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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sich im Notfall um sie kümmern würden. Charrus Bruder Jarlon schritt an der Seite des Akolythen Ayno. Sie waren im gleichen Alter und würden sich eines Tages besser verstehen, wenn die tiefe Kluft zwischen der Priesterschaft und den Stämmen Sie nicht mehr trennte. Katalin von Thorn warf das lange blonde Haar auf den Rücken und schloß die Rechte um den Griff des Schwertes, das ihrem Vater gehört hatte. Auch die Frauen des Tieflands verstanden zu kämpfen. In der Welt unter dem Mondstein hatten sie Sitz und Stimme im Rat gehabt, während die Tempeltal-Bewohner nur rechtlose Mägde kannten. Und nicht wenige dieser Tempeltal-Frauen trugen jetzt die Köpfe höher, empfanden stärker als Tod und Gefahr jene Freiheit, die sie nie gekannt hatten und die ihnen eine neue Würde verlieh.
    Charru ging voran.
    Seine Faust lag um den Griff des Schwertes, an der linken Schulter spürte er das Gewicht der Strahlenwaffe, deren Macht er kennengelernt hatte und deren Heimtücke er verachtete. Gerinth war neben ihm, der Älteste der Stämme. Am Gürtel trug er das mächtige, rostige Langschwert, das er so lange nicht geführt hatte. Seine nebelgrauen Augen hingen an den Klippen in der Ferne, die sich schwarz aus dem Dunst des erwachenden Morgens schälten.
    »Zwei Tage und eine Nacht«, sagte er knapp. »Wir werden es schaffen.«
    »Und dann?«
    Charrus Frage klang leise und rauh. Gerinth allein wagte er sie zu stellen, der schon der Berater Erlends gewesen war, des letzten Tiefland-Fürsten. Der Alte, lächelte. Er kannte den jungen Mann an seiner Seite besser als einen eigenen Sohn, er wußte, was ihn bewegte. Charru von Mornag zählte erst zwanzig Jahre, aber sein ganzes Leben war eine lange und harte Schule gewesen, die ihn fähig machen sollte, eines Tages die Bürde der Macht zu tragen.
    Ruhig legte Gerinth die Hand auf seine nackte Schulter.
    »Welche Wahl haben wir?« fragte er leise.
    »Und - wenn ich sie alle in den Tod führe, Gerinth?«
    »Wo ist die Wahl? Tod und Sklaverei waren uns schon unter dem Mondstein gewiß. Du hast uns in die Freiheit geführt, jetzt müssen wir um diese Freiheit kämpfen. Quäl dich nicht, Charru! Schau die Kinder an! Sie haben nicht begriffen, was geschieht, aber in ihren Augen kannst du lesen, daß sie diese Welt mit ihrer Endlosigkeit und ihren Sternen schon heute lieben.«
    »Glaubst du?«
    »Ich weiß es. Erinnerst du dich nicht? Wir alle haben irgendwann einmal versucht, einen Weg durch die Flammenwände zu finden, als wir jung waren. Auch du. Wir haben uns gefangen gefühlt, so wie sich die Kinder gefangen fühlten, und jetzt hast du sie befreit. Sie wissen es. Sie spüren, daß ihnen die wirkliche Welt, das wirkliche Leben geschenkt worden sind, Charru.«
    »Vielleicht hast du recht. Aber wenn sie uns finden, werden sie auch die Kinder töten, Gerinth, dann...«
    Er verstummte.
    »Achtung!« dröhnte Karsteins Stimme vom Ende des Zugs.
    Charru fuhr herum - und seine Muskeln verkrampften sich, als er unter dem rotglühenden Morgenhimmel die Umrisse des Polizeijets erkannte.
    Ein silbrig schimmernder Vogel.
    Eine Maschine, die die Marsianer Autojet oder Gleiter nannten, die dicht über dem Boden schweben oder hoch in der Luft steigen konnte, höher als die Türme von Kadnos. Auch er, Charru, war einmal in einer solchen Maschine geflogen - damals, als er zusammen mit Camelo die gefangenen Gefährten aus der Klinik der Universität befreite. Das alles schoß ihm in der halben Sekunde durch den Kopf, die er brauchte, um den silbernen Schatten zu erkennen und zu reagieren.
    »Deckung! Dort drüben, die Felsen!«
    Seine Stimme peitschte. Jäh kam Bewegung in die Menschen, begannen sie zu rennen und in die Dunkelheit zwischen den verstreuten Steinbrocken zu tauchen. Charru blieb starr stehen. Sein Blick zuckte umher, bis er sicher war, daß niemand den Kopf verlor und blindlings flüchtete. Er war der letzte, der mit zwei, drei Sätzen den Schutz eines zerklüfteten Felsblocks erreichte. Seine Augen hafteten an dem anfliegenden Jet. Tief verwurzelter Instinkt hatte ihn das Schwert ziehen lassen, jetzt stieß er es in die Scheide zurück und nahm die Strahlenwaffe von der Schulter.
    »Karstein?«
    »Ich bin hier.«
    »Gillon?«
    »Hinter dir«, kam Gillon von Tareths ruhige Stimme aus der Dämmerung.
    »Schießt erst auf ihn, wenn er angreift. Diese Waffen funktionieren nicht endlos. Wir müssen vorsichtig sein.«
    Schweigen.
    Gillon und Karstein hatten verstanden. Sie waren es, die die
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