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031 - Weltfeind Nr. 1

031 - Weltfeind Nr. 1

Titel: 031 - Weltfeind Nr. 1
Autoren: Ronald M. Hahn
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Black war hoch gewachsen und muskulös mit kurzem blonden Haar, das jetzt unter einer eng anliegenden Taratzenfellmütze verborgen war. Mit Ausnahme der schweren Schusswaffe, die er unter der Armbeuge schleppte, erinnerte auch seine restliche Kleidung Jacke, Hose, Stiefel an die eines Trappers aus dem 19. Jahrhundert. Doch Black war kein Trapper, auch wenn er und die seinen in Zeiten wie diesen gelegentlich dazu gezwungen waren, sich vom Fallenstellen zu ernähren.
    Black war ein echtes Kind seiner Zeit. Er wusste zwar, dass die momentane Jahreszeit dem April entsprach, aber er wunderte sich nicht über den Schnee, der sein Vorankommen behinderte. Der Nordpol war nur knappe 1700 Kilometer von Waashton entfernt. Früher, vor fünf Jahrhunderten, waren es immerhin 5300 Kilometer gewesen. In dieser Gegend sah man nur selten eine andere Jahreszeit. Erst im Juni wurde es hier grün und die Temperaturen stiegen für drei Monate auf über siebzig Grad Fahrenheit (21 Grad Celsius) .
    Für etwa fünfzehn Generationen nach der Katastrophe hatte in diesen Breitengraden sogar ewiger Winter geherrscht, während den dunklen Jahren der globalen Eiszeit. Es hatte etwas mit dem aufgewirbelten Staub und Wasserdampf in der Stratosphäre zu tun gehabt und damit, dass sich die Pole verschoben und das Klima verändert hatten.
    Doch Überlegungen dieser Art interessierten Black in diesem Augenblick wenig. Ihm gingen notgedrungen wichtigere Dinge durch den Kopf. Zum Beispiel beschäftigte ihn die Frage, wie er sich das Kommando vom Hals schaffen konnte, das seit Sonnenuntergang an seinen Fersen klebte. Ihm war klar, dass die Agenten ihn töten würden, wenn sie ihn erwischten, denn das war schließlich ihr Auftrag.
    Zum Glück hatte das Schneetreiben nachgelassen und das silberne Licht des Mondes tauchte die Flussaue in ein sanftes Licht. Die Sicht war so klar, dass seine Augen auf dem vor ihm liegenden Gelände einen Gerul erblickten. Hundert Meter entfernt ragten im Schnee drei Hütten wie große Pilze auf. Der sie umgebende Schnee war völlig unversehrt. Black sah weder Schlittenkufenspuren noch Stiefelabdrücke.
    Gut. Er atmete auf. Er hatte mit einem Hinterhalt gerechnet, doch offenbar waren sie nicht auf die Idee gekommen, ihm den Weg abzuschneiden. Das Glück blieb ihm also treu. Aber wie lange noch? Black biss sich auf die Unterlippe, packte seine Waffe fester und nahm den Abstieg vom Hügel in Angriff. Noch eine halbe Stunde, dann war er in relativer Sicherheit.
    Er hatte bewusst die Stadtmauer hinter sich gelassen und entfernte sich immer weiter von der Basis, steuerte ein kleines Notquartier an, das die Running Men hier draußen errichtet hatten. Eins von vielen. Wenn die Agenten des Weltrats es entdeckten, war der Verlust zu verschmerzen.
    Pitsch.
    Der Laut wäre für jeden normalen Menschen fast unhörbar gewesen, doch Blacks Sinne waren in dieser Nacht besonders scharf.
    Pitsch. Pitsch. Pitsch.
    Schüsse aus schallgedämpften Waffen! Sie hatten ihn im Visier!
    Black ließ sich in den Schnee fallen und rutschte fast lautlos den Abhang hinunter, der zu den Hütten führte. Er fragte sich, ob sie bewohnt wurden. In diesem Vorort Waashtons herrschten Kid-Gangs, die man aus dem inneren Zirkel der Stadt geworfen hatte. Mit einigen dieser Typen war nicht gut Kirschen essen.
    Noch weniger gut Kirschen essen war freilich mit seinen Verfolgern. Zum Glück wurde der Mond gerade von einer Wolke verdeckt, die noch mehr Schnee versprach. Zugleich sank die Temperatur. Der ständig wechselnde Wind kühlte Black zunehmend aus.
    Am Fuß des Hügels angekommen, schaute er sich geduckt um. Jede Bewegung, und mochte sie noch so geringfügig sein, konnte ihm zum Verhängnis werden. Die Leute, die ihm auf den Fersen waren, verfügten über Nachtsichtgeräte, und damit war ihr Blick schärfer als der seine. Er hatte im Moment keine andere Wahl, als reglos auszuharren.
    Kurz darauf hörte Black ein Geräusch den leisen dumpfen Fluch eines Menschen, der offenbar mit dem Bein in einen Gerulbau eingebrochen war. Die Stimme verstummte so schnell, wie sie laut geworden war, aber Black wusste nun, welcher Richtung er Beachtung schenken musste.
    Sekunden später erspähte er eine grau gekleidete Gestalt, die etwa fünfzig Meter hinter ihm zwischen den kleinen Fichten her glitt. Sie trug einen von außen undurchsichtigen Kugelhelm, der ihr Gesicht nicht zeigte. Thermoschutzanzüge! Black wusste, dass die Dinger zwar längst nicht mehr keimfrei sein mussten
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