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So unwiderstehlich reizvoll

So unwiderstehlich reizvoll

Titel: So unwiderstehlich reizvoll
Autoren: Anne Mather
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protestierte Juliet schockiert.
    „Das glaube ich Ihnen sofort, aber leider steht das nicht in Ihren Papieren. Wenn Sie einen Job wollen, brauchen Sie ein schriftliches Zeugnis über ein früheres Beschäftigungsverhältnis.“
    „Aber ich habe doch noch nie gearbeitet.“
    „Ich weiß.“ Mrs. Watkins lächelte abfällig.
    „Sie können mir also nicht helfen?“
    „Zurzeit leider nicht. Es sei denn, Sie wollen irgendwo als Spülhilfe arbeiten.“ Nach einem kurzen spöttischen Lachen wurde sie wieder geschäftsmäßig. „Am Eingang liegen Prospekte über Fortbildungsmaßnahmen. Dort finden Sie alles, von Kochkursen bis zu Fremdsprachenseminaren. Nehmen Sie sich mit, was Sie interessiert, und lesen Sie es sich zu Hause in Ruhe durch. Belegen Sie einen Kurs, und kommen Sie wieder, wenn Sie Referenzen vorzuweisen haben. Ich kann Ihnen nur raten, keine weitere Zeit mehr zu vertrödeln.“
    Nur die gute Erziehung, die Juliet von klein auf genossen hatte, half ihr, die Form zu wahren. „Vielen Dank.“ Langsam stand sie auf. „Ich werde darüber nachdenken – oder mir eine andere Agentur suchen.“
    „Viel Glück“, wünschte Mrs. Watkins ironisch.
    Nach dem Gespräch fühlte Juliet sich deprimierter als je zuvor. Doch was hatte sie erwartet? Wer stellte schon eine Frau ein, die nicht einmal genug Verstand besaß, einen Heiratsschwindler zu durchschauen?
    Niedergeschlagen machte sie sich auf den Weg zu ihrem winzigen Apartment. Die schöne alte Villa in Sussex, in der sie geboren und aufgewachsen war, hatte David kurz nach der Hochzeit verkauft. Angeblich, um ein Stadthaus in London zu kaufen. Bei der Scheidung hatte sie jedoch erfahren, dass es lediglich gemietet war.
    Ihre Freunde hatten über so viel Naivität nur den Kopf geschüttelt, aber Juliet war in ihrem ganzen Leben noch nie einem Menschen begegnet, der so durchtrieben wie David war. Zu ihrem Glück besaß sie noch die Stadtwohnung ihres Vaters in London, ein kleines Apartment, das allein auf ihren Namen eingetragen war.
    Auf halbem Wege zurück entdeckte sie eine kleine Bar und ging kurzentschlossen hinein. Eigentlich trank sie tagsüber keinen Alkohol, aber in ihrer derzeitigen Verfassung konnte ein kleiner Drink nichts schaden. Der Raum war nur schummerig beleuchtet, was sie als sehr angenehm empfand. Sie setzte sich auf einen der Barhocker und wartete auf den Wirt.
    Klein und gedrungen, mit einem beträchtlichen Bierbauch, der über dem Gürtel hing, wirkte er geschäftsmäßig und gut gelaunt zugleich. Was für ein Unterschied zu Mrs. Watkins!
    „Hallo“, begrüßte er sie, während er mit einem Tuch über den Tresen wischte. „Was darf ich Ihnen bringen?“
    Juliet zögerte. Sollte sie ein Viertel Weißwein bestellen?
    „Bitte einen Gin Tonic für die Dame, Harry“, sagte jemand, während sie noch überlegte.
    Überrascht und wütend zugleich fuhr sie herum, um dem Unbekannten zu sagen, dass sie durchaus in der Lage war, sich selbst etwas zu bestellen. Als sie den Mann erkannte, weiteten sich ihre Augen vor Staunen. Es war niemand anderes als Cary Daniels, ein alter Freund aus Kindertagen, zu dem sie aber keinen regelmäßigen Kontakt mehr hatte und den sie auf ihrer Hochzeit das letzte Mal gesehen hatte. „Cary! Wieso bist du hier und nicht in Kapstadt? Machst du Urlaub?“
    „Schön wäre es.“ Er setzte sich neben sie und bezahlte mit einer Zwanzigpfundnote, als der Wirt ihnen die Gläser hinschob. In einem Zug leerte er den doppelten Whisky, den er sich offensichtlich schon vorher bestellt hatte. „Ich arbeite jetzt in London.“
    „Wirklich?“
    Seit Daniel mit dreizehn nach dem Tod seiner Eltern zu seiner Großmutter nach Cornwall gezogen war, hatte Juliet die engere Verbindung zu ihm verloren. Auf ihrer Hochzeit hatte er jedoch mit einem neuen Job in der Chefetage der südafrikanischen Filiale einer renommierten Investmentbank geprahlt. Anscheinend war der Traum von einer großartigen Karriere nur kurz gewesen. So schnell änderten sich die Dinge. Aber wer wusste das besser als sie?
    „Und was machst du so?“ Cary steckte das Wechselgeld in die Hosentasche und sah sie an. Trotz der gedämpften Beleuchtung fiel Juliet auf, wie alt und verlebt er wirkte. Sein Gesicht war aufgedunsen, der Haaransatz weit zurückgegangen, und die umfangreiche Taille ließ auf zu viel Alkohol schließen.
    Cary war erst achtundzwanzig, sah aber mindestens zehn Jahre älter aus. Was er wohl erlebt haben mochte? Ob auch er an den Folgen einer
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