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031 - Weltfeind Nr. 1

031 - Weltfeind Nr. 1

Titel: 031 - Weltfeind Nr. 1
Autoren: Ronald M. Hahn
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Bewohnern begegnet war. Wie viele Menschen lebten hier? Mit welcher Energiequelle hielt man den Betrieb aufrecht? Seit der Katastrophe waren über fünfhundert Jahre vergangen. Wie viele Menschen hatten damals hier Zuflucht gefunden? Aus welchen Kreisen hatten sie gestammt? Wie viele Nachkommen hatten sie gezeugt?
    Es wäre am einfachsten gewesen, sich mit seinen Fragen an den Präsidenten zu wenden. Doch irgendetwas hielt Matt zurück. Nein, momentan konnte er nicht einmal mit Dayna reden, die ihn in den ersten Tagen betreut hatte. Obwohl er durchaus Sympathie für die Bunkerfrau empfand. Doch durch die Wahnsinnstat ihres Ex-Freundes Malcolm war auch ihr Verhältnis zueinander gestört worden. Matt hatte sie seitdem nur noch flüchtig gesehen; selten hatten mehr als ein paar Worte gewechselt.
    Matt wurde klar, dass er hier im Pentagon nicht den Abstand gewinnen würde, den er brauchte. Er fühlte sich beobachtet, überwacht, kontrolliert.
    Um mit sich selbst und dem Weltrat ins Reine zu kommen, gab es nur einen Weg und der führte nach draußen. Vielleicht würde er in Washington D.C. ( District of Columbia) die Freiheit und Ruhe finden, die er jetzt dringend brauchte.
    Vorausgesetzt, man ließ ihn gehen!
    Matts Entschluss stand fest. Gleich morgen früh würde er Victor Hymes aufsuchen…
    ***
    Präsident Hymes war eine Persönlichkeit. Das merkte man schon, wenn er nur einen Raum betrat. Er besaß diese Präsenz, die große Männer erst groß machte. Darüber hinaus war auch sein Äußeres beeindruckend. Er mochte zwischen fünfzig und sechzig Jahre alt sein, hatte graues Haar und trug einen ebensolchen Bart, der ihm etwas, Väterliches verlieh.
    Seine graublauen Augen zeigten hohe Intelligenz und strahlten Wärme aus auch jetzt, da Matt in dem großen holzgetäfelten Büro vor einem Schreibtisch auf einem verchromten Rohrstuhl saß und etwas Dunkles aus einer Tasse schlürfte, das ihn entfernt an Kaffee erinnerte.
    »Ich verstehe natürlich, dass Sie sich nach der langen Zeit an der Oberfläche in unserem kleinen Reich eingeengt fühlen, Commander«, sagte Hymes liebenswürdig, »aber ich muss Ihnen sagen, dass es für einen Menschen, der sich hier nicht auskennt, an der Oberfläche nicht ganz ungefährlich ist.«
    Hinter ihm an der Wand hingen Gemälde vergangener Präsidenten. Matt erkannte »Tricky Dick« Nixon, Bill Clinton und Arnold Schwarzenegger. Hymes deutete kurz auf den Monitor, der auf seinem Schreibtisch stand. Versteckt angebrachte Außenkameras übertrugen gestochen scharfe Bilder der Landschaft, die das Pentagon umgab, sodass Matt sich selbst überzeugen konnte, wie es draußen aussah.
    Es sah vor allem kalt aus. Eigentlich zu kalt für diese Jahreszeit.
    Doch inzwischen wusste Matt, was das Klima verändert und einen Gletscher sogar bis nach New York getrieben hatte: Der Einschlag des Kometen hatte nicht nur große Teile Russlands und der Mongolei vernichtet, sondern auch die Erdachse verschoben! Der neue Nordpol lag nun beim kanadischen Edmonton, und der Äquator verlief über Salvador, Kairo, Taipeh und Samoa. Die Erdneigung hatte sich nicht verändert, sodass die Jahreszeiten erhalten geblieben waren. Im winterlichen Washington sah es nun ungefähr so aus wie früher im kanadischen Nordwesten.
    »Offen gesagt, Mr. President, in Ihrem gemütlichen Heim fällt mir allmählich die Decke auf den Kopf.«
    »Eine nette Redewendung«, sagte Hymes. »Gefällt mir. Wo haben Sie die her?«
    »Aus Europa. Deutschland, um genau zu sein.«
    »Deutschland, was?« Hymes schaute ihn interessiert an. »Das Land der Dichter und Henker.«
    »Dichter und Denker, Sir.« Matt räusperte sich.
    »Es war die virtuelle Überprüfung, die Ihnen zu schaffen macht, nicht wahr?«, fragte Hymes und zupfte an seinem Bart.
    »Offen gesagt, ja.« Matt leerte seine Tasse und stellte sie auf Hymes' Schreibtisch ab. Wieder überfiel ihn dieses unangenehme Gefühl, nicht mit Sicherheit sagen zu können, ob er sich vielleicht noch immer in jener falschen Wirklichkeit befand. Aber es gab keine Möglichkeit, das zu überprüfen. Es sei denn, er jagte sich wieder eine Kugel durch den Kopf. Was sich als arger Fauxpas herausstellen würde, wenn er falsch lag und dies tatsächlich die Realität war…
    »Na schön«, sagte Hymes nach einer kurzen Pause.
    »Ich verstehe Ihre Lage.« Er räusperte sich. »Und ich halte Sie nicht zurück, Commander. Schauen Sie sich in der Stadt um. Denken Sie nach. Und kommen Sie zurück, wenn Sie unser
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