestens morgen einer der Sandstürme bevorsteht.«
    Jessardin nickte. »Das weiß ich, Jom. Was ich geklärt haben möchte, ist die Frage, wie es soweit kommen konnte. Ich werde heute nachmittag dem Rat berichten müssen.«
    Kirrand wußte es.
    Der Rat war das demokratisch gewählte Entscheidungsgremium, obwohl Jessardin faktisch die Macht ausübte. Aber er hielt sich strickt an die Regeln der Verfassung. Regeln, die bis heute ohnehin eher von formaler Bedeutung gewesen waren, da sich alle Entscheidungen nach den Erkenntnissen der Wissenschaft richteten. Über wissenschaftliche Erkenntnisse braucht nicht diskutiert zu werden. Es entsprach den Erfordernissen der Vernunft, sich danach zu richten. Und da das so war, besaß das Regime das Recht, unbedingten Gehorsam zu verlangen und ihn, falls notwendig, mit drastischen disziplinarischen Maßnahmen durchzusetzen.
    Der Vollzugschef atmete tief durch.
    »Die Barbaren schafften es, aus der Liquidations-Zentrale zu entkommen«, sagte er, wohl wissend, das dies eine Tatsache war, die im Grunde aller Wissenschaft hohnsprach. »Sie nahmen den Liquidationschef als Geisel und verschanzten sich im alten Kadnos. Sie hatten Strahlenwaffen erbeutet, und wir hätten entweder einen blutigen Kampf riskieren oder das alte Kadnos aus sicherer Entfernung mit Laserkanonen völlig zerstören müssen.« Simon Jessardin preßte in der Erinnerung die Lippen zusammen.
    Beide Möglichkeiten waren ausgeschlossen gewesen der verheerenden
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