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Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Titel: Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
Autoren: James Rollins
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Während der Direktor seinem Assistenten lauschte, vertieften sich seine Stirnfalten. »Stellen Sie den Anruf durch.«
    Nach einer Weile reichte Painter den Telefonhörer an Gray weiter. »Leutnant Rachel Verona, aus Rom.«
    Gray vermochte seine Überraschung nicht zu verhehlen. Er hielt sich den Hörer ans Ohr und wandte sich ein wenig ab.
    »Rachel?«
    Ihre Stimme klang tränenerstickt. Sie schluchzte nicht,
sprach aber stockend und rang offenbar um Fassung. »Gray... ich brauche... deine Hilfe.«
    »Du kannst auf mich zählen. Was ist los?«
    Er hatte seit Monaten nicht mehr mit ihr telefoniert. Über ein Jahr lang war er mit der Polizistin mit dem rabenschwarzen Haar liiert gewesen. Sie hatten sogar an Heirat gedacht, doch es hatte nicht funktioniert. Sie hatte ihre Anstellung bei den italienischen Carabinieri nicht aufgeben wollen, während Gray zu sehr in den Staaten verwurzelt war. Die Entfernung war einfach zu groß gewesen.
    »Es geht um meinen Onkel Vigor«, sagte sie. Plötzlich sprudelten die Worte nur so aus ihr hervor, als wären sie die Vorboten eines Tränenstroms. »Gestern Abend gab es eine Explosion im Petersdom. Er liegt im Koma.«
    »Mein Gott, was ist passiert?«
    Rachel setzte ihren Bericht fort. »Ein Priester wurde getötet, einer seiner ehemaligen Studenten. Man geht von einem terroristischen Hintergrund aus. Aber ich darf nicht … man lässt mich nicht … Ich wusste nicht, wen ich sonst hätte anrufen sollen. «
    »Schon gut. Wenn du willst, komme ich mit dem nächsten Flieger.« Gray wechselte einen Blick mit Painter. Sein Boss nickte; Erklärungen waren unnötig.
    Monsignore Vigor Verona hatte Sigma bei zwei Operationen geholfen. Seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Archäologie und Geschichte sowie seine Verbindungen zur katholischen Kirche waren für deren Erfolg von ausschlaggebender Bedeutung gewesen. Sie standen in der Schuld des Monsignore.
    »Danke, Gray.« Rachel klang bereits ruhiger. »Ich maile dir die Ermittlungsakte. Allerdings sind darin nicht alle Details aufgeführt. Den Rest erzähle ich dir, wenn du hier bist.«
    Grays Blick war zum Monitor gewandert, wo mitten in Venedig das rote Trackersignal leuchtete. Aus der Monitorecke
heraus schaute ihn Seichan an, kalt und zornig. Sie hatte ebenfalls mit Rachel und deren Onkel zu tun gehabt.
    Und jetzt war sie wieder in Italien.
    Gray wurde von bösen Vorahnungen erfasst.
    Irgendetwas war hier faul. Da braute sich etwas zusammen, doch er wusste noch nicht, aus welcher Richtung der Wind wehte. Eines aber war sicher.
    »Ich werde mich beeilen«, versprach er Rachel.

3
    10. Oktober, 19:28 Rom, Italien
    ALS LEUTNANT RACHEL Verona aus der Klinik in die römische Abenddämmerung hinaustrat, atmete sie tief die kühle Herbstluft ein und entspannte sich ein wenig. Das Desinfektionsmittel hatte den Geruch der Kranken, die in ihren Betten dahinsiechten, kaum zu überdecken vermocht. In Krankenhäusern fühlte sie sich immer unwohl.
    Nach Jahren der Enthaltsamkeit hatte sie auf einmal wieder Lust auf eine Zigarette, als könnte sie damit die bösen Vorahnungen ausräuchern, die mit jeder Stunde, da ihr Onkel im Koma verharrte, stärker wurden. Er war mit Infusionsschläuchen verbunden; Geräte mit blinkenden LED-Leuchten überwachten seine Organtätigkeit; eine Beatmungsmaschine versorgte ihn mit Luft. Er wirkte um Jahre gealtert. Um die Augen hatte er Blutergüsse, sein kahl rasierter Schädel war verbunden. Subduralhämatom und kleine Schädelfraktur hatten die Ärzte gemeint. Sie überwachten den interkraniellen Druck. Mit der Magnetresonanztomografie waren keine Hirnschäden feststellbar, doch sein komatöser Zustand bereitete den Ärzten Sorge. Dem Krankenbericht und der Polizeiakte zufolge hatte Vigor bei der Einlieferung deliriert. Bevor er ins Koma
gefallen war, hatte er immer wieder ein bestimmtes Wort wiederholt.
    Morte .
    Tod.
    Was hatte er damit sagen wollen? Hatte Vigor gewusst, dass der andere Priester ums Leben gekommen war? Oder hatte er einfach nur fantasiert?
    Fragen konnte man ihn nicht. Auf Ansprache zeigte er keinerlei Reaktion.
    Rachel aber ging seine Äußerung nicht aus dem Kopf. Sie hatte stundenlang seine Hand gehalten und sie in der Hoffnung, sein Zustand werde sich endlich bessern, hin und wieder gedrückt. Seine Finger aber waren schlaff geblieben, als hätte sich seine Lebenskraft verflüchtigt und nurmehr eine leere Hülle zurückgelassen.
    Ihre Hilflosigkeit war für Rachel besonders quälend. Vigor hatte
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