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Socken mit Honig

Socken mit Honig

Titel: Socken mit Honig
Autoren: Gabriele Kowitz
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loben mich in den höchsten
Tönen. Zur Belohnung bekomme ich heute ‚keine Küche‘, Sie wissen schon, das ist
so ähnlich wie ‚keine Hausaufgaben‘, nur in der Küche.
    Um wenigstens meine Moralvorstellungen über Wahrheit und
Lüge deutlich an meine Kinder weiterzugeben, schärfe ich ihnen ein, dass sie,
falls die Lehrer fragen sollten, keinesfalls leugnen dürften, wie groß mein
Anteil an ihren Hausaufgaben gewesen ist.

Sag’s mit Kuchen
    Am ersten Schultag nach den Ferien kommen meine Kinder gut
gelaunt nach Hause, obgleich sie noch morgens gestöhnt hatten, dass sie so gar
keine Lust hätten, wieder in die Schule zu gehen. Als ich erstaunt nachfrage,
was es so außergewöhnlich Gutes gegeben hätte, das die gute Laune begründen
könnte, erfahre ich, dass ab diesem Schuljahr ein anderer, besserer Schulbus
eingesetzt wird. Auch der Fahrer sei neu und – man höre und staune – die Kinder
fanden ihn nett!  Außerdem fährt der Bus ab sofort eine kürzere Strecke, denn
den Umweg durch ein kleines Dorf, in dem noch zwei Schüler abgeholt werden
mussten, macht nun ein anderer, kleinerer Bus. Als Folge führe unser Bus ab
nächster Woche zehn Minuten später. Weil der Weg nun deutlich kürzer ist, wird
Fahrzeit eingespart.  Davon bin auch ich begeistert. Morgens etwas länger
schlafen. Danke, lieber Bus!
    Am folgenden Montag übertreiben es meine Kinder leider. Als
sie an der Bushaltestelle ankommen, sind alle Schüler bereits weg, ebenso wie
der Bus. Ohne mit der Wimper zu zucken, behaupten Julia und Leo, dass der Bus
zu früh gekommen sei. Vollkommen ausgeschlossen, dass sie zu spät gewesen
wären! Mir bleibt nichts anderes übrig, als sie mit dem Auto zur Schule zu bringen,
denn es gibt täglich nur einen Schulbus. Ich bin noch im Schlafanzug und
abgesehen von einer Tasse Kaffee hatte ich noch kein Frühstück. Wen wundert es,
dass ich alles andere als begeistert bin?
    Selbstverständlich ergebe ich mich in mein Schicksal.
Duschen ist gestrichen, ich ziehe mir schnell irgendetwas an, schnappe mir den
Autoschlüssel und fahre los. Während der Fahrt herrscht betretenes Schweigen im
Auto. Die Kinder wissen genau, dass ich sauer bin. Sie trauen sich nicht, etwas
zu sagen. Ich sage nichts, weil ich genau weiß, dass ich mich nur in Vorwürfen
ergehen würde, Vorwürfe, die nichts besser machen können. Um meinen Ärger zu
unterdrücken, suche ich nach einem Vorteil, den die morgendliche Fahrt in die
Schule für mich bergen könnte.
    Was glauben Sie, lieber Leser, könnte einer Frau da
einfallen? Einkaufen! Wenn ich schon in Goch bin, könnte ich gleich in die
Innenstadt gehen zum Shoppen. Doch, oh je, die Läden sind alle noch
geschlossen, es ist ja erst 8 Uhr!
    Macht nichts, tröste ich mich umgehend, ich befinde mich
nicht weit von der Autobahnauffahrt entfernt, ich fahre nach Duisburg zu meinem
bevorzugten Aquarium Geschäft, dem ich ohnehin schon länger einen Besuch
abstatten wollte. Soweit ich mich erinnere, öffnet dieses Geschäft um 9 Uhr.
Ich fahre ohne Eile los, mache die völlig neue Erfahrung, den Berufsverkehr
entspannt zu erleben. Kurz vor neun fahre ich auf den absolut leeren Parkplatz
vor dem Laden. Ich ahne bereits, dass noch geschlossen ist, lese das Schild mit
den Öffnungszeiten und stelle fest, dass ich noch eine gute Stunde warten muss,
bevor geöffnet wird.
    Macht nichts, tröste ich mich wiederum, ich fahre in der
Zwischenzeit zu dem bekannten Einrichtungshaus, dort kann man ab 9 Uhr
frühstücken. Diese spontane Entscheidung könnte etwas mit meinem noch leeren
Magen zu tun haben. Eine Viertelstunde später erreiche ich den nahezu leeren
Parkplatz des Einrichtungshauses. Die Schlange vor dem Eingang verrät mir, dass
ich mich erneut in der Zeit geirrt habe, die Türen sind noch zu, die Kunden
müssen warten. Warum um alles in der Welt, wundere ich mich, kommen so viele
Leute an einem Montagmorgen um diese Zeit hierhin, warten noch vor dem Eingang,
drängeln sich fast – nur um hier zu frühstücken? Gibt es etwas umsonst? Habe
ich eine Sonderaktion übersehen? Kommt gleich ein berühmter Mensch zur
Autogrammstunde? Ich spreche eine Dame an, die sich abgehetzt am Ende der
Schlage anstellt. Sie erklärt mir, dass das Frühstück hier besonders gut wäre
und sehr billig: „Wenn man es richtig anstellt, kann man sich zu einem
Spottpreis rundherum durchfressen. Und Getränke kann man so oft nachnehmen wie
man möchte, das kostet nichts extra.“ Sie beschreibt mir haarklein, was
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