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Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um
Autoren: Mary Higgins Clark
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nur Verdacht schöpften, daß etwas nicht stimmte. Er sah auf die Uhr. Es wurde Zeit.
    Die alte Frau war zuerst dran. Die war nur ein lästiges Hindernis. Ihm ging es vor allem darum, den Ausdruck von Lacey Farrells Augen zu sehen, wenn er die Pistole auf sie richtete. Zeit zum Schreien würde ihr nicht bleiben. Nein, sie würde höchstens noch dieses leise Wimmern des Wiedererkennens herausbringen, das ihn so erregte, nämlich wenn sie begriff, daß sie sterben mußte.
    Jetzt.
    Sandy setzte den rechten Fuß auf die erste Treppenstufe und machte sich lautlos an den Abstieg.

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    Alex Carbine rief in Landis Restaurant an, um mit Jimmy zu sprechen. Es dauerte nicht lange, bis sich Steve Abbott meldete.
    »Alex, kann ich irgend etwas für Sie tun? Ich möchte Jimmy lieber nicht belästigen. Er fühlt sich heute nicht besonders.«
    »Das tut mir leid, aber ich muß mit ihm persönlich sprechen«, sagte Carbine. »Übrigens, Steve, ist Carlos bei euch gewesen, weil er einen Job sucht?«
    »Ja, er war tatsächlich hier. Warum?«
    »Weil Sie ihm, wenn er noch da ist, sagen können, daß er hier keinen mehr hat. Jetzt verbinden Sie mich mit Jimmy.«
    Er wartete. Als Jimmy Landi an den Apparat ging, hörte man schon an der Stimme, daß er unter enormer Anspannung stand.
    »Jimmy, ich merke schon, daß etwas nicht stimmt. Kann ich helfen?«
    »Nein, aber danke für das Angebot.«
    »Hören Sie, es tut mir leid, daß ich Sie störe, aber ich habe etwas herausbekommen, was ich Ihnen mitteilen wollte. Soviel ich weiß, bemüht sich Carlos um Arbeit bei Ihnen. Aber hören Sie auf mich: Stellen Sie ihn nicht wieder ein!«
    »Das habe ich nicht vor, aber warum nicht?« erwiderte Jimmy.
    »Weil ich glaube, daß er ein doppeltes Spiel spielt. Es macht mich wahnsinnig, daß Lacey Farrell in ihrem Versteck in Minneapolis von diesem Killer aufgespürt wurde.«
    »Ach, da war sie also?« bemerkte Landi. »Davon hatte ich keine Ahnung.«
    »Ja, denn das wußte nur ihre Mutter. Sie brachte Lacey dazu es ihr zu sagen. Und weil ich sie ermutigt habe, Lacey zu fragen,
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    wo sie wohnt, fühle ich mich verantwortlich.«
    »Das war nicht gerade schlau von Ihnen«, sagte Landi.
    »Ich habe auch nie behauptet, daß ich ein Genie bin. Ich habe nur mitbekommen, daß Mona völlig mit den Nerven fertig war.
    Auf jeden Fall hat sie an dem Abend, als sie erfuhr, daß Lacey in Minneapolis war, eine Ausgabe der Minneapolis Star Tribune gekauft und sie zum Abendessen mitgebracht. Ich habe gesehen, daß sie die Zeitung in die Plastiktüte schob, als ich an den Tisch kam, habe aber nicht danach gefragt und die Zeitung auch nie wieder gesehen. Aber worauf ich hinauswill: Während Mona auf der Toilette war und ich einen Gast begrüßte, ging Carlos an unseren Tisch und faltete die Servietten. Mir fiel auf, daß er sich an der Tüte zu schaffen machte, und es ist nicht auszuschließen, daß er einen Blick hineingeworfen hat.«
    »Das sieht Carlos ähnlich«, sagte Landi. »Mir hat der Kerl noch nie gefallen.«
    »Und dann hat er uns wieder am Freitag abend bedient, als Mona erwähnte, Lacey sei einem neuen Fitneßclub beigetreten.
    Einem mit Squash-Court. Es kann kein Zufall sein, daß ein paar Stunden später ausgerechnet in diesem Club jemand auftaucht und nach ihr sucht. Da muß man nur zwei und zwei zusammenzählen, habe ich recht?«
    »Hmmm«, brummte Jimmy, »sieht so aus, als hätte Carlos sich am Freitag abend mehr als nur ein Trinkgeld verdient. Ich muß jetzt los, Alex. Bis bald.«

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    Ed Sloane war nicht entgangen, daß sein Partner allmählich in Panik geriet. Trotz der Kälte im Auto verströmte Nick Mars einen säuerlichen Körpergeruch. Auf seinem jungenhaften Gesicht glänzten Schweißperlen.
    Sein untrüglicher Instinkt verriet Sloane, daß irgend etwas oberfaul war. »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß wir reingehen und Miss Farrell abholen«, sagte er.
    »Warum sollten wir, Ed?« fragte Mars überrascht. »Wir kümmern uns um sie, wenn sie rauskommt.«
    Sloane öffnete die Wagentür und zog seine Pistole. »Gehen wir.«

    Lacey war nicht sic her, ob sie tatsächlich ein Geräusch von der Treppe her gehört hatte. Alte Häuser hatten manchmal ein Eigenleben. Sie spürte jedoch, daß sich die Atmosphäre im Zimmer verändert hatte, als wäre das Thermometer schlagartig gefallen. Lottie Hofmann bemerkte es auch; Lacey sah es an ihren Augen.
    Später wurde ihr klar, daß es die Gegenwart des Bösen war, das sich
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