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Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um
Autoren: Mary Higgins Clark
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heimtückisch anschlich und den Raum durchdrang – so real, daß es fast mit Händen zu greifen war.
    Dasselbe Schaudern hatte sie gepackt, als sie sich im Wandschrank versteckte und Curtis Caldwell nach dem Mord an Isabelle die Treppe herunterkam.
    Dann hörte sie es wieder. Ein kaum wahrnehmbares Geräusch, aber nicht zu verkennen. Das bildete sie sich nicht ein! Jetzt war sie ganz sicher, und ihr Herz fing wie wild an zu pochen. Jemand war auf der Treppe! Ich werde sterben, dachte
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    sie.
    Sie sah die Angst in Mrs. Hofmanns Augen und legte warnend den Finger auf die Lippen. Er kam ganz langsam die Treppe herunter und spielte Katz und Maus mit ihnen. Lacey sah sich im Zimmer um. Die einzige Tür lag direkt neben der Treppe. Es gab keinen Fluchtweg. Sie saßen in der Falle!
    Ihr Blick fiel auf einen gläsernen Briefbeschwerer, der auf dem Kaffeetisch lag. Er war etwa so groß wie ein Baseball und sah schwer aus. Sie konnte nicht danach greifen, ohne aufzustehen, und das wollte sie nicht riskieren. Statt dessen berührte sie Mrs. Hofmann an der Hand und deutete auf den Briefbeschwerer.
    Von Laceys Platz aus war nur die untere Hälfte der Treppe zu überblicken. Da stand der Mann jetzt. Durch die gedrechselten Holzstäbe sah Lacey einen auf Hochglanz polierten Schuh.
    Mit zitternder Hand griff Lottie Hofmann nach dem Briefbeschwerer und reichte ihn Lacey. Lacey stand auf, holte aus, und als der Mörder, den sie als Caldwell kannte, in voller Größe zu sehen war, schleuderte sie ihm den Briefbeschwerer mit aller Kraft gegen die Brust.
    Die schwere Glaskugel traf Caldwell direkt oberhalb des Magens, als er sich gerade anschickte, die letzten Stufen hinunterzueilen. Durch die Wucht des Aufpralls geriet er ins Stolpern, so daß er die Pistole fallen ließ. Lacey machte sofort einen Satz vorwärts, um sie mit einem Tritt außer Reichweite zu befördern, während Mrs. Hofmann auf wackligen Beinen zum Ausgang hastete und die Tür aufriß. Sie schrie.
    Detective Sloane stürzte an ihr vorbei in die Diele. Gerade als sich Savaranos Finger um die Waffe schlossen, trat ihm Sloane fest auf das Handgelenk. Hinter ihm stand Nick Mars, zielte auf Savaranos Kopf und wollte gerade abdrücken.
    »Nicht!« schrie Lacey.
    Sloane wirbelte herum und schlug seinem Partner gegen die
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    Hand, so daß die Kugel, die für Savaranos Kopf bestimmt war, dessen Bein traf. Er heulte auf vor Schmerz.
    Wie betäubt beobachtete Lacey, wie Sloane dem Mörder Isabelle Warings Handschellen anlegte, während draußen die Sirenen herannahender Polizeiautos schrillten. Endlich richtete sie ihren Blick auf die Augen, die sie seit Monaten bis in ihre Träume verfolgten. Eisblaue Iris, glanzlose schwarze Pupillen –
    die Augen eines Mörders. Aber dann erblickte sie etwas Neues darin.
    Angst.
    Plötzlich stand Bundesstaatsanwalt Gary Baldwin, umringt von seinen Mitarbeitern, vor ihnen. Er sah erst Sloane an, dann Lacey, dann Savarano.
    »Also sind Sie uns zuvorgekommen«, sagte er mit widerwilligem Respekt. »Ich hatte gehofft, daß wir als erste da sind, aber trotzdem – das war ganze Arbeit. Meinen Glückwunsch.«
    Er beugte sich über Savarano. »Hallo, Sandy«, begrüßte er ihn leise. »Ich habe nach Ihnen gesucht. Und der Käfig mit Ihrem Namen dran ist schon in Vorbereitung – die dunkelste, kleinste Zelle in Marion, dem ungemütlichsten Bundesgefängnis im Land. Dreiundzwanzig Stunden am Tag unter Verschluß.
    Einzelhaft selbstverständlich. Wahrscheinlich wird's Ihnen nicht gefallen, aber man kann ja nie wissen. Manche Leute bleiben in Einzelhaft nicht besonders lange bei Verstand, und dann spielt es keine Rolle mehr. So oder so, denken Sie darüber nach, Sandy. Ein Käfig. Nur für Sie allein. Ein winzig kleiner Käfig.
    Den haben Sie dann ganz für sich bis ans Ende Ihrer Tage.«
    Er richtete sich auf und wandte sich an Lacey. »Alles in Ordnung mit Ihnen, Miss Farrell?«
    Sie nickte.
    »Mit dem hier nicht.« Sloane ging auf Nick Mars zu, der kalkweiß geworden war, und nahm ihm die Pistole ab. Dann
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    öffnete er die Jacke seines Partners und holte dessen Handschellen heraus. »Beweismittel stehlen ist schlimm genug.
    Aber Mordversuch ist noch um einiges schlimmer. Du weißt ja, wie's gemacht wird, Nick.«
    Nick legte die Hände auf den Rücken und drehte sich um.
    Sloane fesselte ihn mit seinen eigenen Handschellen. »Jetzt sind es wirklich deine, Nick«, sagte er mit finsterem Lächeln.

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    Da Jimmy Landi den
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