Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So unwiderstehlich reizvoll

So unwiderstehlich reizvoll

Titel: So unwiderstehlich reizvoll
Autoren: Anne Mather
Vom Netzwerk:
Erscheinung. Sie trug einen ihrer üblichen Faltenröcke mit einer Seidenbluse und eine erikafarbene Mohairstola um die Schultern. Ihr einst pechschwarzes Haar war mittlerweile fast weiß, doch ihre blauen Augen blickten immer noch so klar wie früher.
    „Pass gut auf dich auf“, bat sie und küsste seine Wange. „Ich mag es nicht immer zeigen, aber ich habe dich sehr lieb, Raphael.“
    Die Stromrechnung gab den Ausschlag.
    Juliet fand sie bei ihrer Rückkehr im Briefkasten. So viel Energie sollte sie verbraucht haben? Dabei achtete sie stets darauf, nirgends unnötig Licht brennen zu lassen, und ihren Backofen benutzte sie so gut wie gar nicht. Dafür jedoch die Mikrowelle, und auch die Fußbodenheizung war ein regelrechter Stromfresser. Dass die Rechnung die kältesten Monate betraf und die nächste niedriger ausfallen würde, tröstete sie für den Augenblick nicht.
    Als Cary zwei Tage später anrief und noch einmal fragte, ob sie nicht doch auf sein Angebot eingehen wolle, sagte sie ihm zu. Der Betrag, den er ihr für vier Tage anbot, war einfach fantastisch. Er reichte, um alle offenen Rechnungen zu begleichen, und gab ihr sogar noch etwas zum Leben. Vielleicht könnte sie sogar die gesamte Zeit, bis sie einen Job fand, damit überbrücken.
    Doch nun, als Cary kurz vor dem Ziel von der Autobahn auf die Landstraße einbog, bezweifelte sie, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Mochte sie Cary wirklich? Sie hatte kaum Kontakt zu ihm gehabt und konnte nicht beurteilen, was aus dem lieben kleinen Freund ihrer Kindertage für ein Mann geworden war.
    „Es ist nicht mehr weit“, tröstete Cary sie, der ihre Schweigsamkeit auf Müdigkeit zurückführte. „Doch wenn du möchtest, können wir jederzeit eine kleine Rast machen und etwas essen.“
    Juliet, die alles so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte, rang sich ein Lächeln ab. „Das wäre unhöflich. Schließlich erwartet deine Großmutter uns zum Lunch.“
    Daraufhin schob Cary missmutig die Unterlippe vor. Juliet bekam immer mehr den Eindruck, dass er für den bevorstehenden Besuch ebenso wenig Begeisterung aufbrachte wie sie. Wahrscheinlich mischte sich die alte Dame zu stark in sein Leben ein. Andererseits, wo wäre Cary ohne seine Großmutter? Wahrscheinlich in einem südafrikanischen Gefängnis.
    „Stimmt“, gab er schließlich widerwillig zu. „Wir sollten uns lieber beeilen.“ Er deutete mit dem Kopf zur Küste. „Hat das Meer für unsere Breiten nicht eine ungewöhnliche Farbe? Ein solches Blau kenne ich nur aus den Tropen, es erinnert mich an Mauritius. Das Hotel, das wir dort gebucht hatten, war einfach traumhaft. Unsere Suite reichte über die ganze Etage.“
    „Das muss wahnsinnig teuer gewesen sein.“
    „Ja, ich wünschte, ich hätte wieder so viel Geld zur Verfügung wie damals“, nickte er. „Darum muss ich die alte Lady wie ein rohes Ei behandeln. Ohne ihr Geld könnte ich mir höchstens einen Urlaub mit dem Billigflieger nach Spanien leisten.“
    „Weiß deine Großmutter eigentlich, wofür du das Geld ausgibst, das sie dir zusteckt?“
    „Was ich dir eben erzählt habe, bleibt unter uns. Erwähne niemandem gegenüber etwas über meine finanziellen Verhältnisse, versprich mir das. Und warum sollte ich es ablehnen, wenn sie mir hier und da etwas zusteckt? Sie schwimmt im Geld. So heruntergekommen Tregellin auch aussieht, Vermögen ist vorhanden, glaub mir. Lady Elinor ist klug genug, es geschickt zu verstecken.“
    Allmählich erschien Juliet die Rolle, die sie in Carys Machenschaften übernommen hatte, immer zweifelhafter. Doch durfte sie den Stab über ihn brechen? Sie spielte schließlich auch nur seine Freundin, weil sie Geld brauchte.
    „Erzähl mir etwas über deinen Cousin“, versuchte sie das Gespräch in unverfänglichere Bahnen zu lenken. „Was ist er für ein Mensch? Sieht er dir ähnlich?“
    „Das wäre ja noch schöner!“ Cary reagierte verärgert. „Man könnte ihn für einen Zigeuner halten, wenn du mich fragst. Dunkler Teint, öliges schwarzes Haar, ungepflegt und selbstgefällig.“
    „Du magst ihn also nicht?“
    „Ich habe ihn dir so beschrieben wie er ist. Er schmeichelt sich bei der alten Dame ein und erledigt dies und das für sie. Lady Elinor wird ihn dir gegenüber in den höchsten Tönen loben, da wette ich drauf. Sie tut das aus Gehässigkeit, um mich in ein schlechtes Licht zu rücken.“
    „Cary, vielleicht …
    „Ich weiß, wovon ich rede, Juliet! Ein Mann wie ich hat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher