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Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um
Autoren: Mary Higgins Clark
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der Fahrstuhl den achten Stock passierte und nach oben fuhr. Sie konnte gerade noch unbemerkt auf die Feuertreppe flüchten, bevor sie gesehen wurde.
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    Tim Powers erwartete sie unten im Treppenhaus. Er drückte ihr ein paar zusammengefaltete Geldscheine in die Hand und schob ihr ein Handy in die Manteltasche. »Es wird eine Weile dauern, bis sie die Gespräche auf diesem Apparat zurückverfolgen können.«
    »Tim, ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.« Laceys Herz pochte. Sie spürte, daß sich das Netz zusammenzog.
    »Draußen wartet ein Taxi mit offener Tür auf Sie«, sagte Tim.
    »Lassen Sie die Kapuze auf.« Er drückte ihr die Hand. »In 6 G
    trifft sich mal wieder die ganze Familie zum Brunch. Da kommen gleich viele Leute ins Haus. Vielleicht können Sie unbemerkt rausschlüpfen. Jetzt aber los.«
    Der Taxifahrer war offenbar verärgert, weil er warten mußte.
    Der Wagen fuhr ruckartig an, so daß Lacey nach hinten geschleudert wurde. »Wohin wollen Sie, Miss?«
    »Great Neck, Long Island«, sagte Lacey.

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    »Ich hoffe, Mom ist hier, bevor Lacey zurückruft«, sagte Kit besorgt.
    Sie saßen mit dem Pastor im Arbeitszimmer des Pfarrhauses und tranken Kaffee. Das Telephon stand neben Kit.
    »Sie kommt bestimmt in zehn Minuten«, beruhigte Jay sie.
    »Sie war gerade auf dem Sprung, weil sie Alex in New York zum Brunch treffen wollte.«
    »Mom ist wegen dieser Sache nur noch ein Nervenbündel«, erklärte Kit dem Priester. »Sie weiß, daß ihr die Bundesanwaltschaft den Vorwurf macht, sie hätte ihre Tochter verraten, was einfach lächerlich ist. Sie hat nicht einmal mir erzählt, wo Lacey gelebt hat. Sie würde einen Anfall kriegen, wenn wir sie jetzt nicht mit Lacey sprechen ließen.«
    »Falls sie zurückruft«, wandte Jay ein. »Vielleicht hat sie gar keine Möglichkeit dazu.«

    War sie verfolgt worden? fragte sich Lacey. Schwer zu sagen.
    Ein schwarzer Toyota folgte dem Taxi in gleichbleibendem Abstand.
    Vielleicht doch nicht. Sie seufzte erleichtert auf. Der Wagen hatte die erste Ausfahrt nach dem Midtown Tunnel genommen.
    Tim hatte den Code für das Handy auf die Rückseite des Apparats geklebt. Lacey wußte, daß Kit und Jay im Pfarrhaus auf ihren Anruf warteten, aber es wäre ihr lieber gewesen, wenn sie sich die benötigte Information auf anderem Wege besorgen könnte. Sie brauchte Straße und Hausnummer der Wohnung von Max Hofmann, wo – hoffentlich seine Frau nach wie vor lebte.
    Lacey mußte dort hinfahren und mit ihr reden und alles
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    herauskriegen, was sie über das Gespräch ihres Mannes mit Heather Landi wußte.
    Lacey beschloß, es zunächst bei der Telephonauskunft zu versuchen. Sie wählte und wurde gefragt, welche Eintragung sie brauchte.
    »Max Hofmann, Great Neck. Die Adresse habe ich nicht.«
    Es folgte eine Pause. »Auf Wunsch des Teilnehmers dürfen wir diese Nummer nicht herausgeben.«
    Es herrschte nicht viel Verkehr, und Lacey merkte, daß sie sich bereits Little Neck näherten. Great Neck war der nächste Ort. Was sollte sie tun, wenn sie dort ankamen und sie dem Fahrer keine Adresse nennen konnte? Sie wußte, daß er eigentlich keine so weite Fahrt aus Manhattan heraus hatte machen wollen. Und was sollte sie tun, wenn sie zu Mrs.
    Hofmanns Wohnung kam und die Frau nicht zu Hause war oder nicht aufmachte?
    Und was, wenn sie doch verfolgt wurde?
    Sie rief noch einmal im Pfarrhaus an. Kit meldete sich sofort.
    »Mom ist gerade hergekommen, Lacey. Sie möchte unbedingt mit dir sprechen.«
    »Kit, bitte…«
    Ihre Mutter war schon am Apparat. »Lacey, ich habe keiner Menschenseele gesagt, wo du wohnst!«
    Sie ist so aufgeregt, dachte Lacey. Es ist schwer für sie, aber ich kann jetzt einfach nicht mit ihr über die ganze Sache reden.
    Doch zum Glück sagte ihre Mutter dann: »Jay muß mit dir reden.«
    Sie hatten gerade die Stadtgrenze von Great Neck erreicht.
    »Welche Straße?« erkundigte sich der Fahrer.
    »Fahren Sie einen Augenblick rechts ran«, erwiderte Lacey.
    »Lady, ich habe nicht vor, meinen Sonntag hier draußen zu verbringen.«
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    Laceys Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ein schwarzer Toyota hatte abgebremst und bog auf einen Parkplatz ein. Sie wurde tatsächlich verfolgt. Kalter Schweiß trat ihr aus allen Poren. Dann seufzte sie erleichtert auf, als ein junger Mann mit einem Kind ausstieg.
    »Lacey?« meldete sich Jay besorgt.
    »Jay, kannst du mir die Adresse der Hofmanns in Great Neck geben?«
    »Lacey, ich habe keine
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