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Siebenmeter fuer die Liebe

Siebenmeter fuer die Liebe

Titel: Siebenmeter fuer die Liebe
Autoren: Dora Heldt
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kleinen Teppich wird immer größer, die Stimme meiner Mutter klingt nicht so, als hätte sie Lust zu diskutieren. Ich gucke Anton an, der sich die Rückseite der Cornflakes-Packung durchliest, während er sich einen Löffel nach dem anderen in den Mund schiebt.
    »Na, Anton? Wie findest du eigentlich die neue Schule?«
    Meine Mutter stöhnt, dabei ist meine Stimme zuckersüß.
    Anton sieht hoch. »Gut.«
    |9| »Besser als in Mackelstedt?«
    »Noch nicht.«
    Ich schaue meine Mutter an. »Anton hat auch Heimweh. Ellen hat mir gestern eine SMS geschickt, dass unser Haus immer noch leer steht. Wir könnten wieder zurück.«
    Sie wirft die Papiertücher in den Abfalleimer und lässt sich auf einen Stuhl sinken.
    »Paula, ich kann es nicht mehr hören. Ich bin als Kind dauernd umgezogen, da wirst du es wohl auch mal schaffen. Papa ist jetzt ein halbes Jahr entweder im Hotel oder auf der Autobahn gewesen, das ist doch kein Leben. Jetzt sind wir doch wenigstens wieder alle zusammen.«
    »Na toll«, ich ziehe die Cornflakes vor Antons Nase weg, »und wo ist Papa jetzt?«
    »Er musste heute früher anfangen. Ausnahmsweise. Wir haben uns gestern Abend übrigens mal die Hamburger Handballvereine aus dem Internet ausgedruckt. Es gibt jede Menge, es ist leicht, was zu finden.«
    »Vergiss es.« Ich gieße die Milch mit so einem Schwung in die Schüssel, dass eine kleine Fontäne auf den Boden spritzt. Mr Bean springt sofort von der Fensterbank und erledigt das, unter dem genervten Blick meiner Mutter.
    »Ich spiele nicht mit so Großstadtzicken.«
    »Paula, du kannst dir doch wenigstens mal was ansehen.«
    |10| »Nein.« Ich schiebe die halb volle Schüssel zurück und stehe auf. »Entweder TuS Mackelstedt oder gar nichts. Ihr wolltet umziehen. Ich nicht. Und jetzt gehe ich in diese beknackte Schule, in der ich kein Schwein kenne.«
     
    Meine Mutter sieht mir vom Küchenfenster aus hinterher, da bin ich sicher. Also lasse ich die Schultern hängen und gehe mit schleppendem Gang los. Sie kann ruhig ein schlechtes Gewissen kriegen.
    Am Ende der Straße steigt ein großer Mann mit einer riesigen Sporttasche aus einem Auto. Er sieht von Weitem aus wie Heiner Brand, der Handballbundestrainer. Ich kneife die Augen zusammen und gehe ein bisschen schneller. Das wäre ja ein Hammer. Sicherheitshalber drehe ich mich noch mal zum Küchenfenster um. Nichts. Schultern hoch und los. Der Trainer geht auf einen Mann zu und gibt ihm die Hand. Ein Reporter? Der Tasche nach könnte es sein. Platz für Aufnahmegeräte und Fotoapparate. Ich bin noch nicht nah genug dran. Sie reden miteinander. Noch zwanzig Meter. Je näher ich komme, desto weniger sieht der Typ aus wie Heiner Brand. Er ist viel jünger, blonder und hat nicht mal einen Bart. Es war wohl doch nur die Sporttasche. Und die Größe. Na ja, aber ich habe
fast
den Bundestrainer gesehen. Er fährt weg, der andere bleibt stehen. Ich muss an ihm vorbei, grüße freundlich, sein Blick ist verwundert. An einer Ampel muss ich warten, Zeit genug, ihm |11| einen Blick über die Schulter zuzuwerfen. Ich bilde mir ein, seine Stimme zu hören: »Warte mal, bist du nicht   …? Natürlich, ich erkenne dich, das ist doch Paula Hansen vom TuS Mackelstedt? Ich werde verrückt. Halt!«
    Natürlich warte ich, schließlich ist die Ampel immer noch rot. Schon steht er neben mir.
    »Die berühmte Paula Hansen. Ich bin Sportjournalist und ein riesiger Fan von dir. Ich habe alle Spiele von dir gesehen, ah, das 8: 0 damals gegen Kiel, oder das 12: 11 in der letzten Minute gegen Oldenburg, das waren Sternstunden des Frauenhandballs, aber was um alles in der Welt tust du hier?«
    Ich lege beruhigend meine Hand auf seinen Arm und sehe ihn bezwingend an. »Das kann ich Ihnen nicht in zwei Minuten erklären, aber ich habe ein Problem. Sogar ein großes. Ich kann im Moment nicht spielen, so wie es aussieht, noch lange nicht. Man hält mich hier gefangen, fernab von Sporthallen und Handbällen.«
    »Nein!« Der Reporter schreit es fast. »Das geht nicht. Du musst spielen! Ich werde dir helfen, ich habe Kontakte, warte ab, überlass alles uns. Wir holen dich zurück nach Mackelstedt.«
    »Ich muss gehen.«
    »Warte. Morgen früh, dieselbe Zeit, derselbe Ort.«
    »Ja.« Ich brülle ihm die Antwort begeistert entgegen und knalle mit voller Wucht in einen Rücken. Mein Gesicht ist umgeben von rotem Haar. Wir springen im |12| selben Moment auseinander und sehen uns erschrocken an.
    Die gute Nachricht ist, dass ich sie
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