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Das 8. Gestaendnis

Das 8. Gestaendnis

Titel: Das 8. Gestaendnis
Autoren: James Patterson
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Prolog
    Bushaltestelle

1
    An einem Morgen im Mai schob sich ein alter, chromgelber Schulbus langsam in südlicher Richtung die Market Street entlang. Die Seitenfenster waren ebenso wie die Heckscheibe schwarz getönt, und ein Hip-Hop-Song bohrte sich wummernd durch den Bodennebel, der wie ein Seidenschleier zwischen der Sonne und San Francisco schwebte.
    Got my ice
Got my smoke
Got my ride
Ain’t got no hope
Hold ya heads up high
Don’t know when
Ya gonna die …
    Die Ampel an der Kreuzung von Fourth und Market Street sprang auf Gelb. Auf der Fahrerseite des Busses klappte die Stopp-Kelle aus, die bernsteinfarbenen Warnlichter blinkten, und das Fahrzeug kam zum Stehen.
    Zur Rechten des Busses lag ein großes Einkaufszentrum: Bloomingdale’s, Nordstrom, die Schaufenster mit riesigen Abercrombie-Plakaten beklebt, die provozierende Schwarz-Weiß-Aufnahmen von halbnackten Teenagern zeigten.
    Links neben dem Bus stand ein blauer Ford-Lieferwagen, daneben befand sich eine von zwei Verkehrsinseln, die die Straße unterteilten - eine Sammelstelle für Buspassagiere und Touristen.
    Zwei Wagen hinter dem Schulbus trat Louise Lindenmeyer
auf die Bremse ihres alten, grauen Volvo. Sie ließ das Seitenfenster herunter und starrte den Bus wütend an.
    Schon seit dem Buena Vista Park hing die Büroleiterin hinter diesem Ding da fest. An der Kreuzung von Fifth und Market Street hatte sie zugesehen, wie er sich einen kleinen Vorsprung verschafft hatte, als ein ganzer Schwung Autos um die Kurve gekommen und sich vor sie gesetzt hatte.
    Aber jetzt zwang dieser Bus sie vor einer Ampel zum Halten … schon wieder.
    Louise hörte einen Schrei.
    » He, du Arschloch! «
    Ein Mann in Hemdärmeln und mit flatternder Krawatte, das Gesicht in zahllose Falten gelegt und mit getrocknetem Rasierschaum unterhalb des linken Ohrs, ging an ihrem Wagen vorbei, um dem Busfahrer so richtig die Hölle heißzumachen.
    Eine Hupe ertönte, dann noch eine, und schließlich brach eine ganze Kakofonie los.
    Die Ampel sprang auf Grün.
    Louise nahm den Fuß von der Bremse. Im selben Augenblick spürte sie eine heftige Erschütterung. Mit klingelnden Ohren sah sie zu, wie das Dach des Schulbusses mit roher Gewalt nach oben gerissen wurde.
    Brennende Metallklumpen, Stahl- und Glassplitter spritzten in alle Himmelsrichtungen. Über dem Bus entstand eine pilzförmige Wolke, wie bei einer kleinen Atombombe, und das quaderförmige Fahrzeug verwandelte sich in einen Feuerball. Öliger Rauch verdunkelte die Luft.
    Louise registrierte, wie der blaue Lieferwagen auf der Spur neben dem Bus in Flammen aufging und dann vor ihren Augen schwarz wurde.
    Da kommt niemand mehr lebend raus!
    Und jetzt packte das Feuer den silbernen Toyota Camry direkt
vor ihr. Der Benzintank explodierte, Feuerzungen tänzelten über den Wagen und verschlangen ihn schließlich in einer hoch aufschießenden Stichflamme.
    Der Mann mit den vielen Falten im Gesicht war auf den Gehweg gestürzt und versuchte jetzt, sich aufzurappeln. Dazu hielt er sich an dem Loch fest, wo einst ihr Beifahrerfenster gewesen war. Sein Hemd war nicht mehr vorhanden. Seine Haare waren schwarz gekräuselt. Seine Gesichtshaut lag wie ein Papiertuch ausgebreitet auf seinem Schlüsselbein.
    Louise zuckte zurück und machte sich an ihrem Türgriff zu schaffen, während das Feuer auf die Motorhaube ihres Wagens übergriff. Die Fahrertür klappte auf, und die Hitze drang herein.
    In diesem Augenblick sah sie die Haut ihres Arms am Lenkrad kleben wie einen nach außen gekehrten Handschuh. Sie konnte weder die entsetzten Schreie des Geschäftsmanns noch ihre eigenen hören. Es war, als ob ihre Ohren mit Wachs verstopft wären. Ihr Blick nahm nur tanzende Punkte und verschwommene Schatten wahr.
    Und dann wurde sie von einem schwarzen Abgrund verschlungen.

2
    Mein Partner Rich Conklin saß am Steuer unseres zivilen Polizeifahrzeugs, und ich kippte gerade Zucker in meinen Kaffee, als ich die Erschütterung spürte .
    Das Armaturenbrett zitterte. Heißer Kaffee lief mir über die Hand. Ich rief: »Was zum Teufel …?« Wenige Augenblicke später krächzte es aus dem Funkgerät: »Angeblich Explosion, Ecke Market und Fourth. Alle Einheiten in der Nähe bitte melden.«
    Ich schüttete meinen Kaffee zum Seitenfenster raus, schnappte mir das Mikro und teilte der Zentrale mit, dass wir nur zwei Querstraßen entfernt waren. Gleichzeitig beschleunigte Conklin bergauf und bremste dann wieder, sodass unser Wagen sich auf der Fourth Street
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