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Siebenmeter fuer die Liebe

Siebenmeter fuer die Liebe

Titel: Siebenmeter fuer die Liebe
Autoren: Dora Heldt
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bitte nie, in Mackelstedt war alles besser. Ist das ein Angebot?«
    Ich sprang ihm regelrecht um den Hals. Ich würde so was von nett sein, dass es nur so krachte. Malente. Ein kleiner Ort mit einer großen Sportschule. Zehn Tage Handball-Training mit Bundesliga-Spielern und Super-Trainern. Sehr begehrt und sehr teuer. Und Paula Hansen bald mittendrin.
     
    Und jetzt stehe ich hier nett mit Johanna und sage, dass es mir in Mackelstedt besser gefallen hat.
    »Ich meine, ich kannte mich da besser aus, weißt du, ich verlaufe mich hier andauernd und   …«
    |16| Johanna sieht mich mitleidig an. »Das ist bestimmt ganz schön ungewohnt für dich. Wenn du willst, können wir jeden Morgen zusammen gehen, es ist ja derselbe Weg.«
    Ich nicke erleichtert, sie ist ganz okay, sie findet mich nett, das ist doch schon ein großer Schritt in Richtung Malente.

|17| Miss Wichtig und die anderen
    Als wir in die Klasse kommen, verstummt sofort das Gespräch. Sie haben über mich geredet, zumindest glaube ich das. Nicht alle natürlich, aber dieser Pulk am Fenster. Sie stehen zu viert um ein großes, dünnes, langhaariges, blondes Mädchen herum. Sie ist mir gleich aufgefallen, als ich zum ersten Mal in die Klasse kam. Sie sitzt ganz hinten und wickelt sich dauernd die Haare um die Finger, während sie mit arrogantem Blick Kaugummi kaut. Außerdem ist sie immer geschminkt, blaue Augen, rosa Lipgloss. Barbie lässt grüßen. Ich hätte sie auf mindestens 15 geschätzt, vielleicht ist sie das ja auch, was bedeuten würde, dass sie mindestens zweimal sitzen geblieben ist. Das kann ich mir wieder vorstellen. Seit ich hier bin, hat sie nicht ein einziges Mal im Unterricht was gesagt. Dafür trägt sie bauchfreie T-Shirts und hat einen Rucksack in Pink. Aber anscheinend ist sie Miss Wichtig, sie hat ständig ihr Gefolge hinter sich und ignoriert mich, wenn sie mich nicht gerade blasiert mustert.
     
    Johanna folgt meinem Blick und stößt mich an. »Sie hat tolle Haare, oder?«
    |18| Das blonde Gift hat sich die Spange aus dem Haar genommen und schüttelt die blonden Locken, die fast bis zur Taille fallen.
    »Hm?«
    »Na, Jette. Guck doch mal hin.« Johanna sieht sehnsüchtig auf Miss Wichtig, die genau merkt, dass wir hinstarren, und jetzt affektiert kichert. Ich erhebe meine Stimme. »Och, ich bin froh, dass ich keine Blondine bin. Dein Rot finde ich viel schöner.«
    Zack. Blondies blaue Augen bohren sich in meine. Frost legt sich um uns. Ich denke an Malente und lächele sie an. Nett. Sehr nett. Die Klingel rettet mich, ich drehe mich zu meinem Tisch um. Betont langsam schiebt sich das Gift an mir vorbei, nicht ohne meine Tasche von der Lehne zu schubsen. Da ich den Reißverschluss nie schließe, entleert sich der gesamte Inhalt im Gang.
    »Oh, sorry.« Sie haucht es mehr, als sie es sagt, nicht ohne auf meinen besten Tintenroller zu treten, der hörbar knackt. Aus der Ecke kommt ein Kichern, Miss Wichtig bleibt stehen und sieht auf Johanna und mich hinunter, wie wir in der Hockstellung mein Zeug aufsammeln.
    »Das tut mir aber leid.«
    Sehr langsam stopfe ich Hefte, Tempos, Bücher und die restlichen Stifte zurück in die Tasche und stehe noch langsamer auf. Johanna bleibt unten und findet noch meinen Radiergummi.
    »Macht gar nichts. Kann ja passieren.«
    |19| Alles für zehn Tage Handball-Camp. Dabei wären mir richtig gute Antworten eingefallen. Aber ich soll mich bemühen. Und deshalb lächele ich schon wieder. Und setze mich an meinen Tisch.
    »Johanna und Jette, bitte!« Frau Kruse unterrichtet Deutsch und Geschichte und steht bereits an der Tafel, von wo aus sie die Klasse beobachtet. »Was macht ihr denn da? Johanna, hast du jetzt alles?«
    Johannas Gesicht ist gerötet, schnell lässt sie sich auf ihren Stuhl fallen. »Entschuldigung, wir haben Paulas Tasche runtergeworfen.«
    »Wieso wir, das war   …« Der Fuß trifft mich am Knöchel, ich unterdrücke einen Schmerzensschrei und gucke meine Sitznachbarin wütend an. »Bist du   …?«
    »Paula und Johanna! Können wir bitte anfangen? Im Buch, Seite 154.«
    Während alle in ihren Büchern blättern, beuge ich mich zu Johanna und frage leise: »Was sollte das? Die Ziege hat meine Tasche doch extra runtergeschmissen. Wieso verteidigst du sie?«
    Johanna behält Frau Kruse im Blick und flüstert: »Quatsch. Ich verteidige sie nicht.«
    Nicht zu fassen! Die nette Johanna ist eine ängstliche Maus und Miss Jette Wichtig die Königin? Ich drehe mich zur letzten Reihe um.
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