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Siebenmeter fuer die Liebe

Siebenmeter fuer die Liebe

Titel: Siebenmeter fuer die Liebe
Autoren: Dora Heldt
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Jette hat ihr Wallehaar wieder in die Glitzerhaarspange gezwängt und lächelt mich zuckrig an. Ich lächele noch zuckriger zurück, nicht ohne mich darauf zu freuen, was mir so alles einfallen wird,
nachdem
ich in Malente war.
    |20| Wir sollen eine Kurzgeschichte schreiben, zum Thema ›Herbst‹. Das ist doch ein Zeichen, denke ich, nach den Ferien ist bald Herbst und dann kann sich Missis warm anziehen.
     
    Nach dem Pausenklingeln folge ich Johanna in den Schulhof. Wir setzen uns mit unseren Broten auf eine Bank, die unter einer riesigen Trauerweide steht. Kurz danach kommt das Mädchen auf uns zu, das vor uns sitzt. Johanna sieht ihr entgegen.
    »Hallo Frieda, soll ich rutschen?«
    »Ja«, schwer atmend lässt sie sich fallen. Frieda hat kurze braune Haare, trägt eine kleine runde Brille und ist ziemlich pummelig. Sie hat so gar nichts von den Jettes und Vanessas dieser Welt. Die Hose ist zu kurz und zu eng, der braune Pullover sieht aus wie ein Sack und solche Schuhe trägt noch nicht mal meine Tante Ilse. Und das will was heißen.
    Plötzlich merke ich, dass Frieda mich mit ihren klaren blauen Augen mustert. Sie weiß genau, was ich gerade gedacht habe, da bin ich mir sicher und merke, dass ich rot werde. Frieda hält ihren Blick auf mich gerichtet. »Und? Alles gesehen?«
    Sie klingt weder beleidigt noch sauer. Ich huste verlegen und suche nach irgendeinem netten Satz, doch bevor er mir einfällt, wendet sich Frieda an Johanna. »Hast du vielleicht noch ein Brot übrig? Ich habe meins liegen gelassen.«
    Ich strecke ihr sofort meine Dose entgegen. »Hier |21| bitte, nimm, mit Käse und Tomate, ich habe immer zu viel mit.«
    »Danke.« Sie lächelt kurz und fängt an zu essen, vielleicht nimmt sie das als Entschuldigung an. Die beiden sitzen schweigend nebeneinander und kauen, eigentlich wollte ich von Johanna wissen, was das mit Jette sollte. Vielleicht geht es auf dem Nachhauseweg. Frieda schnippt sich ein paar Krümel von der Hose, was es auch nicht besser macht, und sieht mich wieder an. Sie hat richtig schöne Augen. Allerdings sieht man das nur, wenn sie ihre dicke Brille abnimmt, um sie zu putzen. So wie jetzt.
    »Hast du dich schon eingelebt?«
    »Ach, ich wohne ja erst zwei Wochen hier, das kann ich noch gar nicht richtig sagen. Ich muss mich erst an die ganzen neuen Lehrer und Schüler gewöhnen.«
    »Wenn du irgendwo Probleme hast, kannst du ja Bescheid sagen.« Sie klappt die Brotdose wieder zu und gibt sie mir. »Ich kann dir dann helfen.«
    »Was für Probleme meinst du?«
    Ich kann sie ja bitten, Jette zu verprügeln. Bevor ich den Gedanken zu Ende denken kann, mischt sich Johanna ein.
    »Frieda ist die Klassenbeste. Sie hat mir im letzten Schuljahr meine Mathezensur gerettet. Und sie ist überall so gut.«
    Frieda grinst ein bisschen schief und kratzt sich am Kopf. »Na ja, bis auf Sport. Da muss ich mir langsam mal was ausdenken.«
    |22| Ich betrachte sie erneut, diesmal unauffälliger. Sie ist wirklich ziemlich dick, sportlich sieht sie nicht gerade aus. Trotzdem frage ich betont harmlos: »Wieso? Magst du keinen Sport?«
    Johanna dreht sich weg, Frieda winkt frustriert ab. »Ich hasse diesen Sportunterricht. Entweder machen wir Geräteturnen oder Leichtathletik. Kannst du dir vorstellen, wie ich auf einem Schwebebalken hänge? Oder am Stufenbarren? Und ich kriege schon Seitenstechen, wenn ich den Sportplatz nur sehe, Laufen und Weitsprung kann ich genauso wenig.«
    In Mackelstedt haben wir in jeder Stunde etwas anderes gemacht, Svenja Petersen hat auch mit uns Handball gespielt. Sie ist eine tolle Sportlehrerin. Aber ich soll nicht von der alten Schule schwärmen, Malente ist das Zauberwort. Also schiebe ich meine Gedanken beiseite und antworte: »Geräteturnen kann ich auch nicht leiden.«
    Frieda guckt mich verzweifelt an. »Aber ich habe eine Fünf in Sport. Und wenn ich die nicht wegbekomme, darf ich nicht Geige lernen.«
    »Geige?«
    »Frieda ist auch noch supermusikalisch.« Johanna sieht sie mitleidig an. »Sie spielt schon Flöte und Klavier und Herr Gross, unser Musiklehrer, hat ihr jetzt vorgeschlagen, noch Geigenunterricht zu nehmen. Das will sie jetzt unbedingt und   …«
    »Mein Vater spielt Tennis und rudert und kann nicht verstehen, dass er so ein dickes, unsportliches Kind |23| hat.« Frieda seufzt. »Und deshalb hat er beschlossen, dass ich nur zur Musikschule darf, wenn ich eine Drei in Sport kriege. Das schaffe ich nie.«
    Da hat sie ein echtes Problem, das sehe ich
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