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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove
Autoren: J Strack
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drei Schlucken Cola wieder verschwand?
    »Du verstehst das nicht, Marie.« Sie legte drei Ein-Euro-Stücke auf den Tisch und schlüpfte in ihren schwarzen Burberry Mantel. »Mach‘s gut. Ich melde mich, wenn es Kasimir wieder besser geht. Oder du meldest dich einfach, wenn du trotz der Arbeit mal Zeit findest, uns zu besuchen«, sagte sie ein wenig vorwurfsvoll.
    »Isa, bleib doch noch«, bat ich, doch meine Freundin hatte sich bereits umgewandt und lief schnellen Schrittes zur Glastür am Ausgang des Cafés. Enttäuscht, wütend und verletzt blieb ich auf meinem gepolsterten Sessel zurück und betrachtete die Scherben unserer Freundschaft, die wie Mahnmale um mich herum schwebten.

»Ich soll dir einen schönen Gruß von Isabelle ausrichten. Sie hat uns eingeladen, sie mal
vormittags
zu besuchen«, sagte ich und nahm einen Schluck von dem Rotwein, den ich Thomas mitgebracht hatte.
    »Warum kommt sie denn nicht vorbei?«, fragte Thomas und nahm ein fettiges Stück Pizza aus dem rot-grünen Pappkarton. »Gewährt ihr der feine Herr von und zu keinen Ausgang?« Thomas war nicht besonders gut auf Isabelles Mann zu sprechen – hauptsächlich weil er eifersüchtig auf ihn war.
    Früher, als Isa und ihr Göttergatte noch eine Fernbeziehung geführt hatten, war das Verhältnis zwischen uns vieren relativ neutral gewesen – vermutlich, weil Thomas und ich uns dank der Distanz nur selten mit Gregor von Bethin hatten abgeben müssen und dieser so kaum eine Gelegenheit dazu gehabt hatte, uns blöd von der Seite anzumachen. In dieser Zeit war Isa etwa ein dreiviertel Jahr lang regelmäßig nach München geflogen und hatte ihren Freund auf irgendwelche superschicken Cocktailpartys und Empfänge begleitet, bei denen Gregor als Diplomatensohn ein gern gesehener Gast gewesen war.
    Ich hatte Isa angemerkt, dass sie das Jet-Set-Leben in vollen Zügen genossen hatte, denn sie war stets strahlend von ihren Wochenendausflügen zurückgekommen, meist mit ein paar prominenten Kontakten im Gepäck, von denen sie uns noch Tage später vorschwärmte. Gregor dagegen war vor der Hochzeit nur drei Mal hier in Hamburg gewesen und hatte nicht im Traum daran gedacht, bei Thomas und mir einen guten Eindruck zu hinterlassen. Im Gegenteil: Gregor gab sich arrogant, selbstherrlich und stellte Isas leuchtendes Licht derart in den Schatten, dass ich jedes Mal Angst gehabt hatte, sie nach einem Wochenende mit ihm nur noch als glanzloses, erloschenes Aschehäufchen wiederzusehen. So von oben herab, wie Gregor sein gesamtes Umfeld behandelte, war er für mich schlicht und ergreifend ein Arschloch. Genau das hatte ich Isa gegenüber auch ausgesprochen.
Schlechte Idee
. Von da an hatte unsere Freundschaft einenstetig wachsenden Knacks bekommen, denn wir hatten einfach zu unterschiedliche Auffassungen von ihrem ‚Traummann‘ gehabt. Natürlich wurde Isa nicht müde, mich davon überzeugen zu wollen, dass Gregor eben doch ein netter Kerl war. Und als der
tolle Typ
dann sogar wegen ihr und dem Baby nach Hamburg gezogen war und sowohl Job als auch Kontakte in München zurückgelassen hatte, bedeutete das für sie den ultimativen Liebesbeweis. Für mich war es jedoch nur ein Indiz dafür gewesen, dass Gregor sich vor seinen Society-Freunden keine Blöße geben wollte, weil er zu blöd gewesen war, ein Kondom zu benutzen.
    »Ich weiß nicht. Entweder sie findet keinen Babysitter, der es einen ganzen Abend mit dem schreienden Baby aushält, oder – was ich fast befürchte – sie will überhaupt nicht raus aus ihrem kuscheligen Liebesnest«, sagte ich zu Thomas und schnaubte ärgerlich. »Gestern hat sie mich eine ganze Stunde im
Solero
warten lassen, nur um dann nach einer halben Stunde wieder zurück zu ihrem Baby zu hetzen. Ich weiß wirklich nicht, was mit ihr los ist – sie war doch früher nicht so. Genaugenommen wäre sie die Letzte gewesen, von der ich gedacht hätte, dass sie mal zur Glucke mutiert.«
    »Das sind die Hormone. Ich bin sicher, wenn der Kleine erst mal mit seinen Schreiattacken durch ist, dann benimmt auch Isa sich wieder normaler. Und vielleicht merkt sie dann auch, mit was für einem Lackaffen sie zusammen ist.«
    »So harte Worte?«, fragte ich Thomas und blickte ihn überrascht an. Es war eher untypisch für ihn, dass er von sich aus zu stänkern begann – auch wenn er noch immer traurig darüber war, dass Isa statt ihm einen kompletten Vollidioten geheiratet hatte.
    »Die hat er sich auch verdient.« Thomas steckte sich ein
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