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Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Titel: Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
Autoren: James Rollins
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Dampf abzulassen, den Staub im Gesicht zu spüren und mal ein bisschen Risiko einzugehen.
    Gray deckte das Handy mit der Hand ab und flüsterte: »Painter ist sauer.«
    Sein Freund grinste breit.
    Gray hielt sich das Handy wieder ans Ohr.
    »Ich hab’s gehört«, sagte sein Boss. »Und wenn Sie Ihren Spaß gehabt haben, möchte ich, dass Sie heute Nachmittag im Sigma-Hauptquartier erscheinen. Sie beide.«
    »Jawohl, Sir. Dürfte ich erfahren, worum es geht?«
    Die Stille dehnte sich, während der Direktor überlegte, was er sagen sollte. Als er sich wieder meldete, wählte er seine Worte mit Bedacht. »Es geht um den Vorbesitzer Ihres Motorrads.«
    Gray warf einen Blick auf die verunglückte Maschine. Um den Vorbesitzer? Er dachte an jene Nacht vor zwei Jahren und hatte wieder das Brüllen des Motors in den Ohren, mit dem ein Motorrad ohne Licht über die Vorortstraße gebrettert war, am Lenker eine mordsgefährliche Fahrerin, eine heimtückische Mörderin mit wechselnder Loyalität.

    Gray schluckte und sagte: »Was ist mit ihr?«
    »Das sage ich Ihnen, wenn Sie hier sind.«
    13:00 Washington, D. C.
    STUNDEN SPÄTER SASS Gray geduscht und in frischer Jeans und Sweatshirt an der Satellitenüberwachungsanlage im Sigma-Hauptquartier. Bei ihm waren Painter und Monk. Auf dem Bildschirm war eine digitale Landkarte abgebildet. Eine krumme rote Linie führte von Thailand nach Italien.
    Der Weg der Mörderin endete in Venedig.
    Sigma hatte sie über ein Jahr lang überwacht. Ihre Position war auf einem Monitor mit einem kleinen roten Dreieck markiert. Es leuchtete mitten auf der Satellitenkarte von Venedig. Gebäude, krumme Gassen und gewundene Kanäle waren in Grauwerten präzise dargestellt, bis hin zu den kleinen, mitten in der Bewegung erstarrten Gondeln. Der Zeitpunkt der Aufnahme wurde zusammen mit den Koordinaten in der Monitorecke angezeigt:
    10:52:45 GMT 9. OKT
Breite 41°52’56.97” N
Länge 12°29’5.19” O
    »Wie lange hält sie sich schon in Venedig auf?«, fragte Gray.
    »Seit über einem Monat.«
    Painter fuhr sich müde durchs Haar und kniff argwöhnisch die Augen zusammen. Er wirkte erschöpft. Für den Direktor war es ein anstrengendes Jahr gewesen. Bei der Büroarbeit und den vielen Besprechungen blass geworden, zeigte sich Painters
Indianererbe nur noch in seinen wie gemeißelt wirkenden Gesichtszügen und der weißen Strähne im schwarzen Haar, die an eine Schmuckfeder erinnerte.
    Gray studierte die Karte. »Wissen wir, wo sie wohnt?«
    Painter schüttelte den Kopf. »Irgendwo in Santa Croce. Das ist eines der ältesten Viertel von Venedig, nicht sonderlich touristisch. Ein Labyrinth von Brücken, Gassen und Kanälen. Dort kann man sich leicht verstecken.«
    Monk saß Gray und Painter gegenüber und justierte gerade die Verbindung seiner Handprothese. »Weshalb hat Seichan sich ausgerechnet in dieser Stadt verkrochen?«
    Gray blickte auf die Ecke des Monitors. Dort war ein Foto der Mörderin abgebildet, eine Frau Ende zwanzig. Sie vereinigte vietnamesische und europäische Einflüsse. Ihre bronzefarbene Haut, die schmalen Gesichtszüge und die vollen Lippen deuteten auf ein französisches Elternteil hin. Bei ihrer ersten Begegnung mit Gray vor drei Jahren hätte sie ihn beinahe mit einem Brustschuss aus kürzester Entfernung getötet. Auch jetzt wieder stellte er sie sich in dem schwarzen Ganzkörperanzug mit Rollkragen vor, der ihre geschmeidige Gestalt umhüllt und ihre Härte und Weichheit verborgen hatte.
    Außerdem dachte Gray an ihr letztes Zusammentreffen. Sie war vom US-Militär gefangen genommen worden, nachdem sie durch einen Bauchschuss viel Blut verloren hatte. Diesmal hatte Gray ihr zur Flucht verholfen, da sie ihm zuvor das Leben gerettet hatte – doch für ihre Freiheit hatte sie einen Preis zahlen müssen.
    Bei der Operation hatte Grays Boss ihr einen passiven Polymer-Tracker in die Bauchhöhle implantieren lassen. Das war die Bedingung für ihre Freilassung gewesen, eine Rückversicherung, die es ihnen erlauben würde, Seichans Position zu bestimmen und ihre Bewegungen nachzuvollziehen. Sie war zu wichtig und ihre Beziehungen zur Gilde, einem Terroristennetzwerk,
zu eng, um sie einfach gehen zu lassen. Niemand kannte die eigentlichen Drahtzieher dieser Organisation – man wusste nur, dass ihr geheimes Netz die ganze Welt umspannte.
    Seichan hatte behauptet, sie sei eine Doppelagentin und habe den Auftrag, die Gilde zu infiltrieren, um die wahren Strippenzieher zu entlarven.
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