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Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um
Autoren: Mary Higgins Clark
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Ahnung, wo ich sie herbekommen soll. Ich müßte ins Büro fahren und herumtelephonieren, bis ich jemand finde, der sie weiß. Ich habe Alex angerufen. Er kannte Max sehr gut. Er hat die Adresse irgendwo auf seiner Weihnachtskartenliste und will sie heraussuchen.«
    Zum ersten Mal in ihrem grauenhaften monatelangen Martyrium empfand Lacey absolute Verzweiflung. Sie stand so kurz vor dem Ziel, des Rätsels Lösung war zum Greifen nah, und jetzt befand sie sich in einer Sackgasse. Dann hörte sie Jay fragen: »Was könnten Sie tun, Pater? Nein, ich weiß nicht, welches Beerdigungsinstitut es war.«
    Pater Edwards nahm sich der Sache an. Während Lacey noch einmal mit ihrer Mutter sprach, telephonierte der Pastor mit zwei Beerdigungsinstituten in Great Neck. Er stellte sich vor und bediente sich einer kleinen Notlüge: Ein Mitglied seiner Gemeinde wolle eine Beileidskarte für Mr. Max Hofmann schicken, der im Dezember vor einem Jahr verstorben sei.
    Vom zweiten Beerdigungsinstitut erhielt er die gewünschte Auskunft. Ja, man habe die Beisetzung von Mr. Hofmann arrangiert und sei gern bereit, Pater Edwards die Adresse zu nennen.
    Jay gab sie an Lacey weiter. »Ich spreche später mit euch allen«, sagte sie. »Aber erzählt um Himmels willen niemandem, wo ich hin will.«
    Das Taxi fuhr wieder an. Zumindest hoffe ich, daß ich später
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    mit euch sprechen kann, dachte Lacey, als der Taxifahrer in eine Tankstelle bog, um sich nach dem Weg zum Adams Place Nr.
    10 zu erkundigen.

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    Es machte Detective Ed Sloane rasend, neben Nick Mars sitzen und so tun zu müssen, als sei alles in Ordnung - »Brüder sind wir alle«, wie es in dem Kirchenlied heißt, dachte er verbittert.
    Sloane war sich darüber im klaren, daß er auf der Hut sein mußte, damit Nick nicht irgendwelche unterschwelligen Zeichen von Feindseligkeit aufschnappte, aber er schwor sich, aus seinem Herzen keine Mördergrube zu machen, wenn alle Karten auf dem Tisch lagen.
    Gegen elf Uhr fünfzehn, unmittelbar nach der Besprechung mit Baldwin, begannen die beiden mit der Überwachung des Apartmenthauses an der 70. Straße Ost.
    Nick hatte dafür natürlich kein Verständnis. Während er in der Nähe des Hauses einparkte, klagte er: »Ed, wir verschwenden unsere Zeit. Du glaubst doch nicht im Ernst, daß Lacey Farrell jetzt wieder ihren alten Job antritt und hier Eigentumswohnungen verkauft?«
    Sehr komisch, mein Junge , dachte Sloane. »Auf den Riecher von einem alten Hasen kann man sich verlassen, das weißt du doch, Nick«, erwiderte er betont freundlich.
    Nach wenigen Minuten sahen sie eine Frau in einem langen Kapuzenmantel aus dem Haus kommen und in ein wartendes Taxi steigen. Sloane konnte ihr Gesicht nicht erkennen, und der Mantel war weit geschnitten, so daß auch ihre Figur unsichtbar blieb. Allerdings kam ihm ihre Art, sich zu bewegen, so bekannt vor, daß sich ihm die Nackenhaare sträubten.
    Und sie schonte ihr rechtes Bein. Der Bericht aus Minnesota erwähnte, daß Lacey Farrell sich gestern im Fitneßstudio offenbar den Fuß verstaucht hatte.
    »Fahren wir«, befahl Sloane. »Sie sitzt in diesem Taxi.«
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    »Du machst wohl Witze! Hast du übersinnliche Fähigkeiten, oder verschweigst du mir was, Ed?«
    »Ich verlaß mich nur auf meinen Riecher. Der Anruf bei ihrer Mutter kam aus einer Telephonzelle fünf Straßen weiter.
    Vielleicht hat sie einen Freund in dem Haus. Sie war oft genug hier.«
    »Ich melde es im Revier«, sagte Nick.
    »Nein, noch nicht.«
    Sie folgten dem Taxi durch den Midtown Tunnel auf den L.I.E. Nick Mars witzelte gern darüber, daß die Abkürzung für den Long Island Expressway alles sagte: LIE – Lüge. Er lachte, als er den Scherz wieder mal zum besten gab.
    Sloane hätte ihn am liebsten darauf hingewiesen, wie gut die Initialen auf ihn selbst paßten. Statt dessen sagte er: »Nick, du bist der beste Beschatter, den wir haben.«
    Das stimmte. Nick konnte einem Wagen bei jedem Verkehr unauffällig folgen; nie kam er zu nah heran, manchmal überholte er, dann wechselte er wieder auf die langsamere Spur und ließ den Verfolgten vorbeifahren. Es war eine Begabung und ein echtes Plus für einen Polizisten. Und für einen Gauner, dachte Sloane grimmig.
    »Was meinst du, wo fährt sie hin?« fragte Nick.
    »Das weiß ich gena usowenig wie du«, erwiderte Sloane.
    Dann beschloß er, ihn ein wenig zu provozieren: »Ich habe immer vermutet, daß Lacey Farrell noch eine Kopie von Heather Landis Tagebuch für sich
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